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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen
Autoren: Chris Mooney
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Schneesturm.
    Sie zuckte blinzelnd zurück. Alles war wieder klar. Ein Trugbild. Aber wodurch war es entstanden? Ihr Herz schlug unregelmäßig, ihr Gesicht fühlte sich so trocken an wie ihre Zunge. War es der Durst? Oder war doch ein Gift in dem Waschwasser gewesen, das sie benutzt hatte?
    Links von ihr erstreckte sich eine endlose Wasserfläche. Auch auf der anderen Seite schwappte Wasser an die Felsen. Auf einer kleinen vorgelagerten Insel stand ein Leuchtturm.
     
    Zwischen Darby und dem Ufer lag eine steile Halde aus Felsblöcken. Sie hatte keine Wahl, sie musste hinab.
    Erst als sie bereits halb unten war, entdeckte sie die Stufen, die in die Steine gehauen worden waren. Erleichtert stellte sie fest, dass sie nicht schwimmen musste, um zum Leuchtturm zu gelangen. Doch das Wasser, durch das sie watete, war kalt genug, um Knochen zu Eis erstarren zu lassen. Es reichte ihr fast bis zur Hüfte. Sie war froh, als sie die nächste Treppe erreichte. Mühsam schleppte sie sich hinauf. Ihr Kopf dröhnte.
    Die Tür des Leuchtturms war verschlossen. Gern hätte sie die Schlüssel ausprobiert, doch der Bund war verschwunden. Sie wusste nicht, ob sie ihn fallen lassen oder weggeworfen hatte.
    Nach vier kräftigen Stößen mit der Schulter flog die Tür auf.
    Vor ihr eine eiserne Wendeltreppe, über ihr der heulende Wind. Sie schaute in einen Lagerraum mit leeren Regalen.
    Dann erklomm sie zitternd die Treppe. Ihr Atem stand in Wolken in der kalten Luft.
    Auf halbem Weg gab es einen weiteren Raum mit einer umgestürzten Pritsche und einem verrosteten AM -Radio. Hier war es wärmer als draußen. Sie schloss die Tür, hörte den Wind durch die Ritzen pfeifen und stellte die Pritsche wieder auf. Darby streckte sich darauf aus, starrte an die dunkle Decke und dachte nach.
    Wo war sie? Irgendwo an der Ostküste. Aber wo genau? Auf einer Insel? Sie hatte weder Häuser noch Fahrzeuge gesehen. Nichts als Wald, das Meer und den Leuchtturm.
    Verzweiflung schnürte ihr Herz zusammen. Sie schloss die Augen und beachtete sie nicht weiter. Mach einen Plan. Warte auf den Sonnenaufgang. Hoffe auf einen sonnigen Tag und geh dann weiter. Die Gegend konnte nicht völlig unbewohnt sein. Sarah Casey hatte ihr ein Tablett mit Essen hingestellt. Und irgendwoher mussten die Lebensmittel schließlich kommen. Darby dachte unablässig an Sarah und ihren Vater. Sie konnte nur beten, dass die beiden noch am Leben waren – noch den Willen dazu hatten. In Jack Casey schien er bereits gebrochen. Und seine Tochter? Würde sie durchhalten, wenn ihr Vater starb? Mit dieser Frage im Kopf schlief Darby ein.
     
    Sie träumte, dass Coop sie rettete. Er kam mit einem Geschwader von Hubschraubern, die über dem Leuchtturm schwebten. Bewaffnete Männer seilten sich zu ihr ab.
    Coop saß auf dem Rand der Pritsche und stieß sie an.
    «Ich bin wieder bei dir», sagte er. «Ich habe dich gefunden.»
    Er nahm sie in die Arme, küsste ihre Wange und ihr Haar und hielt sie fest, während alles aus ihr herausbrach. Erst schluchzte sie nur, dann weinte sie hemmungslos wie ein Kind. Sein Hals war nass von ihren Tränen. An seiner Brust schrie sie sich ihren Schmerz aus dem Herzen.
    Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, sah sie plötzlich Jack Caseys zerschlagenes Gesicht vor sich. Aus seiner Nase und den Ohren rann Blut. Und aus den Augen.
    «Jede Glückssträhne endet irgendwann», sagte er. «Sie müssen nun nach Hause.»
    Darby setzte sich im Dunkeln auf, sah einen Lichtschein unter der Tür hindurchkriechen. Hörte Schritte.
    «Miss McCormick? Miss McCormick? Sind Sie dadrin?»
    Sie schlich zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit, spähte die Wendeltreppe hinab. Im hellen Sonnenlicht stand ein ganz in Schwarz gekleideter Mann, der durch das Zielfernrohr seiner HK -Maschinenpistole spähte. Sein Partner befand sich direkt hinter ihm. SWAT stand in strahlend weißen Buchstaben auf seinem Rücken.
    Wie hatten sie …? Der GPS -Sender in ihrem Arm. Sergey oder die Feds hatten das Signal aufgefangen und eine Einsatztruppe hergeschickt.
    Nur mit Mühe konnte sie die Worte aus ihrer trockenen Kehle pressen.
    «Nicht schießen», krächzte sie heiser. Mit erhobenen Händen trat sie aus der Tür. «Nicht schießen.»
    Der hintere Mann drehte sich zu ihr um, ließ die Waffe sinken und sagte: «O mein Gott.»

84. Kapitel
    Die SWAT -Männer legten sich Darbys Arme über die Schultern und trugen sie aus dem Leuchtturm. Der Wind blies ihr ins Gesicht und riss an ihrem Haar;
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