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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis
Autoren: David S. Garnett
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in die Flucht.
    Wie vom Donner gerührt sah Attila XXI. zu, wie seine Streitkräfte in wilder Flucht an ihm vorbeihasteten und wie die kleine Gruppe, die noch bei ihm gewesen war, sich ihnen anschloß. Sein Zauberer aber hielt ihm die Treue, und als der erste speerschwingende Krieger bis auf zehn Fuß an sie herangekommen war, jagte er ihm mit seinem Zauberstab den Kopf von den Schultern. Er mußte noch ein weiteres Dutzend von ihnen umbringen, bevor sie seinen König in Ruhe ließen. Dann waren sie alle vorbeigerannt, Große wie Kleine. Manche rannten den Soldaten nach, andere die Hänge hinauf zu den Leuten, die zugesehen hatten. Einige von den Zuschauern waren beim Auftauchen der Schwarzen sofort geflohen. Sie hatten Glück gehabt.
    Bald blieben nur noch König Attila XXI. sein Zauberer und ein paar andere, die direkt dabeigestanden hatten, als einzige Überlebende übrig. Die König kratzte sich am Bart. Er sah auf seine Drittbeste Krone herunter, die zu Boden gefallen war, als er sich geduckt hatte, um einem geschleuderten Speer auszuweichen.
    „Seltsam“, sagte er.
     
    Die Szene:
    Ein Raum: hoch, breit, rechteckig, verlassen bis auf:
    Den, der Erster genannt wird. Er hört ohne Unterbrechung dem Bericht zu und sieht sich die Bilder auf dem kleinen Schirm an, der eingebaut ist in:
    M ASCHINES abgestufte obere Fläche.
    „… daß sie nicht echt waren. Es war mir klar, daß sie das nicht sein konnten. Weichplastik – und innen Hebel, Rädchen, Federn und ähnliches Zeug. Wie im Innern einer Uhr. Weniger als eine Stunde danach bin ich zurückgegangen, um einen zur näheren Untersuchung zu holen – das erschien mir schneller, als Nachricht nach unten zu geben –, aber sie waren alle weg.“
    Sie hört auf zu sprechen, und Erster sagt, genau wie jemand anders einige hundert Kilometer östlich und einen halben Kilometer in vertikaler Richtung bemerkt hatte: „Seltsam.“
    „Allerdings“, stimmt ihm Fell zu, dessen Bild zu sehen ist.
    „Und du hast keine Ahnung, um was es sich da handelt?“
    „Nein.“
    „Anders kann es nicht gewesen sein?“
    „Da er ebenfalls umgekommen ist, erscheint das unwahrscheinlich.“
    „Und wenn nicht – wie kommt es dann, daß er sich nicht wie du gerettet hat?“
    Fell zuckt seine Zwergenachseln.
    „Das wäre alles“, sagt Erster, und der winzige Bildschirm verblaßt.
    Erster ist von der Nachricht nicht überrascht. M ASCHINE sagte es ihm, und dann sagte er es M ASCHINE , und jetzt ist es geschehen. Bald wird M ASCHINE es ihm wieder sagen müssen.
    „Was hältst du davon?“ fragt er.
    M ASCHINE antwortet: „Da sie eine schwarze Hautfarbe haben, sollen diese Uhrwerkmenschen offensichtlich Neger darstellen – die Menschen, die früher in Afrika gewohnt haben. Die Kleinen sollten für Pygmäen gehalten werden, eine Rasse, deren erwachsene Männer weniger als einhundertfünfzig Zentimeter groß waren. Ihre normalen Waffen waren Pfeil und Bogen. Wie Sie sehen, sind ihre Androiden kleiner als die Pygmäen selbst. Was die Großen betrifft, so bin ich der Meinung, daß dies Zulus sein sollen, ein Stamm aus Südostafrika, und das wiederum ist von dem tropischen Regenwald weit entfernt, den die Pygmäen früher bewohnt haben. Ich bin der Ansicht, daß es eher Zulus sind als, sagen wir mal, Massai, und zwar wegen der kurzen Speere, die viele von ihnen getragen haben.“
    „Androiden“, sagt Erster, mehr zu sich selbst als zu M ASCHINE . Uhrwerkmenschen. „Die wirklichen Zulus waren nicht so groß wie die von heute?“
    „Nein. Eine Übertreibung, genau wie die Pygmäen.“
    „Gibt es noch etwas, was wir von ihnen wissen?“
    „Zur Zeit nicht.“
    „Werden wir noch weitere Zwischenfälle dieser Art erleben?“
    „Ich verfüge noch nicht über diese Information.“
    Was bedeutet, daß Erster es ihr nicht gesagt hat. Noch nicht.
     
     
    Martin Fell packte seinen Kommunikator weg. „Das wäre alles“, hatte Erster gesagt. Aber Fell wußte, daß es noch nicht alles war. Wahrscheinlich war es nur der Anfang.
    Erster war anscheinend nicht einmal überrascht gewesen, als er es ihm erzählte; es gab nichts, was ihn zu überraschen schien.
    Müde setzte sich Fell in seinem engen Zimmer im Palast auf das Bett. Er war Attilas ,Zauberer’, aber das Zimmer, das ihm zustand, war nicht besser als das einer Küchenmagd. Auf der anderen Seite, überlegte er sich säuerlich, hält der König von Küchenmägden mehr als von mir. Und das vielleicht zu Recht. Schließlich, dachte er,
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