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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B
Autoren: Jonathan Tropper
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er nun gefeuert. Jack musste sich wie ein schamloser Scheinheiliger fühlen, ein typischer böser Bube aus Hollywood, der allen anderen die Schuld an seinen Problemen gab, der aus seinem Agenten den öffentlichen Sündenbock machte. Aus dieser Perspektive betrachtet, empfand ich auf einmal Mitleid mit Seward.
    »Willst du mich etwa feuern, Jack?«, fragte Seward ohne jede Spur von Emotion in seiner Stimme.
    »Ja«, sagte Jack. »Ich glaube, ich brauche einfach einen Neuanfang, verstehst du?«
    Seward nickte. »Neuanfang«, nickte er. »Na klar. Was auch immer. Wenn du glaubst, du kannst es besser, na dann …«
    »Es geht nicht darum, ob ich es besser kann, Paul«, beeilte sich Jack zu sagen.
    »Es ist reine Neugier, Jack«, sagte Seward, und in diesem Augenblick begriff ich, dass sein sorgfältig modulierter Tonfall nicht emotionslos war, sondern kochend vor Wut. »Glaubst du, es ist meine Schuld, dass du ein gottverdammter Kokser bist?«
    Alison schnappte nach Luft, und ich wollte schon einschreiten, aber Jack winkte mit einer Handbewegung ab. »Schon gut«, sagte er rasch. »Nein, Paul, ich glaube nicht, dass es deine Schuld ist. Du hast dich dafür eingesetzt, dass ich ganz nach oben komme, und ich habe die Sache nicht in den Griff bekommen. Aber jetzt muss ich versuchen, wieder nach vorn zu blicken, und ich muss clean bleiben.«
    »Was bin ich denn, ein gottverdammter Verkaufsautomat? Wenn du nichts mit Drogen machen willst, dann machst du eben nichts mit Drogen. Du bist eine echte Nervensäge, wenn du unter Drogen stehst. Du kotzt und heulst und richtest überall, wohin du gehst, eine Mordssauerei an. Wenn du von der Sucht loskommst, freut sich niemand mehr als ich.«
    »Ich brauchte Hilfe, Paul«, sagte Jack. »Ich brauchte jemanden,der mir sagt, dass ich außer Kontrolle geraten war. Ich brauchte jemanden, der mich stoppt. Aber du hast mir nur immer mehr beschafft.«
    »Ich habe dafür gesorgt, dass du jeden Tag gearbeitet hast«, erwiderte Paul, der sich schließlich doch zu Jack umwandte. »Wenn es mich nicht gegeben hätte, dann hättest du tagelang geschlafen, Besprechungen verpasst, Drehtermine verpasst. Die hätten dich abgeschossen!«
    »Ich brauchte keine Arbeit. Ich brauchte eine Pause von der Arbeit, um mit dieser Sache fertig zu werden.«
    »Wir hatten Verpflichtungen! Du hast Verträge unterzeichnet! Das hier ist kein verdammtes Spiel! Du kannst nicht einfach Time-out rufen und die Leute in den Studios sitzen lassen, die durchdrehen, während du in irgendeinen Kurort fliegst, um dich wieder in Form zu bringen.«
    »Ich hatte Probleme«, wiederholte Jack.
    »Du hast Millionen von Dollar gemacht, Jack!«, brüllte Seward.
    »Du auch, Paul«, sagte Jack. »Und du wolltest nicht riskieren, dass damit Schluss ist, selbst wenn das hieß, dass du zusehen musstest, wie ich mich langsam selbst umgebracht habe.«
    »Ich glaub’s einfach nicht«, sagte Paul, der sich nun erhob und vor Jack hinstellte. »Das hier ist ein Geschäft, Jack. Man erwartet von dir, dass du dich entsprechend anziehst und dich blicken lässt, wie jeder Profi. Du kümmerst dich um deine Probleme, wenn du Zeit dafür hast. Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich ein Profi bin, dass ich das, was ich mache, gut mache!«
    »Ich bitte dich nicht um eine Entschuldigung«, sagte Jack. »Ich bitte dich, dass du aus dem Vertrag aussteigst.«
    »Du undankbares Schwein!«, schrie Seward. »Ich hab dich ganz nach oben gebracht! Jeden gottverdammten Film, den du gedreht hast, jeden Dollar, den du gemacht hast, habe ich für dich ausgehandelt. Ich habe alles getan, und …«
    »Deshalb gebe ich dir ja nun auch die Chance, der Sache nach außen hin die Wendung zu geben, die du haben willst«, sagte Jack. »Nach dieser ganzen Geschichte mit meinem Verschwinden würde dir niemand Vorwürfe machen, wenn du mich nicht mehr vertreten willst. Du musst schließlich an deinen Ruf denken. Du bist deinen Verpflichtungen nachgekommen, und ich habe Mist gebaut.«
    »Du bist mir noch was schuldig, Jack«, sagte Seward, aber seine Energie ließ nun allmählich nach.
    »Ich weiß«, sagte Jack. »Du bekommst deine Prozente an
Blue Angel II
und
Im Fadenkreuz
. Diese beiden Deals hast du ausgehandelt.« Ich hielt es nicht für klug, in diesem Augenblick darauf hinzuweisen, dass Jack sein Honorar für
Blue Angel II
vor kurzem in einer Verhandlung hergegeben hatte und dass Sewards Prozente lediglich Kleingeld sein würden.
    »Ganz so einfach ist die Sache
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