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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)
Autoren: Jack Finney
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der ich gerne gelten würde.«
    »Wo haben Sie damals gespielt? Ich kann mich nicht mehr daran erinnern.«
    Die Ampel schaltete auf Grün, und wir traten vom Gehweg auf die Straße. »West Point.«
    »Ich wusste es! Sie sind in der Army!«
    »Ja.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nun, es tut mir leid, aber da müssen schon ganz andere als Sie kommen. Ich schätze, Sie bräuchten fünf durchtrainierte MPs, um mich wieder dorthin zurückzuschleppen. Ich würde mich mit Händen und Füßen dagegen wehren. Was immer Sie mir auch verkaufen wollen, wie faszinierend es auch sein mag, ich will es nicht. Die Aussicht auf schlaflose Nächte bei der Army ist nicht verlockend genug, Prien; das kenne ich nur zu gut.«
    Auf der anderen Straßenseite überquerten wir den Fußweg und wandten uns einem Kiesweg des Central Park zu, den wir auf der Suche nach einer freien Bank hinunterschlenderten. »Was stört Sie denn an der Army?«, fragte Rube mit gespielter Unschuld.
    »Sie sagten vorhin, das hier dauere eine Stunde, aber ich bräuchte allein für die Kapitelüberschriften eine Woche.«
    »Okay, Sie müssen ja nicht zur Army! Melden Sie sich bei der Marine; wir machen aus Ihnen alles, was Sie wollen, vom Bootsmaat bis zum Kapitänleutnant. Oder Sie treten dem Innenministerium bei; Sie könnten mit einem eigenen Smokey-the-Bear-Hut Förster werden.« Prien fand Gefallen an seinen Scherzen. »Melden Sie sich bei der Post, wenn Sie wollen; wir machen Sie zu einem Inspektor und verpassen Ihnen ein Abzeichen und die Befugnis, andere wegen irgendwelcher Postdelikte zu verhaften. Ich meine das ernst. Suchen Sie sich irgendeinen Zweig innerhalb des Staatsapparates heraus, den Sie mögen, außer im Außenministerium oder dem diplomatischen Korps. Und wählen Sie sich einen Titel, der Ihnen zusagt, solange es kein gewähltes Amt ist, mit einem Jahresgehalt von bis zu zwölftausend. Denn, Si – sind Sie damit einverstanden, dass ich Sie Si nenne?«, fragte er mit plötzlicher Ungeduld.
    »Natürlich.«
    »Nennen Sie mich Rube, wenn Sie mögen. Si, es spielt keine Rolle, wer Sie bezahlt. Wenn ich sage, es ist geheim, dann stimmt das auch. Unser Budget ist auf viele Büros und Abteilungen verteilt, unsere Leute werden überall auf allen möglichen Dienstplänen geführt – nur nicht bei uns. Offiziell existieren wir nicht, und, um Ihre Frage endlich zu beantworten, ja, ich bin noch immer Mitglied der U.S. Army, doch nähere ich mich der Pensionierung. Ich mag die Army, so exzentrisch sich das auch anhören mag. Doch meine Uniform ist längst weggepackt, ich muss nicht mehr salutieren, und der Mann, von dem ich die meisten Befehle entgegennehme, ist ein freigestellter Historiker von der Columbia University. Es wird ein wenig kühl sein auf den Bänken hier im Schatten; lassen Sie uns einen Platz in der Sonne suchen.«
    Wir ließen uns etwa zehn Schritt vom Weg entfernt an einem großen schwarzen Felsen nieder. Dort setzten wir uns an die Sonnenseite, lehnten uns an den warmen Felsen und öffneten unsere Sandwichpakete. Im Süden, Osten und Westen ragten die Hochhäuser von New York hoch in den Himmel, beugten sich drohend über den Park wie eine Streitmacht, bereit, über den Rasen herzufallen, um ihn mit Beton zuzupflastern.
    »Sie müssen damals in der Grundschule gewesen sein, als Sie von Flying Rube Prien, dem wieselflinken Quarterback, hörten.«
    »Vermutlich; ich bin jetzt achtundzwanzig.« Ich biss in mein Sandwich. Es schmeckte sehr gut; das Fleisch war dünn geschnitten und hatte wenig Fett, und das Brot war dick damit belegt.
    Rube sagte: »Achtundzwanzig am elften März.«
    »Das wissen Sie also auch?«
    »Es steht in Ihren Unterlagen bei der Army. Aber wir wissen auch Dinge, die dort nicht stehen; wir wissen, dass Sie vor zwei Jahren geschieden wurden und auch warum.«
    »Macht es Ihnen etwas aus, es mir zu erzählen? Ich habe den Grund nämlich niemals herausgefunden.«
    »Sie würden es nicht verstehen. Wir wissen auch, dass Sie in den letzten fünf Monaten mit neun Frauen aus waren, aber nur mit vier mehr als einmal. Dass sich dies in den letzten sechs Wochen mehr und mehr auf eine konzentriert hat. Allerdings glauben wir nicht, dass Sie schon wieder für eine neue Ehe bereit wären. Sie glauben vielleicht, dass Sie das sind, wir meinen aber, dass Sie eigentlich Angst davor haben. Sie haben zwei Freunde, mit denen Sie gelegentlich essen gehen; Ihre Eltern sind tot, Sie haben keine Brüder oder Schwest…«
    Mein Gesicht war rot
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