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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens
Autoren: Cecelia Ahern
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hinein. Zuerst musterte Pud ihn ziemlich ungehalten.
    »Hallo, kleiner Mann«, sagte Lou leise. »Warum bist du denn wach?«
    Als Antwort gab Pud nur ein leises Seufzen von sich.
    »Ach, komm doch mal her.« Lou beugte sich über das Gitter und hob Pud aus dem Bettchen. Behutsam nahm er ihn auf den Arm, redete ihm mit allerlei beruhigenden Lauten gut zu, und zum allerersten Mal brüllte Pud nicht das ganze Haus zusammen, als sein Vater sich in seine Nähe traute. Stattdessen lächelte er freundlich, piekte den Zeigefinger erst in Lous Auge, dann in seine Nase und schließlich in seinen Mund, wo er seine Zähne herauszuziehen versuchte.
    Lou lachte. »Hey, die kriegst du nicht. Schließlich bekommst du ja bald eigene.« Er küsste Pud auf die Wange. »Wenn du groß bist, passiert nämlich so alles Mögliche.« Er betrachtete seinen Sohn, und eine tiefe Traurigkeit erfüllte ihn, weil er diese Zukunft nicht miterleben würde. »Pass gut auf Mummy auf, ja?«, flüsterte er mit bebender Stimme.
    Pud lachte und machte Spuckeblasen. Auf einmal war er richtig aufgedreht.
    Beim Klang von Puds Lachen hörten Lous Tränen rasch auf zu fließen, er hob seinen Sohn hoch, legte ihn sich bäuchlings auf den Kopf und ließ ihn auf und ab wippen. Das brachte Pud noch mehr zum Lachen, und Lou konnte nicht anders, als einzustimmen.
    Da entdeckte er aus dem Augenwinkel plötzlich Lucy, die an der Tür stand und sie beobachtete.
    »Also, Pud«, sagte Lou laut. »Wie wäre es, wenn du und ich jetzt in Lucys Zimmer gehen und so lange auf ihrem Bett herumhopsen, bis sie aufwacht – was meinst du?«
    »Nein, Daddy!«, kicherte Lucy und kam ins Zimmer gerannt. »Ich bin doch schon wach!«
    »Na, dann aber marsch, marsch zurück ins Bett! Wenn {350 } der Weihnachtsmann mitkriegt, dass du auf bist, dann kommt er nicht ins Haus.«
    »Und wenn er dich sieht?«, fragte sie.
    »Wenn er mich sieht, gibt’s extra Geschenke«, grinste Lou.
    Plötzlich rümpfte Lucy die Nase. »Pud stinkt nach Kacka. Ich hole Mummy.«
    »Nein, lass nur, das kann ich auch.« Er sah Pud an, der seinen Blick erwiderte und lächelte.
    Aber Lucy starrte ihren Vater an, als wäre er übergeschnappt.
    »Schau mich nicht so an«, lachte er. »Windelnwechseln kann doch nicht so schwer sein, oder? Komm, Kumpel, hilf mir mal ein bisschen.« Er lächelte Pud aufmunternd zu, der ihm mit der offenen Handfläche freundschaftlich eine Ohrfeige verpasste. Lucy schrie vor Lachen.
    Vorsichtig legte Lou Pud auf den Boden, denn er wollte nicht riskieren, dass er ihm von der Wickelkommode rollte, obwohl dort
     die Wickelmatte lag, die Ruth sonst immer benutzte.
    »Mummy legt ihn immer hier drauf«, gab Lucy auch sofort zu bedenken.
    »Tja, Daddy aber nicht«, entgegnete Lou, während er nach einer Methode forschte, wie er Pud aus seinem Strampelanzug befreien konnte.
    »Die Knöpfe sind unten«, erklärte Lucy hilfsbereit und setzte sich neben ihren Daddy und ihren Bruder auf den Boden.
    »Oh. Danke.« Lou öffnete die Knöpfe und rollte den Strampelanzug hoch, damit er ihm beim Wickeln nicht in die Quere kam. Dann löste er vorsorglich die Klebebänder der neuen Windel und klappte sie langsam auf. Drehte sie {351 } um. Betrachtete sie von allen Seiten und versuchte zu enträtseln, was vorne und was hinten war.
    »Oh, Kacka!« Lucy wich zurück und hielt sich die Nase zu.
    Während Lou sich anstrengte, die Situation mit der Windel in den Griff zu bekommen, rollte Lucy auf dem Boden herum und fächelte sich mit theatralischer Gebärde Luft zu. Doch Pud machte es seinem Vater nicht leicht. Weil es ihm nicht schnell genug vorwärtsging, begann er so heftig zu strampeln, dass Lou ein Stück zurückwich. Das nutzte der Kleine gnadenlos aus und versuchte zu entkommen. Doch Lou nahm die Verfolgung auf, immer dicht an Puds Hinterteil. Ein Feuchttuch in der Hand, näherte er sich dem vor ihm her wackelnden Babypopo wie mit einem Staubwedel. Leider richteten seine zaghaften Wischversuche nicht viel aus. Er musste aufs Ganze gehen. Als Pud einen interessanten Ball entdeckte, ergriff Lou seine Chance, brachte seinen Sohn unter Kontrolle und vollendete, von Lucy fachmännisch assistiert, sein Werk.
    »Die Creme hier kommt als Nächstes drauf.«
    »Danke. Du musst immer gut auf Pud achtgeben, ja, Lucy?«
    Sie nickte feierlich.
    »Und auf Mummy auch.«
    »Jawohl!« Sie reckte die Faust in die Luft.
    »Und Pud und Mummy geben acht auf dich«, fügte er hinzu, während es ihm endlich gelang, Pud, der
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