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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B
Autoren: Jonathan Tropper
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Melodie vor mich hin, als ich im Dunkeln auf Alison stieß, die am Küchenbüfett auf einem Hocker saß und nachdenklich heißen Tee schlürfte. Sie trug ein Sweatshirt und Shorts, und ihr glattes Haar war untypischerweise verworren. »Hey«, sagte ich und musste an Chucks Bemerkung mit den zehn Jahren denken.
    »Hey«, sagte sie.
    Ich schenkte mir ein Glas Orangensaft ein und zog mir einen Hocker heran. »Wo ist Jack?«
    »Er schläft«, sagte sie und lächelte mich schüchtern an, womit sie meine Vermutung von eben bestätigte.
    »War das das erste Mal?«, fragte ich. »Für euch beide, meine ich.«
    Sie nahm noch einen Schluck. »Das war das erste und das zweite Mal«, antwortete sie mit einem verschmitzten Grinsen, aber dahinter verbarg sich eine gewisse Traurigkeit.
    »Was stimmt denn nicht?«, fragte ich. »Ist zehn Jahre Vorspiel zu viel, als dass man jetzt danach leben könnte?«
    Wieder lächelte sie. »Nein, das ist es nicht.«
    »Was denn dann?«
    »Er hat mich gefragt, ob ich mitkommen und mit ihm zusammenleben will.«
    »Wie, nach Hollywood?«
    »Ja.«
    »Das ist ja großartig«, fand ich, aber Alison schlürfte nur an ihrem Tee. »Ist das denn nicht großartig?«
    »Ich habe nein gesagt«, erzählte sie.
    »Oh.«
    Sie seufzte tief auf. »Ich denke, nachdem ich mich all die Jahre danach gesehnt habe, dass er sich für mich entscheidet, bin ich jetzt endlich bereit für etwas Neues. Wir sind hierhergekommen, um ihn von seinen Drogen zu befreien, aber ich glaube, ich bin auch hierhergekommen, um mich von ihm zu befreien.«
    »Du weißt, dass er dich liebt«, sagte ich.
    »Ja, ich weiß. Und ich liebe ihn auch. Aber er wird nie das sein, als was ich ihn haben wollte, nämlich der Jack, den ich kannte, bevor er ›Jack Shaw‹ wurde.« Sie machte mit den Fingern eine Geste, um die Anführungszeichen anzudeuten. »Und er wird mich niemals so lieben, wie ich geliebt werden will. Er hat jetzt einen Schock erlitten, nachdem er gemerkt hat, dass er irgendwie verändert ist, und das macht ihm Angst, daher will er, dass ich bei ihm bin, dass ich ihm irgendwie beweise, dass er immer noch derselbe ist, der er immer war. Aber das ist er nicht, und so sehr ich ihn auch liebe, ich kann nicht einfach mit ihm mitkommen, nur weil er Angst hat. Ich habe etwas Besseres verdient als das.« Sie sah mich an.
    »Du hast darüber nachgedacht«, sagte ich.
    »Ja«, sagte sie. »Und ich werde meine Entscheidung vermutlich in Frage stellen, sobald er fort ist, werde mich verwünschen, dass ich nicht mit ihm mitgegangen bin, aber im Augenblick bin ich mir sicher, dass ich das Richtige tue. Er und ich sind jetzt im Grunde genommen in derselben Lage. Wir werden beide nach anderen Möglichkeiten suchen, uns in der Welt zurechtzufinden. Er ohne seinen Koks, und ich ohne ihn.«
    »O Mann«, sagte ich, während ich mich langsam von dem erholte, was sie eben zu mir gesagt hatte. »Das muss so hart für dich sein.«
    »Ja«, sagte sie. »All die Jahre, in denen ich mir nichts sehnlicherwünschte, als dass er mir sagt, dass er mich will. Und jetzt will er mich, und ich will nicht mit ihm mit. Ich muss verrückt sein.«
    »Du klingst ziemlich rational. Wie hat er es aufgenommen?«
    »Ganz gut. Wir hatten Sex.«
    »Nachdem du nein gesagt hattest?«
    Sie lachte. »Du hast doch nicht etwa geglaubt, nach zehn Jahren würde ich nicht wenigstens einmal kosten wollen.«
    »Schlampe«, sagte ich grinsend. »Weißt du was, du würdest dich wundern, wie ähnlich ihr beide, du und Chuck, euch manchmal seid.«
    »Bitte«, sagte sie. »Ich bin schon deprimiert genug.«
    Ich trank aus und stand auf. »Ich leg mich schlafen«, sagte ich und gab ihr einen flüchtigen Kuss.
    »Ben?«
    »Ja?«
    »Wir haben das Richtige getan. Für Jack, meine ich.«
    »Sieht so aus«, sagte ich.
    »Meinst du, er wird irgendwann wieder was mit Drogen anfangen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich glaube nicht, aber andererseits hätte ich früher auch nicht geglaubt, dass er überhaupt je welche nehmen würde.«
    »Ja«, sagte sie. »Na ja, wenn er es tut, dann ist er damit allein. Ich habe eine strikte Einmal-im-Leben-Interventionspolitik.«
    »Da stimme ich dir zu«, sagte ich und stellte mein Glas in den Küchenausguss.
    »Gute Nacht«, sagte Alison.
    »Alles okay mit dir?«
    »Na klar.«
    »Na ja«, sagte ich und hielt im Türrahmen noch einmal inne. »Es klingt, als wüsstest du, was du tust.«
    »Ja«, antwortete sie sarkastisch. »Ich rede viel, wenn der Tag langist.
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