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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
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sie wieder zu Bewusstsein«, sagte Reacher. »Nimm sie fest und fang mit dem Verhör an. Du hast einen großen Fall vor dir.«
    »Mit mir wird sie bestimmt nicht reden.«
    Er warf einen Blick auf Scimecas Gesicht, die im Schlaf geschlossenen Augen.
    »Wird sie wohl«, versetzte er. »Sag ihr, wenn sie auch nur einmal mauert, breche ich ihr die Arme.«
    Harper stand auf und ging ins Bad. Im Schlafzimmer war außer Scimecas Atem, der nach wie vor laut und keuchend
ging, nichts zu hören. Eine ganze Weile später kehrte Harper zurück, kreidebleich im Gesicht.
    »Sie wird nicht mit mir reden«, sagte sie.
    »Woher willst du das wissen? Du hast sie doch überhaupt nichts gefragt.«
    »Weil sie tot ist.«
    Schweigen.
    »Du hast sie umgebracht.«
    Schweigen.
    »Als du sie geschlagen hast.«
    Schweigen.
    »Du hast ihr das Genick gebrochen.«
    Im nächsten Moment hallten unten laute Schritte durch den Flur. Kamen die Treppe herauf, durch den Gang. Dann trat der Polizist ins Schlafzimmer. Er hatte die Tasse in der Hand, die er vom Verandageländer genommen hatte, starrte aufs Bett.
    »Was, zum Teufel, geht hier vor?«, fragte er.

31
    Sieben Stunden später, weit nach Mitternacht also, saß Reacher in einer Arrestzelle der FBI-Dienststelle Portland. Er wusste, dass der Polizist seinen Sergeant und dieser wiederum seinen Verbindungsmann beim FBI verständigt hatte. Anschließend hatte man von Portland aus vermutlich in Quantico angerufen, von Quantico aus der FBI-Zentrale im Hoover Building Bericht erstattet und von dort aus die Außenstelle New York verständigt. Er selbst hatte sich ausgeschwiegen, nachdem der Cop atemlos vor Aufregung Meldung gemacht hatte und der Sergeant persönlich am Tatort eingetroffen war. Harper war irgendwann einfach verschwunden, und Scimeca wurde mit einem Rettungswagen
ins Krankenhaus gebracht. Er hatte mit angehört, wie sich die hiesige Polizeidienststelle den Fall widerstandslos vom FBI aus den Händen hatte nehmen lassen. Danach waren zwei Agenten aus Portland eingetroffen, hatten ihn festgenommen, ihm Handschellen angelegt, ihn in die Stadt gefahren und in eine Arrestzelle gesteckt.
    Es war heiß in der Zelle. Seine mit olivgrüner Farbe getränkte Kleidung war innerhalb einer Stunde getrocknet und steif wie ein Brett. Ansonsten aber tat sich gar nichts. Er nahm an, dass es eine Zeit lang dauerte, bis man die zuständigen Leute zusammengetrommelt hatte, und fragte sich, ob sie nach Portland kommen würden oder ob man ihn nach Quantico bringen wollte. Niemand verriet ihm etwas. Niemand kam zu ihm. Man ließ ihn einfach allein. Er machte sich vor allem Sorgen um Scimeca, stellte sich vor, wie sie in der Notaufnahme lag, wildfremden Menschen ausgeliefert.
    Bis nach Mitternacht blieb alles ruhig. Dann hörte er lautes Türenschlagen, aufgeregte Wortwechsel. Der Erste, den er sah, war Nelson Blake. Sie kommen hierher, dachte er. Sie mussten sich erst auf eine Strategie einigen und sind dann mit dem Learjet losgedüst. Blake öffnete die Tür zum Zellentrakt, ging an den Gitterstäben vorbei und warf ihm einen viel sagenden Blick zu. Diesmal haben Sie großen Mist gebaut , sollte das wohl heißen. Er wirkte müde und abgespannt, war blass und zugleich rot im Gesicht.
    Danach herrschte eine Stunde Ruhe. Kurz nach ein Uhr morgens traf Alan Deerfield aus New York ein. Die Tür zum Zellentrakt ging auf, und er kam schweigend und missmutig herein. Die Augen hinter den dicken Brillengläsern waren gerötet. Er blieb stehen, blickte durch die Gitterstäbe und betrachtete ihn mit der gleichen nachdenklichen Miene wie etliche Nächte zuvor. Sie sind also der Typ, was?
    Er ging hinaus, und wieder kehrte eine Stunde lang Stille ein. Kurz nach zwei Uhr morgens kam der einheimische
Agent mit einem Schlüsselbund und sperrte die Zellentür auf.
    »Man will Sie sprechen«, sagte er.
    Er führte ihn aus dem Zellenblock, einen Korridor entlang und brachte ihn zu einem Konferenzraum. Kleiner als der in New York, aber ebenso schäbig. Die gleichen Leuchtstoffröhren, der gleiche große Tisch. Deerfield und Blake saßen auf der einen Seite, ihnen gegenüber stand ein Stuhl, auf dem Reacher Platz nahm. Eine Zeit lang herrschte Schweigen. Dann beugte sich Blake vor.
    »Eine meiner Agentinnen ist tot«, begann er. »Das gefällt mir ganz und gar nicht.«
    Reacher musterte ihn.
    »Vier Frauen sind tot«, erwiderte er. »Es hätten auch fünf sein können.«
    Blake schüttelte den Kopf. »Diese Gefahr bestand niemals. Wir
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