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Zeit des Lavendels (German Edition)

Zeit des Lavendels (German Edition)

Titel: Zeit des Lavendels (German Edition)
Autoren: Petra Gabriel
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der Tag der Beichte würde kommen. Dessen war ich mir bewusst.
    Ich holte tief Luft. Noch nicht jetzt. Nein, noch lagen einige ungetrübte Jahre vor uns. Ich würde ihnen alles erzählen, wenn sie etwas älter waren — und hoffen müssen, dass sie mir verziehen.
    Plötzlich wurde es still. Das Kinderlachen, das murmelnde Geräusch ihrer Stimmen hatte abrupt aufgehört. Ich sah mich um. Thomas stand wie eine Statue am Ufer und rührte sich nicht. Ich sprang auf, so schnell ich konnte, um zu ihnen zu laufen, um zu sehen, was passiert war.
    Und da stand er. Wie einst im Schatten eines Baumes, beobachtete er uns. Ich hatte ihn nicht kommen hören. Meine Füße waren wie festgenagelt, wollten sich nicht rühren. Konz Jehle von der Niedermühle war zu mir gekommen. Ich blinzelte mit den Augen, glaubte jeden Moment aus diesem Traum erwachen zu müssen. Doch das wollte ich nicht.
    Er sagte nichts, stand einfach nur da, mit der einen Schulter gegen den Stamm des Baumes gelehnt. Ich werde diesen Anblick nie vergessen. Zögernd ging ich einige Schritte. Dann konnte ich nicht mehr weiter. Ich wünschte und fürchtete zugleich, dass es ein Traum war. Ich hatte solche Angst vor der Verachtung, die vielleicht in seinen Augen zu lesen sein könnte.
    »Papa, Papa ist wieder da, komm schnell, Anna, komm schon, da oben steht Papa!« Der jubelnde Schrei meines Sohnes riss mich aus meiner Erstarrung. Thomas rannte die Uferböschung hinauf, stolperte, fing sich, krabbelte auf allen vieren, um so schnell wie möglich zu ihm zu kommen. Anna, das Mädchen mit den Augen ihres Vaters, stapfte zögernd hinterher. Sie traute der Sache nicht so recht. Thomas hatte die Böschung erklommen, stürmte weiter und warf sich direkt in die weit geöffneten Arme seines Vaters. Der nahm ihn auf, drückte ihn an sich, barg den Kopf unseres kleinen Sohnes an seiner Schulter.
    Da sah ich seinen Blick. Er schaute mich an, über den Kopf von Thomas hinweg. In seinen Augen stand Unsicherheit, Angst und eine ebenso große Sehnsucht, wie ich sie fühlte. In diesem Moment wusste ich, mein Mann war heimgekommen.
    Worte waren nicht notwendig, die würden später folgen. So ging ich ebenfalls zu ihm.
    Eine ganze Ewigkeit lang sahen wir uns nur an. Dann streckte Konz seine Hand aus. Ich nahm sie. Und mein Herz fand Frieden. Endlich Frieden.
     
    ENDE

Nachwort
    M agdalena von Hausen hat wirklich gelebt, ebenso wie Thomas Leimer und Dorothea Offenburg. Auch einen Rebellen namens Konz Jehle von der Niedermühle hat es gegeben, genauso wie die meisten anderen Personen in diesem Buch. Katharina, ihr Mann, ihre Kinder und die alte Nele sind meine freie Erfindung. Denn dies sollte keine geschichtliche Abhandlung werden, sondern vor allem ein Roman über ein Frauenschicksal und das Leben der Menschen, wie es sich vor rund 450 Jahren in einer bewegten Zeit abgespielt hat.
    Im Wesentlichen haben sich die äußeren Ereignisse so zugetragen, wie ich sie beschrieben habe. Allerdings habe ich mir hin und wieder die Freiheit genommen, sie zeitlich geringfügig zu verändern. So viel ist überliefert: Magdalena von Hausen war Fürstäbtissin, es gab in ihrer Zeit als junges Stiftsfräulein einen Prozess gegen sie, weil sie dem reformatorischen Gedankengut nahe stand. Und sie hat Thomas Leimer, den zur Reformation konvertierten Mönch, geheiratet. Dann kam seine Flucht, ihre Gefangennahme, die Petition der Segginger Bürger, die zweite Heirat Thomas Leimers mit Dorothea Offenburg und die Flucht des Paares.
    Über Seconia, die Göttin der heilenden Wasser, existiert ein Aufsatz mit der These, dass es einen solchen Stein wirklich gegeben haben könnte. Er beschäftigt sich mit der Herkunft des heutigen Namens der Stadt, in der die beschriebenen Geschehnisse ihren Anfang nahmen: Bad Säckingen.
    Magdalena von Hausen hat laut der »Geschichte des Stiftes Säckingen« nach rund zehn Jahren Hausarrest die Möglichkeit bekommen, nach Baden im heute schweizerischen Kanton Aargau in Kur zu gehen. Sie kam niemals wieder nach Seggingen zurück, sondern blieb in Basel. Im Jahre 1558 schied sie offiziell aus dem Stift aus: Am 20. Juni kaufte sie sich mit 200 Gulden frei. Ansonsten wären zwei Drittel ihres Vermögens nach den Statuten an das Stift gefallen. Als ihr Vertreter unterzeichnete der Segginger Schultheiß Marx Bürer diesen Loskaufvertrag. Wie es mit ihr und Thomas Leimer weiterging, darüber kann auch die Stiftsgeschichte nur spekulieren. Sie soll ihn in Basel wieder getroffen und
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