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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie
Autoren: Jack McDevitt
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nie gesagt, aber es steckte zweifellos ein Körnchen Wahrheit darin. Dave hingegen hätte zwar mit Mark Aurel sprechen können, aber er hätte es nicht annähernd so genossen, wäre nicht Shel — oder irgendjemand — dabei gewesen, mit dem er die Erfahrung teilen konnte. Folglich beschloss er, dass nun, da Shel und Helen fort waren, die Zeitreisen ein Ende haben sollten.
    Ihm reichte es nicht, einfach mit Hemingway zu reden. Er hätte mit ihm im Krankenwagen sitzen wollen, hätte bei Ausbruch des zweiten Weltkriegs mit ihm deutsche U-Boote jagen wollen. Aber er wollte es nicht genug, um es auch tatsächlich zu tun. Tief im Herzen war Dave ein schüchterner Mensch. Er wäre nie einfach hingegangen und hätte Tom Paine und Ben Franklin und Molly Pitcher und all den anderen Leuten die Hand geschüttelt.
    Seine Karriere als Kunsthändler langweilte ihn, also sah er sich nach einem neuen Betätigungsbereich um. Das State Department war an seinen Diensten als Übersetzer interessiert, und die CIA hatte ihm ebenfalls ein Angebot gemacht. Sie hatten ihm nicht verraten, was sie von ihm wollten, abgesehen von dem Hinweis, dass man sich seiner Sprachkenntnisse zu bedienen gedachte. Er fand nie heraus, wie sie erfahren hatten, dass er zur Verfügung stand.
    Er stellte fest, dass er nicht einfach nur auf der Veranda vor dem Haus sitzen konnte. Aber keiner dieser Jobs sagte ihm zu. Er wollte nicht den Rest seines Lebens in einem Büro zubringen. Das war kaum die passende Umgebung für einen Mann, der mit Voltaire gesprochen und Cesare Borgia ausgetrickst hatte.
    Am Ende erzählte er Katie alles. Und er musste sie irgendwohin bringen, um ihr zu beweisen, dass er die Wahrheit sagte.
    Und so brachte er Katie nach Ambrose, Ohio, genau wie Helen. Um elf Uhr an einem wunderschönen Septembermorgen des Jahres 1906. Sie liebte den Ort, und so verbrachten sie den größten Teil des Tages in Ambrose, sahen die Züge vorbeirollen, tranken Kaffee in Sadie's Cafe und saßen eine Weile auf dem Stadtplatz.
    »Wohin möchtest du als Nächstes?«, fragte er. »Was möchtest du sehen?«
    Zuerst widerstrebte es ihr, das zwanzigste Jahrhundert zu verlassen. Sie sahen sich Abbott und Costello im Variete an, genossen während des zweiten Weltkriegs in der Innenstadt von Philadelphia einen Auftritt von Fred MacMurray und suchten während der Jazzära ein paar Pubs auf. Katie konnte sich von Anfang an für die Zeitreisen begeistern. »Oh, Dave, sieh dir die Straßenbahn an.« »Dave, wenn wir öfter herkommen, muss ich meine Garderobe vergrößern.« »Ich liebe Benny Goodman.«
    Das Ziel der ersten Reise, die sie aus der Sicherheitszone herausführte, war Tombstone, Arizona, im Jahr 1881, und Dave hatte das Glück, erneut Calamity Jane zu begegnen. Katie verschönerte für ein paar Tage das Leben von Wyatt Earp. Sie lernten Virgil Earp und Doc Holliday kennen und fuhren mit der Postkutsche von Fayetteville nach Fort Smith. Danach gab es für Katie kein Zurückhalten mehr.
    Aber Dave fehlte etwas. Und schließlich fand er auch heraus, was es war.
    Nach einer langen Nacht in Tiberius' Rom beschlossen sie, ein römisches Badehaus zu besuchen, was sich für zwei Menschen aus Philadelphia als recht gewagtes Unterfangen erwies. Das Gelände, auf dem das Badehaus stand, beherbergte die Statue einer Kriegerin, und auf dem Weg hinaus hielten sie inne, um die mit Helm und Schwert angetane Figur zu bewundern. »Großartig«, sagte Helen.
    »Das ist Minerva.«
    »Ja.«
    Als sie wieder in Davids Haus waren, sagte Katie, die Amerikaner hätten die Fähigkeit verloren, sich zu amüsieren.
    »Wir sehen fern«, entgegnete Dave.
    Ihre Augen glänzten. »Was machen wir morgen?«
    »Du entscheidest.«
    »Ich? Ich weiß doch nicht, was es da gibt. Aber wenn du willst, bin ich voll und ganz damit zufrieden, noch einmal in das Badehaus zu gehen.«
    »Was würde deine Mutter nur dazu sagen?«
    »Ich glaube, sie würde wollen, dass du noch einen von diesen Q-Pods organisierst.« Sie zwinkerte ihm zu. »Alles in Ordnung, Dave? Das war doch nicht zu viel für dich, oder?«
    »Nein, mir geht's gut.«
    »Und warum ...?«
    »Warum was?«
    »Du machst nicht den Eindruck, als hätte der Abend dir gefallen.«
    »Tja.« Er setzte sich, und sie ließ sich neben ihm auf das Sofa plumpsen.
    »Wo liegt das Problem?«
    Dave wollte immer noch der ganzen Welt von seinen Erfahrungen erzählen. Gespräche mit Cäsar. Ein Abend mit Attila (na schön, nein, das war nie geschehen), Mittagessen
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