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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz
Autoren: Pjhilip K. Dick
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dem Zyanidpfeil oder, wenn nicht zu diesem Zeitpunkt und mit dieser Waffe, dann eben später. Und auf andere, aber ebenso wirkungsvolle und unfehlbare Weise. Notwendigerweise auf das alte Gehirn selbst gerichtet, denn nur das war unersetzbar. Wenn dieses Organ vernichtet war, war alles vorüber. Und es ist vorüber.
    Brose, dachte er, ist tot. Daran gibt es keinen Zweifel. Gerade ist der Beweis geliefert worden, auf den wir gewartet haben. Das einzige Zeichen, das wir hier unten überhaupt empfangen konnten. Die Herrschaft der Yance-Leute, der Betrug von dreizehn Jahren, von dreiundvierzig Jahren, wenn man bei Fischers Dokumentationen begann – alles vorüber.
    Gleichgültig, was nun kommen würde.
    Adams tauchte neben ihm auf und zögerte einen Augenblick; keiner von beiden sagte etwas, schließlich ergriff Adams das Wort. »Jetzt hängt alles von Runcible und Foote ab. Vielleicht gelingt es ihnen, Lantano zu einem Stillhalteabkommen zu überreden. Ihn zu mäßigen. Was man zu Zeiten der alten US-Regierung das »Gleichgewicht der Kräfte« nannte. Vielleicht erzwingen sie durch ein Urteil des Rekonstruktionsrates ...« Er machte eine hilflose Handbewegung. »Weiß der Himmel. Ich hoffe, es gelingt ihnen. Es ist ein Schlamassel, Nick; Gott ist mein Zeuge – ich weiß es, auch wenn ich nicht da oben bin und es mit eigenen Augen sehe; es ist ein furchtbarer Schlamassel, und es wird noch lange so bleiben.«
    »Aber«, sagte Nicholas, »wir werden damit beginnen, hinaufzusteigen.«
    Adams sagte: »Ich bin gespannt, wie Lantano, oder wer auch immer die Yancy-Nachahmung jetzt programmiert, die über Tausende von Meilen sich erstreckenden Gras- und Waldflächen erklären wird. Die Grünflächen, die die Erdoberfläche anstelle der endlosen Öde radioaktiver Trümmer überziehen.« Er grinste, verzog das Gesicht, ein halbes Dutzend widersprüchlicher Gedanken und Gefühle überflogen seine Züge, wurden dann tiefer, stärker und bedeutungsvoller, während er in Gedanken rasch eine Möglichkeit nach der anderen prüfte. Unter der starken Anspannung, der Angst und der Erregung, erwachte der Yance-Mann in ihm, der Mensch, der er im Grunde seines Wesens war, wieder zum Leben. »Was, zum Teufel«, meinte er, »sollen sie – wer immer sie auch sein mögen – sagen? Gibt es irgendeine glaubhafte Erklärung? Gott, mir fällt keine ein. Jedenfalls nicht hier und in diesem Augenblick. Aber Lantano. Sie haben keine Vorstellung, Nick; ihm könnte es gelingen. Er ist großartig. Ja, ihm könnte es vielleicht gelingen.«
    »Sie glauben also«, sagte Nicholas, »daß die größte Lüge noch bevorsteht?«
    Nach langem, offensichtlich gequältem Zögern erwiderte Adams: »Ja.«
    »Können sie nicht einfach die Wahrheit sagen?«
    »Die was? Hören Sie, Nick: wer immer sie sind, welche Verbindung von all den möglichen korrupten, dopppelzüngigen Partnern, welche Gruppe oder Person auch immer die Trümpfe nach diesem langen Tag der Wirren in der Hand hält, sie haben eine Aufgabe. Nick, sie haben die eine, entscheidende Aufgabe. Sie müssen eine befriedigende Erklärung finden für einen planetenweiten, grünen, fein säuberlich gestutzten und gepflegten Park finden. Das ist das Problem. Und sie müssen es nicht nur mir und Ihnen und ein paar Ex-Tankern hier und da erklären, sondern hundert Millionen feindseliger, aufgebrachter Zweifler, die jedes einzelne Wort aus dem Fernseher auf die Goldwaage legen werden – jetzt und für alle Zeiten. Würden Sie diese Aufgabe gern übernehmen, Nick? Wie würde es Ihnen gefallen, wenn Sie das tun müßten?«
    »Es würde mir nicht gefallen«, entgegnete Nicholas.
    Adams sagte: »Mir schon.« Gequält verzog er das Gesicht, und Nicholas glaubte darin ein unmißverständliches, verzehrendes Verlangen zu entdecken. »Ich wünschte, ich wäre dabei; ich wünschte, ich säße in meinem Büro in der New Yorker Agentur in der Fifth Avenue 580 und könnte die Reden eingeben, die über den Sender durchgegeben werden. Es ist mein Beruf. War mein Beruf. Aber der Nebel hat mir Angst gemacht, die Einsamkeit, ich habe mich von ihr besiegen lassen. Aber jetzt könnte ich zurückkehren, und sie könnten mir nichts mehr anhaben; ich würde es nicht zulassen. Denn was jetzt geschieht, ist von so großer Bedeutung; wir haben all die Jahre darauf hingearbeitet, auf den Augenblick, an dem wir für alles Rechenschaft ablegen müssen. Selbst wenn es uns nicht bewußt war, ist es darauf hinausgelaufen, und jetzt bin ich
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