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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)
Autoren: Jack Finney
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König Artus’ Hof« erschienen, in dem er seinen Protagonisten mittels eines Schlags auf den Kopf in die Vergangenheit befördern ließ. Und ein Jahr davor, 1888, war »Ein Rückblick aus dem Jahr 2000«, ein sozialutopischer Roman von Edward Bellamy herausgekommen. Es folgten seither – vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als sich die Science Fiction als Literatur auf dem Markt etabliert hatte – zahllose Romane und Erzählungen, in denen das Thema Zeitreise in allen denkbaren Varianten durchgespielt wurde, und es waren immer wieder herausragende Werke darunter. 1899 H. G. Wells selbst, der das Thema in »Wenn der Schläfer erwacht« von neuem aufgriff; Antoni Slonimski 1924 mit »Der Zeittorpedo«; A. E. van Vogt 1950 mit »Beherrscher der Zeit«; Clifford D. Simak 1951 mit »Tod aus der Zukunft«; Wilson Tucker 1958 mit »Die Lincoln-Jäger«; Poul Anderson 1965 mit »Korridore der Zeit«; Michael Moorcock 1966 mit »I.N.R.I. oder die Reise mit der Zeitmaschine«; Brian W. Aldiss 1967 mit »Kryptozoikum«; Philip K. Dick mit »Warte auf das letzte Jahr«; Robert Silverberg mit »Die Mörder Mohammeds« und »Flucht aus der Zukunft«; John Brunner 1969 mit »Die Zeitsonde«; David Gerrold 1973 mit »Zeitmaschinen gehen anders«; Sergej Snegow 1978 mit »Der Ring der Gegenzeit«; Gregory Benford 1980 mit »Zeitschaft«; Jerry Yulsman 1984 mit »Elleander Morning«. Damit sind aus der Fülle der Zeitreise-Romane die wichtigsten Titel herausgegriffen. Hinzu kommen zahllose Erzählungen, die das Thema aufgreifen; die besten haben Brian W. Aldiss und R. A. Lafferty geschrieben – und Jack Finney, wie die eingangs erwähnte Story »The Third Level«.
    Auch deutsche Autoren trugen zu dem Subgenre Bemerkenswertes bei: So Carl Grunert 1908 mit »Pierre Maurignacs Abenteuer«; Wilhelm Bastine 1915 mit »Die wiedergefundene Zeitmaschine«; Egon Friedell 1946 mit »Die Reise mit der Zeitmaschine«; Clark Darlton (d. i. Walter Ernsting) 1956 mit »Die Zeit ist gegen uns« und 1957 mit »Raum ohne Zeit«; Carl Amery 1974 mit »Das Königsprojekt« und 1986 mit »Die Wallfahrer«; Fred Hubert 1975 mit »Zeitsprung ins Ungewisse«; Reinmar Cunis 1979 mit »Zeitsturm«. Auch ich habe mich in meinen Erzählungen und Romanen wie etwa »Der letzte Tag der Schöpfung« oder »Das Cusanus-Spiel« mit viel Vergnügen diesem Thema gewidmet.
     
    Die Methoden, um jemanden von einer Zeit in eine andere zu verfrachten, sind äußerst vielfältig, je nach Lust und Laune bzw. Phantasie des Autors. War es bei Mark Twain ein Holzschlegel, so ist es bei H. G. Wells eine Maschine – ein komfortables Transportmittel, denn einer Maschine traut man, technikgläubig wie wir Menschen des technischen Zeitalters nun einmal sind, fast alles zu. Darin sind ihm die meisten Autoren gefolgt – nicht so Jack Finney. Sein Protagonist versetzt sich sozusagen durch Geisteskraft in die gewünschte Zeit: durch Autosuggestion und Selbsthypnose. Allerdings wird ihm Hilfestellung gewährt, indem das Ambiente der Zielzeit respektive des Zielorts im Hier und Jetzt simuliert wird, um so etwas wie einen Berührungspunkt zu schaffen, ein Durchgangstor zu öffnen. (Ich gestehe, dass ich mich von der faszinierenden Idee des Ambiente-Präparierens habe inspirieren lassen für »Das Cusanus-Spiel«. Mich auf die Kraft von Autosuggestion und Selbsthypnose zu verlassen, habe ich indes nicht gewagt, sondern raumzeitliche Phänomene für den Transit bemüht.)
    Wie viel die einzelnen Autoren auch in die Erkundung ihrer Zeitlandschaften an Recherche investiert haben, keiner von ihnen war so detailversessen wie Jack Finney. Mit dieser übertriebenen Sorgfalt stellt er sich freilich da und dort selbst ein Bein, denn über der Schilderung von Einzelheiten kommt der Fluss der Handlung manchmal fast zum Erliegen. Andererseits gelingt es ihm dadurch, die Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert unglaublich lebendig werden zu lassen. Allein die Beschreibung der Kleidung, der Hüte, der Schuhe, der Kutschen und Pferdebahnen, aber auch die Nuancen der sozialen Abstufung in Gesten und Sprache, in Benehmen und Habitus sind sorgfältig akzentuiert. Ganz zu schweigen von dem akribischen Studium der Architektur New Yorks, etwa wann welches Gebäude errichtet wurde. Ich vermag es nicht nachzuprüfen, ob alles korrekt ist, aber der Autor ruft auf wundersame Weise im Leser ein Gefühl der Stimmigkeit hervor. Es gelingt ihm tatsächlich, eine vergangene Welt zum
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