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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
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ich, rauf nach Garrison.«
    »Okay, pass auf dich auf«, sagte sie. »Ich liebe dich.« Er hörte im Hintergrund Papier rascheln, dann wurde der Hörer aufgelegt. Er legte ebenfalls auf, kam hinter der Bar hervor und begab sich wieder an seinen Tisch. Er klemmte vierzig Dollar unter seine Espressotasse und ging zur Tür.
    »Viel Glück!«, rief er.
    Der Inhaber, der am Boden kauerte, nickte kurz, und das Pärchen am anderen Tisch blickte ihm nach. Er schlug seinen Kragen hoch, schlüpfte tiefer in den Mantel, ließ die Opernmusik hinter sich und trat hinaus auf den Gehsteig. Es war dunkel, und die Luft war herbstlich kühl. Er ging nach Osten, in Richtung Broadway, und musterte die Neonreklamen, bis er das Geschäft für Bürobedarf entdeckte. Es war ein schmaler Laden, voll gestopft mit Dingen, an denen große, sternförmig ausgeschnittene Preisschilder aus fluoreszierendem Karton prangten. So gut wie alles gab’s im Sonderangebot, was Reacher nur recht war. Er kaufte ein kleines Etikettiergerät und eine Tube Sekundenkleber. Dann
verkroch er sich wieder in seinen Mantel und lief in Richtung Norden, zu Jodies Apartment.
    Seinen Geländewagen hatte er in der Tiefgarage unter dem Haus geparkt. Er stieß heraus, bog in Richtung Süden auf den Broadway ein und fuhr dann zur dem Restaurant zurück. Er ging vom Gas, als er in die Straße kam, und warf einen Blick durch die großen Fenster. Die weißen Wände und das helle Holz des Ladens glänzten im Schein der Halogenstrahler. Keinerlei Gäste. Sämtliche Tische waren leer, und der Inhaber saß auf einem Hocker hinter der Bar. Reacher fuhr um den Block herum und parkte im Halteverbot an der Einmündung der Gasse, die zur Küchentür des Lokals führte. Er stellte den Motor ab, schaltete das Licht aus und richtete sich aufs Warten ein.
    Die Dynamik der Großstadt. Die Starken terrorisieren die Schwachen. Sie lassen nicht davon ab, wie seit jeher, bis sie auf jemanden stoßen, der stärker ist und sich aus lauter Menschenfreundlichkeit oder auch nur aus einer Laune heraus dazu berufen fühlt, ihnen Einhalt zu gebieten. Jemanden wie Reacher. Er hatte keinerlei Grund, jemandem zu helfen, den er kaum kannte. Mit Logik hatte das nichts zu tun. Auch nicht mit irgendeinem Vorsatz. In diesem Augenblick tummelten sich in dieser Stadt mit ihren sieben Millionen Einwohnern vermutlich Hunderte von Starken, die den Schwachen zusetzten, vielleicht sogar Tausende. Jetzt, in eben diesem Moment. Er hatte nicht vor, sich jeden Einzelnen von ihnen vorzunehmen. Er wollte keineswegs einen großen Feldzug führen. Aber er war auch nicht bereit zuzulassen, dass so etwas unmittelbar vor seiner Nase passierte. Er konnte nicht einfach weggehen. Hatte er noch nie gemacht.
    Er holte das Etikettiergerät aus seiner Tasche. Die beiden Typen zu verscheuchen war nur die halbe Miete. Entscheidend war, wer sie ihrer Meinung nach verscheuchte. Ein um das Gemeinwohl besorgter Bürger, der für die
Rechte eines Restaurantbesitzers eintrat, erreichte überhaupt nichts, wenn er auf sich allein gestellt war, egal, wie erfolgreich er letzten Endes auch sein mochte. Niemand hat Angst vor einer Einzelperson, denn diese kann durch schiere Masse überwältigt werden, abgesehen davon, dass sie irgendwann stirbt, wegzieht oder das Interesse verliert. Wenn man einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen will, braucht man eine Organisation . Er lächelte, blickte auf das Gerät und überlegte sich, wie es funktionierte. Er prägte zur Probe seinen Namen, kniff den Streifen ab und musterte ihn. Reacher . Sieben Buchstaben, die weiß auf den blauen Plastikstreifen eingestanzt waren, rund zweieinhalb Zentimeter lang. Damit dürfte der Aufkleber für den ersten Typ dreizehn Zentimeter lang werden. Danach ein weiterer Streifen, etwa elfeinhalb Zentimeter, für den zweiten Typ. Bestens. Er lächelte erneut, stellte die Buchstaben ein, druckte sie und legte die fertigen Streifen auf den Beifahrersitz. Sie hafteten zwar von selbst, wenn man das Deckpapier auf der Rückseite abzog, aber er brauchte etwas Besseres, und deswegen hatte er den Sekundenkleber gekauft. Er schraubte die kleine Tube auf, durchstach mit dem Plastikdorn an der Kappe die Alufolie und drückte etwas Kleber in den Stutzen, damit er jederzeit einsatzbereit war. Dann schraubte er die Tube wieder zu und steckte sie mitsamt den Aufklebern in die Tasche. Danach stieg er aus, stellte sich in den Schatten und wartete.
    Die Dynamik der Großstadt. Seine Mutter hatte
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