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Zeit des Lavendels (German Edition)

Zeit des Lavendels (German Edition)

Titel: Zeit des Lavendels (German Edition)
Autoren: Petra Gabriel
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diesen Mauern weiter wachsen und gedeihen möge zum Lobe des Herrn und mit seinem Segen. Schwört, dass ihr treue Untertanen sein werdet der edlen Magdalena von Hausen und ihr folgen und sie ehren werdet in ihrem Wirken für das Reich des Herrn auf Erden. Und so sprechet mir nach: Ich schwöre ...«
    Katharina starrte mit zusammengepressten Lippen auf den Kirchenboden. Sie würde das nicht schwören. Niemals!
    Dann war auch sie an der Reihe, durch das Portal in die Sonne zu treten. Katharina hielt sich die Hand vor die Augen. Sie wollte so schnell wie möglich weg von hier. Da fühlte sie sich von hinten an der Schulter gepackt.
    »Na, dieser Murgel, das ist schon ein recht stattlicher Mann, was? Wusstest wohl nichts Besseres, als dein Hemd möglichst locker zu schnüren, damit dein Busen ihm fast ins Gesicht springt. Hoffst auf sein Bett?«
    Katharina stöhnte innerlich, als sie die leicht keifende Stimme hörte. Was hatte Jungfer Elisabeth nur gegen sie? »Hättest ihn wohl selber gern«, giftete sie zurück.
    »Lass das Mädchen in Ruhe, Elsbeth.« Das war die tiefe Stimme des Gerbermüllers.
    »Manchmal hast du schon ein arges Schandmaul.«
    Elisabeth starrte Katharina wütend an, besann sich dann aber eines Besseren, hängte sich bei ihrem Vater ein und würdigte sie keines Blickes mehr.
    »Aber ich muss schon sagen, ein Auftreten hat er wie ein Mann von Stand und Erziehung«, klärte sie ihren Vater auf.
    »Hast Recht, Mädel. Obwohl ich nicht weiß, worauf er sich nun gar so viel einbildet. Die Reformierten haben die Konstanzer Bischöfe mitsamt den Domherren schon lange aus ihrer eigenen Residenz vertrieben. Johann von Weetze hat also noch nicht einmal mehr seinen Bischofssitz und lebt in Meersburg. Den Konstanzer Münsterschatz verwalten die Ketzer. Und wenn du mich fragst, ich freue mich, dass die ganze Prasserei und Hurerei endlich ein Ende hat.«
    »Vater, wie kannst du nur solche Reden führen. Du klingst ja grad, als wärst du selbst ein Ketzer. Und das an solch einem Tag. Wo wir doch jetzt eine so gute neue Herrin haben. Eine, die das Wort der Kirche hochhält. Das sagen alle.«
    »Aber es ist diesmal nicht, wie es sich gehört.« Der Gerbermüller schüttelte bedenklich den Kopf. »Inzwischen weiß es doch jeder in der Stadt. Was war das schon für eine Wahl, die unser allergnädigster Bischof, sein Domherr Jakob Murgel und Dekan Markus Ditzlin da abgehalten haben? Es hat doch überhaupt keine richtige Wahl des Segginger Kapitels gegeben, so wie es seit hunderten von Jahren der Brauch ist. Der Bischof hat Magdalena von Hausen einfach bestimmt. Dabei wurde ihr bei der letzten Äbtissinnenwahl 1534 noch Kunigunde von Hohengeroldseck vorgezogen. Außerdem, wer weiß, ob ihr Bruder, der Canonicus zu Speyer, da nicht seine Hand im Spiele hatte. Oder der Herr Vetter, der Probst des Stiftes Ellwangen. Die heiligen Herren kennen und helfen einander. War es nicht auch ihr Bruder, der unsere neue Äbtissin nach dem Tode ihrer Eltern mithilfe einer großen Mitgift im Stift untergebracht hat? Nein, ich weiß nicht. Es ist diesmal einfach nicht so, wie es sich gehört. Sie stammt noch nicht einmal aus einer der freiadeligen Familien. Es sind völlig verdrehte Zeiten. Aber was erzähle ich dir da. Was versteht ein Weibsbild schon davon. Ihr Frauenvolk bleibt am besten im Haus und hinter dem Herd.«
    »Vater!« Jungfer Elisabeth konnte ihre Empörung kaum zügeln. Katharina hatte fast Mitleid mit ihr. Doch ihr schwirrte der Kopf von all dem, was sie gerade gehört hatte.
    Der Gerbermüller ignorierte den wütenden Blick seiner Tochter und sah sich um. »Wo ist denn eigentlich Konz? Ich hatte ihm zwar freigegeben, aber das heißt noch lange nicht, dass er sich so einfach davonmachen kann. Hier gibt es schließlich Weibsleut, das heut zum Tanz ausgeführt werden will. Ich alter Knochen hab nicht mehr die Kraft dazu.« Er schaute zu seiner Tochter hinunter und lachte dröhnend. Jungfer Elisabeth stieg die Röte in die Wangen.
    Katharina hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen zwischen all den Menschen, inmitten dieser schwitzenden Leiber, die aus der Kirche die Treppen hinunter auf den Münster-platz quollen, einander zulächelten, sich verneigten, Höflichkeiten austauschten. Sie hätte Jungfer Elisabeth sagen.können, wo Konz war. Er wartete wahrscheinlich schon am alten Steg am Rhein auf sie. Mit Konz konnte sie über alles reden. Und der Strom würde Ruhe in ihre wirbelnden Gedanken bringen. Konz war
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