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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)
Autoren: Jack Finney
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einfach ein wenig Glauben schenken könnten, wäre ich Ihnen sehr verbunden.«
    Und schon hatte er mich an der Angel; ich war natürlich sehr gespannt. »Einverstanden. Es ist zehn vor zwölf; wollen wir etwas zusammen essen? Ich kann etwas früher hier Schluss machen.«
    »Schön, aber lassen Sie uns nicht hier drinnen miteinander reden. Wir können unterwegs ein paar Sandwiches kaufen und sie im Park essen. Okay? Es ist nicht allzu kühl.«
    »Ich hole meinen Mantel und bin gleich wieder zurück«, sagte ich und nickte ihm zu. »Irgendetwas an Ihnen irritiert mich jedoch.« Ich zögerte, besah mir eingehend diesen liebenswürdigen und gleichzeitig entschlossen aussehenden, kahlköpfigen kleinen Mann, dann musste ich es einfach loswerden. »Und Sie wissen sicher genau, was es ist. Tatsächlich haben Sie das hier bereits einige Male routinemäßig durchgespielt. Alles, einschließlich des besorgten Blicks.«
    Er grinste und schnippte leicht mit den Fingern. »Und ich dachte, ich sei perfekt. Nun, dann muss ich wieder vor dem Spiegel üben. Holen Sie Ihren Mantel; wir verlieren nur Zeit.«
    Wir gingen in nördlicher Richtung die Fifth Avenue hinauf, vorbei an unglaublichen Gebäuden aus Glas und Stahl, Glas und emailliertem Metall, Glas und Marmor, und an älteren Häusern aus mehr Stein als Glas. Eine erstaunliche Straße, einfach unbegreiflich; ich werde mich nie an sie gewöhnen können und frage mich, ob das überhaupt jemals jemand kann. Gibt es irgendwo sonst noch einen Ort auf der Welt, wo sich riesige Wolkenansammlungen vollständig in den Fenstern der Hauswand eines einzigen Gebäudes spiegeln können, die dann immer noch mehr fassen könnten? Heute genoss ich es besonders, draußen auf der Fifth zu sein; die Temperatur lag etwas über zehn Grad, eine angenehme spätherbstliche Kühle erfüllte die Luft. Es war fast Mittag, hübsche Mädchen kamen aus den Bürogebäuden gesprungen, an denen wir vorbeigingen, und ich bedauerte, dass ich die meisten von ihnen niemals kennenlernen, ja, dass ich mich nicht einmal mit ihnen unterhalten würde. Der kleine kahlköpfige Mann neben mir sagte: »Ich werde Ihnen jetzt erzählen, weshalb ich hier bin; dann können Sie von mir aus Fragen stellen. Vielleicht werde ich sogar einige von ihnen beantworten. Aber alles, was ich Ihnen wirklich erzählen kann, wird gesagt sein, noch bevor wir die 56th Street erreicht haben. Ich habe es bereits über dreißigmal getan, doch leider bislang noch immer nicht recht herausgefunden, was ich tun kann, damit es nicht verrückt klingt. Also.
    Es gibt da ein Projekt. Wir sollten es einfach ein Projekt der US-Regierung nennen. Geheim, natürlich; wie alles, was die Regierung heutzutage betrifft. Nicht nur meiner Meinung nach, sondern auch der einer Handvoll anderer Leute ist es wichtiger als alle Nuklear-, Weltraum-, Satelliten- und Raketenprogramme zusammen, obwohl es sehr viel kleiner ist. Ich sage Ihnen ganz offen, dass ich nicht einmal andeuten kann, worum es bei diesem Projekt geht. Und Sie würden es ganz gewiss nicht erraten können. Ich kann Ihnen versichern, dass nichts, was die Menschen in ihrer gesamten verrückten Entwicklungsgeschichte jemals unternommen haben, dem an Faszination auch nur annähernd gleicht. Als ich zum ersten Mal von diesem Projekt erfuhr, konnte ich zwei Nächte lang nicht schlafen, und ich meine das nicht im übertragenen Sinn; ich meine, ich konnte tatsächlich nicht schlafen. Und bevor ich in der dritten Nacht dann schließlich einschlafen konnte, brauchte ich einen Schuss in den Arm, obwohl ich angeblich zu den ewig phantasielosen Menschen gehöre. Habe ich Ihre Aufmerksamkeit gewonnen?«
    »Ja. Wenn ich Sie recht verstehe, haben Sie etwas gefunden, das interessanter als Sex ist.«
    »Sie werden möglicherweise dahinterkommen, dass ich nicht übertreibe. Ich glaube, eine Fahrt zum Mond ist verglichen mit dem, wozu sich Ihnen vielleicht die Möglichkeit bieten wird, beinahe langweilig. Es ist wahrscheinlich das größte Abenteuer überhaupt. Ich würde alles, was ich besitze oder jemals besitzen werde, dafür geben, an Ihrer Stelle sein zu dürfen. Das war’s, Freund Morley. Ich kann Ihnen noch mehr erzählen und werde das auch tun, aber das ist es eigentlich, was ich Ihnen sagen wollte. Noch eines vielleicht: ohne dass Sie etwas dafür getan oder geleistet haben, lediglich durch reines, dummes Glück sind Sie dazu eingeladen, an diesem Projekt teilzunehmen. Sich ihm hinzugeben. Blindlings. Sie kaufen die
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