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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee
Autoren: Melanie McGrath
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Video präsentierst, auf dem sie ein Kind im Arm hält, auch wenn es ein Kind ist, das vermutlich später tot aufgefunden wurde. Du wirst die Leute nicht dazu kriegen, die beiden Ereignisse in Verbindung zu bringen, weil sie sie nicht miteinander in Verbindung bringen wollen und weil es
keine Beweise
gibt!» Sie legte Edie die Hand aufs Knie. «Sobald Derek und Sammy wieder reisetauglich sind, müsst ihr von hier abhauen. Ihr müsst zurück nach Autisaq. Wir können euch nicht beschützen, Edie. Und Detective Truro kann es auch nicht.»
    Der größte Teil von Edie wusste, dass Megan recht hatte. Es war der andere Teil, um den sie sich Sorgen machte.

    An der Piste in Nome wurden sie von einem Krankenwagen mit zwei Transportliegen erwartet. Sammy und Derek wurden darauf gelegt und im Inneren verfrachtet. In letzter Minute quetschten sich auch Edie und Megan hinein, dann fuhren sie auf die Flughafenstraße zu. Durch die kleinen Rückfenster sah Edie, dass am Flughafengebäude offensichtlich etwas Ungewöhnliches vor sich ging. Überall standen Polizisten, und Männer mit modischer Kälteschutzkleidung sprachen in ihre Headsets hinein. Auf dem Parkplatz hatten sich mehrere Kamerateams positioniert.
    An der Zufahrt zum Parkplatz mussten sie einen Augenblick warten, weil ein schwarzer Geländewagen vorfuhr. Der Fahrer stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür.
    Edie spürte Adrenalin aufsteigen wie eine Tundrapflanze bei den ersten Sommersonnenstrahlen. Megan sah sie, rief noch, «Nein, Edie!», aber es war zu spät. Edie hatte den Türgriff gepackt, die Tür aufgestoßen und rannte auf die Stelle zu, wo Marsha Hillingberg sich gerade vor den Fernsehkameras aufbaute, neben sich Andy Foulsham mit einem gezwungenen Lächeln im Gesicht. Das Einzige, was Edie in diesem Augenblick spürte, war das überwältigende Bedürfnis des Jägers, seine Beute zu erlegen.
    Auch andere hatten sie inzwischen entdeckt. Ein großer Mann mit Headset trat ihr in den Weg und versuchte, sie festzuhalten, aber es gelang ihr, ihn abzuschütteln. Dann kam der nächste, aber sie tauchte unter seinen Armen hindurch und rannte weiter. Marsha Hillingberg hatte sie offensichtlich noch nicht bemerkt. Sie sprach in die Kameras. Mit rasendem Herzen lief Edie weiter, sah einen uniformierten Polizisten, einen jungen Kerl, groß gewachsen, der von der Seite kam. Dann entdeckte Marsha sie, und einen Moment lang blieb die Zeit stehen, und in diesem Augenblick fühlte Edie sich von einer Kraft getrieben, die nicht ihre eigene war. Der Polizist war jetzt beinahe bei ihr, und sie wusste, dass ihr nicht viel Zeit blieb. Für das, was dann geschah, gab es keine rationale Erklärung. Sie beugte sich hinunter, griff sich mit ihren geschwollenen, erfrorenen Händen eine Handvoll Schnee und warf ihn, so fest sie konnte. Wie in Zeitlupe stieg der Schneeball auf, über die Köpfe der Leibwächter und der Fernsehteams hinweg, und in einem einzigen Augenblick spürte sie, wie ihre Arme nach hinten gerissen wurden und sah das Gesicht von Marsha Hillingberg, die Augen zu ausdruckslosen Schlitzen zusammengekniffen, den Mund vor Entsetzen aufgerissen, während der Schneeball mitten in ihrem Gesicht landete.
    Während die Gouverneurskandidatin dastand wie gelähmt, hörte Edie sich selbst kreischen: «Sie werden fallen, Marsha Hillingberg! Gottes kleiner Fehler wird Ihr größter sein!»
    Ein riesiger Handschuh legte sich über ihren Mund, sie spürte, wie sie herumgerissen wurde, und dann war das Gesicht des Polizisten direkt vor ihrem. Er schrie sie an, doch sie konnte nichts hören. Und dann war alles vorüber. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Andy Foulsham Marsha Hillingberg hektisch abbürstete. Edies Blick flitzte wild hin und her. Megan schob sich rufend durch die Menge auf sie zu, doch Edie verstand nicht, was sie sagte.
    Der junge Polizist holte die Handschellen hervor. Sie streckte ihm die Hände entgegen und merkte, wie er zurückzuckte. Ihre Hände sahen aus wie aufgeblasene Gummihandschuhe, geschwollen und aufgerissen, die Handgelenke dunkellila aufgequollen.
    «Kannst es ja mal versuchen, Hübscher», sagte Edie und grinste verschlagen.
    Megan drängte sich keuchend zwischen sie und sah den Polizisten entschuldigend an.
    «Es tut mir so leid, Officer, die Dame wurde gerade aus dem Eis gerettet. Sie ist ein bisschen … na ja, durch den Wind. Unterkühlung, wissen Sie? Wir versuchen gerade, sie in die Klinik zu bringen.»
    Der Polizist
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