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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
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zwar ab sofort, stimmt’s?«
    »Haben Sie das Geld?«
    »Klar«, sagte Reacher. »Zweihundert Dollar.«
    Er trat vor sie und ging in die Gasse. Der Dampf aus den Küchenventilatoren schlug ihm entgegen. Seine knirschenden Schritte hallten von dem alten Ziegelgemäuer wider, als er über Müll und Schotter lief. Er hielt inne, wandte sich um und stand da, als wäre er ungeduldig und erstaunt, weil sie ihm nicht auf dem Fuß folgten. Ihre Silhouetten zeichneten sich im roten Schein der Rücklichter ab, als sich der Verkehr an der Ampel hinter ihnen staute. Sie schauten zu ihm, blickten dann einander an und rückten Schulter an Schulter vor. Gingen in die Gasse. Sie wirkten ziemlich zufrieden. Große, selbstbewusste Jungs mit Baseballschlägern unter den Mänteln, zwei gegen einen. Reacher wartete einen Moment und schritt dann über die scharfe Grenze zwischen Licht und schräg einfallendem Schatten. Anschließend hielt er wieder an und trat zurück, als wollte er sie vorausgehen lassen. Aus reiner Höflichkeit. Sie schlurften vorwärts. Kamen näher.
    Er rammte dem rechten Typ den Ellbogen seitlich an den Kopf. Dafür gab es allerhand Gründe. Zunächst einmal ist der menschliche Schädel im Allgemeinen härter als die menschliche Hand. Trifft man jemanden mit der Hand am Schädel, geht zuerst die Hand kaputt. Der Ellbogen ist dafür besser geeignet. Und der Kopf ist an der Seite empfindlicher als vorn oder hinten. Das menschliche Gehirn kann eine jähe, durch einen Schlag bedingte Verlagerung von vorn nach hinten etwa zehnmal so gut wegstecken wie eine Verschiebung zur Seite. Aus irgendeinem nicht so ohne weiteres verständlichem, aber entwicklungsgeschichtlich bedingtem
Grund. Daher der Ellbogen und deshalb ein Schlag seitlich an den Kopf. Es war ein kurzer, harter Hieb, gut platziert, doch der Typ blieb einen Moment lang stehen, wenn auch auf weichen Knien. Dann ließ er den Schläger los. Der rutschte aus dem Mantel und prallte mit einem dumpfen, hölzernen Knall auf dem Boden auf. Reacher schlug noch mal zu. Wieder mit dem Ellbogen. Wieder seitlich an den Kopf. Wieder knackte es. Der Typ ging zu Boden, als hätte sich eine Falltür unter seinen Füßen aufgetan.
    Der zweite Typ wäre fast zum Zug gekommen. Er fasste den Schläger mit der rechten Hand, dann mit der linken. Bekam ihn aus dem Mantel und wollte zuschlagen, aber er machte den Fehler, den die meisten Menschen machen. Er holte viel zu weit aus, und er zielte viel zu tief. Er wollte Reacher mit einem gewaltigen Hieb am Bauch erwischen. Was aus zweierlei Gründen falsch ist. Erstens kostet ein weites Ausholen viel Zeit. Und zweitens kann man einen Schlag Richtung Bauch zu leicht abwehren. Lieber hoch auf den Kopf zielen oder tief, auf die Knie.
    Ein Hieb mit einem Baseballschläger lässt sich abfangen, wenn man so nah wie möglich und so schnell wie möglich herankommt. Die Wucht des Hiebes entsteht durch das Gewicht des Schlägers, multipliziert mit der Geschwindigkeit, mit der er geschwungen wird. Reine Physik, zweites Newtonsches Axiom. Kraft ist gleich Masse mal Geschwindigkeit. Gegen die Masse des Schlägers ist man machtlos. Der Schläger wiegt immer gleich viel, egal, wo er sich befindet. Folglich muss man die Geschwindigkeit reduzieren. Man muss also dicht ran und ihn abfangen, wenn er aus der Rückwärtsbewegung kommt. Wenn er noch nicht voll in Schwung ist. Wenn er noch langsam ist. Deshalb ist dieses weite Ausholen grundfalsch. Denn je weiter man ausholt, desto später kommt man zum Schlag. Desto mehr Zeit verschenkt man.
    Reacher war nur noch eine halbe Armeslänge entfernt,
als der Schläger auf ihn zukam. Er verfolgte seine Bahn und packte ihn mit beiden Händen, bevor er ihn tief am Bauch erwischte. Nach einer halben Armeslänge steckt noch keinerlei Wucht hinter dem Hieb. So was kann man mit bloßen Händen abfangen. Danach kann man die ganze Kraft, die der Typ in den Schlag legen wollte, gegen ihn verwenden. Reacher zog den Schläger in vollem Schwung herum, riss ihn nach oben und hebelte den Typ aus. Trat ihm in die Knöchel, fegte ihm die Füße weg, entriss ihm den Schläger und stieß damit zu. Im Nahkampf muss man zustoßen. Da darf man nicht weit ausholen. Der Typ ging in die Knie und schlug mit dem Kopf an die Wand des Restaurants. Reacher rollte ihn auf den Rücken, kauerte sich neben ihn und klemmte ihm den Baseballschläger quer unters Kinn, setzte den Fuß auf den Griff und drückte mit der rechten Hand auf das Schlagholz. Mit
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