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Mr. Hunderttausend Volt!

Mr. Hunderttausend Volt!

Titel: Mr. Hunderttausend Volt!
Autoren: Edna Schuchardt
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Kapitel 1
    Aus den Boxen dröhnten die Beats, so laut, dass die Gläser, die in der Nähe der riesigen Discbox standen, klirrten und im Takt mithüpften. Die Vögel im Garten waren schon vor zwei Stunden vor Schreck verstummt, als der Bassgitarrist sein Instrument an den Verstärker angeschlossen und ein paar Übungsakkorde gezupft hatte. Inzwischen hatten die gefiederten Freunde wahrscheinlich nicht nur den Garten oder das Viertel verlassen, sondern waren aus der Stadt in die umliegenden Wälder geflüchtet.
    Es wurde getanzt, klar. Wild, ungestüm, ausgelassen, verzückt von den Rhythmen, die direkt in den Kopf hämmerten. Über allem ein verdächtig süßlich riechender Qualm, den auch der Duftmix aus Parfüm, Deo und Schweiß nicht überdecken konnte. Auf zusammengeschobenen Tischen an der Schmalseite des Zimmers stand ein halb leergefuttertes Büffet und daneben die verschiedensten Alkoholika, die in verwirrend vielen Flaschen auf der improvisierten Bar aufgebaut waren, beziehungsweise überall herumstanden.
    "Das ist die verrückteste Fete, die ich seit Jahren mitgemacht habe." Chrissy Jefferson musste brüllen, damit ihre Freundin Jessie sie verstand. "Was sich hier herumtreibt, sind die schrägsten Typen von ganz Denver und Denver County. Ich wusste gar nicht, dass hier überhaupt so heiße Typen wachsen."
    "Die meisten von ihnen kommen von der Uni in Geneva", dämpfte Jessie die Begeisterung ihrer Freundin. "Sie verleben hier ihre Semesterferien und arbeiten nebenbei auf den Farmen oder in den Shops rund um Cherry-Creek und South-Plate-Riverstate. Ich glaube kaum, dass du hier einen Jungen antreffen wirst, der aus Denver-Mainshill stammte."
    Chrissy Jefferson verzog das Gesicht, lächelte aber sofort wieder als sie bemerkte, dass ein blonder Jüngling versuchte, mit ihr zu flirten. Jessie überließ die Freundin ihrem Spiel und schlenderte an das Büffet, vor dem sich ein paar Leute zu einer aufgeregten Diskussionsrunde zusammengefunden hatten. Es ging um Umwelt- und Naturschutz, für den sich drei Männer in Jeans und Batik-Shirts stark machten. Ihre Kontrahenten, zwei glattrasierte Scheitelträger, die mit Sicherheit später mal Papis Konzern erben und Menschen dann nur noch als flexibles Büromaterial ansehen würden, plädierten für das Wirtschaftswachstum, das ihrer Meinung nach über den Belangen der Natur stand und den Menschen viel mehr Gutes einbrachte als irgendein verschlammtes Biotop.
    "Ihr seid echt bescheuert!", stellte einer der Naturburschen ärgerlich fest. "Wahrscheinlich würdet ihr wie unser Expräsident am liebsten sämtliche Wälder abholzen, damit sie nicht mehr brennen können."
    Die Antwort der Studenten hörte Jessica nicht mehr, weil genau in dem Moment, als die beiden die Münder aufmachten, jemand den Stecker aus der Musikanlage zog. In die plötzliche Stille brach die laute Stimme eines jungen Mannes, der sich, um gehört zu werden, auf einen Stuhl gestellt hatte.
    "Achtung, Achtung, Freunde! And now we are proud to present: Unser Superduo!" Beifallheischend blickte er in die Runde und klatschte dabei in die Hände.
    Da anscheinend jeder wusste, welches Duo gemeint war, begann die Horde auch umgehend begeistert zu applaudieren.
    "Hey, Jessie, wo steckst du?", schrie der junge Mann noch lauter. "Komm, schnapp dir das Mikro und sing uns was!"
    "Ich bin ja schon da." Lachend bahnte Jessica sich einen Weg durch die dicht gedrängten Reihen der Gäste und ging zu dem jungen Mann, der inzwischen vom Stuhl gestiegen war. Statt seiner, saß hier jetzt ein blonder Musiker, dessen Aussehen stark an den verstorbenen Countrysänger John Denver erinnerte. Eine wahrscheinlich gewollte Ähnlichkeit, die durch die runde Brille noch verstärkt wurde.
    Er grinste Jessie an, während er an seiner Folkgitarre zupfte. Als sie zu ihm trat, griff er einen volltönenden Akkord, der in das Vorspiel eines bekannten Countrys mündete.
    Jessica sang. Ihre Stimme hatte einen warmen, dunklen Klang, der an blauen Samt denken ließ, aber auch einen hellen, zwitschernden Klang annehmen konnte, wenn es die Melodie verlangte. Ohne die geringste Mühe gelang es ihr, ihre Zuhörer einzufangen und in ihren Bann zu ziehen, dass sie ihr mit offenen Mündern und strahlenden Augen lauschten.
    Der Gitarrist wechselte zu einem schnellen, fröhlichen, ja fast übermütig klingenden Song, der die Partygäste sofort auf die provisorische Tanzfläche trieb. Jessies Stimme, der rasche Takt des Countrys heizten die Stimmung an
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