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Die Terranauten 009 - Die Stunde des Riemenmanns

Die Terranauten 009 - Die Stunde des Riemenmanns

Titel: Die Terranauten 009 - Die Stunde des Riemenmanns
Autoren: Robert Quint
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»Wir haben die Lage hier völlig unter Kontrolle«, erklärte die Queen Kerish ihrem obersten Chef, dem Konzilsvorsitzenden Max von Valdec. Die Queen war Kommandantin der Toten Räume, jenes zum Gefängnis umgebauten Bunkerkomplexes, der als einziges Konzilsgefängnis auf der Erde einen PSI-Schirm besaß. Das Energiefeld lag wie eine Glocke über den Toten Räumen und entzog den dort inhaftierten Treibern alle PSI-Kräfte.
    Valdec hatte sich überraschend zu einer persönlichen Inspektion der Toten Räume angekündigt und die kommandierende Queen in das Büro des Chefwissenschaftlers der Gefängnisanlage, Summacum Jorgez, bestellt. Das Interesse des Lordoberst kam nicht von ungefähr. Kerish hatte Gerüchte gehört, daß es selbst hier in Berlin vor wenigen Tagen zu einer Aktion aufständischer Treiber gekommen war.
    Die Queen blickte Valdec offen in die Augen, während sie ihm einen knappen, aber detaillierten Bericht über die Sicherheitsvorkehrungen in den Toten Räumen gab. Jorgez’ Büro war klein und spärlich möbliert. Wie allem hier unten in den alten Bunkern haftete dem Raum etwas Improvisiertes an. Man sah, daß er nicht als Büroraum geplant worden war.
    Kerish mußte ihren Bericht im Stehen abgeben, denn es gab nur noch zwei andere Sitzgelegenheiten, die von zwei schlanken Frauen in grauen Uniformen eingenommen wurden; wie Kerish waren sie Mitglieder der Grauen Garden. Bei der einen handelte es sich um Valdecs Hausqueen Mandorla, die andere trug die Abzeichen einer Mater. Kerish kannte ihren Namen und ihre Funktion nicht. Summacum Jorgez, ein kleiner, drahtiger Mann mit schwarzem Schnauzbart, lehnte hinter seinem Schreibtisch an der Wand.
    »Sie sehen, auch wenn hier nach zehn Jahren noch immer alles etwas improvisiert aussieht, gibt es keinen sichereren Ort auf Terra, um Treiber in Verwahrung zu nehmen«, schloß Kerish und schaltete den Bildschirm des Büro-Computers aus, auf dem ein Diagramm der Gefängnisanlage zu sehen gewesen war.
    Der Konzilsvorsitzende nickte anerkennend. Er hatte selbst vor zehn Jahren gegen den Widerstand des Konzils den Bau dieser Anlage durchgesetzt. Auch die Queen Kerish ahnte nicht, daß der Hauptzweck der Toten Räume nicht das Gefängnis war, sondern einen Ort zu schaffen, an dem man ungestört und unbeobachtet mit Treibern experimentieren konnte. Was in Jorgez’ Laboratorien passierte, ging die Queen nichts an, also kümmert sie sich nicht darum. Um nicht die Aufmerksamkeit der Logenmeister oder des Konzils zu erwecken, tat Valdec alles, den Toten Räumen weiterhin den Anschein der Improvisation und der Beschränkung auf das Nötigste zu geben.
    »Ich sehe, daß hier alles gut abgesichert ist«, bestätigte Valdec der Queen. »Trotzdem müssen wir die inhaftierten Treiber in den nächsten Tagen nach Luna verlegen. Ihre PSI-Kräfte sind ein zu großes Risiko. Achten Sie besonders auf diesen Llewellyn 709. Der Riemenmann ist unberechenbar.«
    »Es besteht wirklich kein Grund zur Unruhe«, schaltete sich jetzt Jorgez ein. »Der Sarym-Schirm neutralisiert auch die PSI-Kräfte dieses legendären Riemenmannes. Sie sollten ihn besser hierlassen. Die Toten Räume haben noch jeden gezähmt. In ein paar Wochen ist Llewellyn ein psychisches Wrack, und wir können ihm eine neue Persönlichkeit einpflanzen.«
    Valdec räusperte sich und ignorierte den Einwand des Summacums, Jorgez’ Bemerkung schien ihn leicht zu irritieren. Er sah zu Mandorla, die die Grauen Garden seines Kaiserkonzerns kommandierte.
    »Was mir hier nicht gefällt«, verkündete Mandorla, »sind die fehlenden Überwachungsanlagen. Warum kann man nicht jedes Wort und jede Bewegung der Gefangenen ständig kontrollieren?«
    Jorgez antwortete an Stelle der Queen Kerish. »Eine ständige Überwachung würde die psychologische Wirkung der Anlage ruinieren. Kameras und Mikros könnten wir auf die Dauer vor Treibern nicht tarnen, aber die Gefangenen müssen davon überzeugt sein, daß sie in den Toten Räumen völlig sich selbst überlassen sind, daß sich niemand mehr für sie interessiert. Nur so wird der Prozeß der Deprivation eingeleitet, der schließlich die verbrecherischen Persönlichkeiten unserer Gefangenen zerstört.«
    »Wie viele Treiber sind im Augenblick noch hier, Kerish?« wollte Valdec wissen.
    »Fünf, und dieser Llewellyn.«
    »Die anderen sind schon in den Mondkerkern?«
    »Selbstverständlich. Für die direkt nach dem Großen Fest verhafteten war Berlin ja nur als Zwischenstation
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