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Die Terranauten 009 - Die Stunde des Riemenmanns

Die Terranauten 009 - Die Stunde des Riemenmanns

Titel: Die Terranauten 009 - Die Stunde des Riemenmanns
Autoren: Robert Quint
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lachen, und sein Gelächter hallte grimmig von den Wänden der Konzilkammer wider.
    Dieses Problem, dachte Valdec selbstzufrieden, war also bereits gelöst.
     
    *
     
    David terGorden hatte versucht, die Augen geschlossen zu halten, aber immer wieder zwang ihn eine innere Unruhe dazu, die Lider zu öffnen.
    Er lag auf der weichen Pritsche, starrte hinauf zur Decke.
    Tausendmal sah er sein Gesicht in den Glasfacetten, deren kompliziertes Muster den ganzen Raum bedeckte und ihm eine perspektivische Weite verlieh, die über seine wahren Ausmaße hinwegtäuschte.
    Der Treiber stöhnte gequält auf.
    Er wußte, was man damit bezweckte. Das Glasgefängnis sollte ihn zermürben, ihn willfährig machen, damit er Valdecs Forderungen zustimmte.
    Ihm war kalt.
    Fröstelnd massierte er seine Arme, auf denen sich bereits Gänsehaut gebildet hatte, und die Myriaden Spiegelbilder kopierten seine Bewegungen.
    Ein leises Knirschen ertönte.
    David gegenüber begann sich das Puzzle der spiegelnden Glasfacetten zu bewegen, schien zurückzugleiten und eine merkwürdige Drehung zu vollziehen, die ihn schwindeln ließ.
    Der Treiber schloß erneut die Augen, hörte, wie sein Herz unermüdlich das Blut durch seine Adern preßte. Der Pulsschlag stellte die einzig reale Empfindung in diesem verwirrenden Spiegelkabinett dar.
    Das Knirschen verstummte.
    Stoff raschelte.
    Unwillig drehte David den Kopf und blickte der jungen Frau in der grauen Montur direkt in die Augen.
    »Was wollen Sie, Mater?« fragte er im schroffen Tonfall.
    Die Mater Pernath trat näher. Ihre Haut war bleich, fleckenlos und glatt. Der milchige Ton schien von den Spiegeln aufgesogen zu werden, und die Facetten reflektierten nur das Grau der Uniform.
    David erschrak unwillkürlich. Die Mater Pernath schien genau wie er überall zu sein; verkleinert, verzerrt, aber allgegenwärtig. An den Wänden, der Decke, dem gläsernen Boden flüsterten unzählige Davids und Pernaths, starrten mit kalten Augen ihre Originale an.
    Die Mater Pernath zuckte die Achseln.
    »Sie halten mich für Ihren Feind«, sagte sie nüchtern. »Aber Sie täuschen sich. Ich erfülle nur eine Aufgabe. Das ist alles.«
    David terGorden lächelte schmal. »Sie glauben wirklich an das, was Sie sagen«, erwiderte er spöttisch. »Aber Sie geben sich einer Täuschung hin, Mater. Sie haben Ihre Wahl getroffen und arbeiten für Valdec. Das macht uns automatisch zu Gegnern.«
    »Die Aufgabe einer Grauen«, widersprach sie sanft, »besteht im Gehorsam, dem Ausführen aller Befehle. Ich empfinde nichts für Sie keinen Haß, keine Abneigung, keine Sympathie. Es geht nicht um Ihre Person, Treiber. Es geht um Ihre Funktion.«
    David setzte sich auf und reckte seine Glieder. Nachdenklich musterte er die Graue.
    Sie ist hübsch, dachte er. Sehr hübsch sogar. Aber ihre Augen … Tote Augen.
    »Meine Funktion?« wiederholte er bitter. »Sie machen sich selbst etwas vor. Sie sind über die Ereignisse der letzten Zeit informiert, Mater. Sie wissen also, warum man mich gefangenhält.«
    »Ihre Funktion«, fuhr die Mater unbeirrt fort, »ist die eines Gefangenen. Ich habe den Befehl, Sie zu bewachen und mit meiner Loge zu verhindern, daß Sie auf psionischem Weg Kontakt mit der Außenwelt erhalten. Das ist alles.«
    David seufzte. »Warum schließen Sie die Augen vor der Wirklichkeit?« fragte er leidenschaftslos. »Sie verfügen über PSI-Kräfte – genau wie ich. Aber Sie stehen auf der falschen Seite. Und Sie lehnen es ab, sich Gedanken über Ihre Situation zu machen. Ihr Platz, Mater, ist nicht bei den Unterdrückern, sondern bei den Unterdrückten.«
    Die Graue stand bewegungslos da. In ihrem Gesicht war weder Ablehnung noch Zustimmung zu erkennen. Sie registrierte Davids Worte, das war alles.
    »Es gibt weder Unterdrücker, noch Unterdrückte«, berichtigte sie. »Es gibt nur das Konzil, das Frieden und Wohlstand sichert.«
    »Phrasen!« stieß David hervor. »Warum denken Sie nicht nach? Warum entscheiden Sie sich nicht für uns?«
    »Ich bin eine Graue«, sagte die junge Frau freundlich.
    David stand auf. Er erinnerte sich daran, was Yggdrasil ihm über seine Fähigkeit, andere Gehirne zu beeinflussen, gesagt hatte. »Aber Sie können die Fesseln abschütteln, wenn Sie es wollen«, sagte er leise und scharf. »Sie haben die Möglichkeit zu wählen. Warum führen Sie nur die Gedanken anderer aus? Warum folgen Sie nicht Ihrem eigenen Willen?«
    »Die Gedanken der Grauen Garden sind die Gedanken jedes Grauen.« Die
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