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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee
Autoren: Melanie McGrath
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zögerte, warf einen Blick auf Edies Hände und nickte dann.
    «Sorgen Sie dafür, dass sie drin bleibt, bis sie …» Er wusste nicht recht, was er sagen sollte. «Bis es ihr wieder
richtig
gut geht.»
    Megan hakte sich bei Edie unter und führte sie weg. Als sie den Krankenwagen erreichten, runzelte sie die Stirn und fragte: «Was zum Teufel sollte das denn?»
    Edie kletterte zurück in den Wagen und lächelte Megan an. «Nur eine Frau, die einer anderen einen Warnschuss vor den Bug verpasst hat.»

[zur Inhaltsübersicht]
    46
    Das Klingeln des Telefons weckte sie. Sie blinzelte und sah ihre Hände auf der Steppdecke liegen, riesengroß und einbandagiert, und ihr fiel wieder ein, wo sie war. Dann kamen die Schmerzen zurück.
    Das Telefon schrillte weiter. Sie fragte sich, wie lange sie geschlafen hatte. Sie spähte durch die Jalousienspalten. Draußen war es noch dunkel, es konnten also kaum mehr als ein paar Stunden gewesen sein. Sie hoffte, dass Derek und Sammy in der Klinik ein bisschen zur Ruhe kamen. Das Telefon hörte auf zu klingeln, und aus dem Nebenzimmer ertönte eine Frauenstimme. Dann klopfte es an der Tür, und der Knauf drehte sich. Edie sah Megans Gesicht und hörte sie mit vom Schlaf belegter Stimme sagen:
    «Du, Edie, da ist Sharon am Telefon. Sie sagt, es ist dringend.»
    Edie holte tief Luft und versuchte, sich an den Namen zu erinnern. Die einzige Sharon, die ihr einfiel, war Sharon Steadman, die Assistentin von Tommy Schofield. Sie warf einen Blick auf den Wecker neben dem Bett. Es war kurz vor Mitternacht.
    «Okay.» Sie schälte sich aus den Decken. «Ich komme.»
    Megan kam herein und knipste die Nachttischlampe an. «Ich habe das Telefon hier.» Beide sahen auf Edies bandagierte Hände und tauschten ein trauriges Lächeln.
    «Soll ich auf Lautsprecher stellen?», fragte Megan.
    «Klar. Dann hören wir beide, was sie sagt.»
    Megan schüttelte den Kopf, und ihr Blick wanderte zur Tür. «Tut mir leid, Edie, aber ich muss Zoe füttern.»
    Edie blickte ihr nach. Sie wusste, Megan versuchte ihr damit zu sagen, dass sie hier ihre Grenze zog, dass sie eine Tochter hatte, an die sie denken musste, und das war in Ordnung. Edie setzte sich auf die Bettkante und beugte sich zum Hörer.
    «Sharon?»
    «Edie? Sind Sie das?» Eindeutig die Stimme von Sharon Steadman. Sie klang, als hätte sie geweint.
    «Was ist los?»
    «Edie, haben Sie ein Laptop in der Nähe? Ich möchte, dass Sie online gehen.»
    Auf dem kleinen Tisch im Wohnzimmer gab es ein Laptop. Edie hatte Zach daran sitzen sehen. Sie stand auf und ging zur Tür. Das Laptop lag an seinem Platz. Sie ging zurück ins Zimmer und bückte sich, so nah es ging, zu dem Telefonhörer hinunter. Das Pochen in ihren Händen war zu einem alles überstrahlenden Brennen geworden.
    «Sharon? Bei mir ist gerade ziemlich was los. Könnten Sie mir nicht einfach sagen, worum es geht?»
    «Bitte», sagte die Stimme nur.
    «Okay. Aber Geduld, ja?» Als sie die Worte sagte, hatte Edie plötzlich die Stimme ihrer Mutter Maggie im Ohr, die von ihr immer das Gleiche verlangt hatte, als Edie noch klein war. Wie weit weg ihr das im Augenblick vorkam. Sie klemmte sich das Telefon zwischen die Handgelenke, schlurfte zur Tür und betrat das Wohnzimmer. Der Deckel des Computers war zugeklappt, aber es gelang ihr, ihn mit den Zähnen zu öffnen. Starke Zähne, dachte sie. Maggie hätte ihr zugestimmt. Eine Frau mit starken Zähnen konnte viele Pelze kauen, und eine Frau, die Pelze weich machen konnte, konnte vielen Kindern Kleider machen. Das hätte Maggie dazu gesagt.
    Sie fand einen Stift, hielt ihn umständlich zwischen den Armen und drückte damit den Schalter. Der Bildschirm wurde hell und ein Akkord erklang.
    «Okay. Und jetzt?», fragte sie.
    «Tippen Sie bei Google ‹Eskimoschlampe› ein.»
    Edie rutschte das Herz in die Hose.
    «Sharon, es ist Mitternacht, ich habe Schmerzen und kann meine Finger nicht benutzen, vielleicht können Sie mir ja doch einfach sagen, warum Sie angerufen haben?»
    Die Tür zu Megans Zimmer öffnete sich. Offenbar wollte sie noch mal nach Zoe sehen. «Du siehst aus, als könntest du Hilfe brauchen», sagte sie.
    Edie nickte widerstrebend. Dann sagte sie ins Telefon: «Sharon, meine Freundin Megan ist hier. Alles, was Sie mir sagen wollen, dürfen Sie gerne auch ihr sagen.»
    Die Stimme am andern Ende des Telefons klang jetzt zittrig. Die kesse Sharon schien sich vom Acker gemacht zu haben. «Also, wie gesagt, ich will, dass Sie bei Google
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