Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
mich in ihrem Beisein ständig gewundert, dass der Täter so wenig Gewalt anwendet. Deshalb hat sie beim nächsten Mal ein bisschen nachgeholfen. Ich hätte die Klappe halten sollen.«
    Harper schwieg.
    »Aber dadurch kam ich drauf, dass sie der Täter sein musste«, fuhr Reacher fort. »Weil sie ständig versucht hat, jemand wie mich zu imitieren. Und ich habe Ihnen erklärt, dass ich mir als Nächste Scimeca vornehmen wollte. Deshalb war mir klar, dass sie sich früher oder später dorthin begeben würde. Aber sie war ein bisschen schneller, als ich dachte. Und wir waren ein wenig zu langsam. Sie hat keine Zeit verloren, nicht?«
    Harper blickte zur Badezimmertür. Schauderte. Sah weg.
    »Wie sind Sie auf die Hypnose gekommen?«, fragte sie.
    »Genauso wie auf alles andere«, erwiderte Reacher. »Ich wusste, wer der Mörder war und warum er mordete, jedenfalls glaubte ich, es zu wissen. Aber ich kam einfach nicht dahinter, wie er es anstellte. Folglich bin ich alles ein ums andere Mal durchgegangen. Deswegen wollte ich aus Quantico weg. Ich brauchte Distanz zum Nachdenken. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich darauf kam. Aber letztlich war es die einzige Möglichkeit. Damit ließ sich alles erklären. Warum es zum Beispiel an den Tatorten so aussah, als wären die Opfer widerstandslos, ja geradezu bereitwillig in den Tod gegangen, als hätte niemand Hand an sie gelegt. Weil sie sie nicht ein einziges Mal angerührt hat. Sie musste sie nur wieder hypnotisieren und ihnen befehlen, was sie tun sollten, Schritt für Schritt. Sie haben alles selbst gemacht. Sie sind sogar soweit gegangen, dass sie die Farbe in ihre Wannen gekippt und ihre Zunge geschluckt haben. Sie hat hinterher lediglich die Zunge wieder aus dem
Schlund gezogen, damit die Pathologen nichts feststellen konnten.«
    »Aber wie sind Sie darauf gekommen?«
    Er schwieg einen Moment.
    »Als ich Sie geküsst habe«, antwortete er.
    »Als Sie mich geküsst haben?«
    Er lächelte. »Sie haben eine klasse Zunge, Harper. Sie hat mich nachdenklich gestimmt. Die Zunge war das Einzige, was nach Stavelys pathologischem Befund in Frage kam. Aber ich ging davon aus, dass man niemand dazu bringen kann, seine eigene Zunge zu verschlucken. Bis mir klar wurde, dass Lamarr dahinter steckt, und dass sie auf Hypnose spezialisiert ist. Alles Weitere ergab sich dann von selbst.«
    Harper schwieg.
    »Und wissen Sie was?«, fragte Reacher.
    »Was?«
    »Sie wollte mich ebenfalls hypnotisieren, noch in der gleichen Nacht, in der ich ihr zum ersten Mal über den Weg gelaufen bin. Um längst Vergessenes zutage zu fördern, wie sie sagte. Aber offensichtlich wollte sie damit nur erreichen, dass ich auf keinen Fall vorankomme, dabei aber so überzeugend wie nur möglich wirke. Blake hat mich regelrecht dazu gedrängt, aber ich habe abgelehnt, habe gesagt, sie könnte mich am Ende noch dazu bringen, nackt die Fifth Avenue entlangzulaufen. Es sollte ein Witz sein, aber er kam der Wahrheit verdammt nahe.«
    Harper erschauderte. »Wann hätte sie aufgehört?«
    »Vielleicht nach der Nächsten«, entgegnete Reacher.
    »Mit sechs Opfern hätte sie sich vermutlich begnügt. Sechs hätten gereicht. Ein Sandkorn und jede Menge Strand.
    Sie setzte sich neben ihn aufs Bett. Starrte auf Scimeca, die reglos unter dem Bademantel lag.
    »Wird Sie drüber wegkommen?«, fragte sie.
    »Vermutlich«, erwiderte Reacher. »Sie ist verdammt zäh.«
    Harper warf ihm einen kurzen Blick zu. Sein Hemd und die Hose waren nass und voller Farbe, die Arme bis zu den Schultern grün.
    »Sie sind ja völlig nass«, sagte sie.
    »Sie auch, sogar noch mehr als ich.«
    Sie nickte.
    Er schwieg.
    »Auf den Erfolg«, sagte sie.
    Sie beugte sich zu ihm, legte die nassen Arme um seinen Hals, zog ihn an sich und küsste ihn auf den Mund. Er spürte ihre Zunge, die über seine Lippen glitt, spürte, wie sie innehielt, sich von ihm löste.
    »Ein unheimliches Gefühl«, meinte sie. »Ich glaube, ich werde in Zukunft immer daran denken müssen, was man mit der Zunge anstellen kann.«
    Er sagte nichts.
    »Eine schreckliche Todesart.«
    Er sah sie an und lächelte.
    »Wenn man vom Pferd stürzt, muss man sofort wieder aufsteigen«, meinte er.
    Er beugte sich zu ihr und zog sie an sich. Küsste sie auf den Mund. Einen Augenblick verharrte sie reglos, dann ging sie allmählich darauf ein, küsste ihn ihrerseits und ließ sich eine ganze Weile küssen. Löste sich schließlich mit einem schüchternen Lächeln von ihm.
    »Bring
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher