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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz
Autoren: Pjhilip K. Dick
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Zehntelsekunde gedauert – länger konnten sie es nicht aufrechterhalten. Ich glaube ...« Adams’ Stimme war leise, aber deutlich vernehmbar, obwohl die Tanker um sie herum nachlässig mit den Stühlen scharrten, gähnten, flüsterten, plauderten. Sie wußten nicht, hatten einfach keine Ahnung, was dieser Augenblick für sie und ihre Zukunft bedeutete.« ... um die Wahrheit zu sagen, ist die Entscheidung offenbar nicht um neun Uhr morgens gefallen.« Er warf einen prüfenden Blick auf seine Uhr. »Es ist jetzt sechs Uhr abends in der Agentur. Also hat sich den ganzen Tag über irgend etwas abgespielt, der Himmel weiß, was.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem großen TV-Schirm zu und verstummte. Wartete.
    »Dann hat der Pfeil«, sagte Nicholas, »wohl sein Ziel verfehlt.«
    »Vielleicht. Aber das wäre noch lange nicht das Ende. Lantano würde nicht aufgeben und sich töten lassen. Lassen Sie es uns Schritt für Schritt durchgehen. Erstens würde die Waffenapparatur, wenn der Pfeil das Ziel verfehlt, ihren Besitzer unterrichten. Lantano würde die schlechte Nachricht also augenblicklich erfahren, selbst wenn er sich an einem tausend Meilen entfernten Ort aufhielte. Und Foote – er wird in der Zwischenzeit ohnehin etwas in die Wege geleitet haben; ich hoffe, in Kapstadt. Wenn er genügend Verstand hat, und ich weiß, daß er ihn hat, ganz sicher in Kapstadt. Dort hat er Runcible die ganze Geschichte mit dem Spezialprojekt enthüllt.
    Und vergessen Sie nicht, in Runcibles Wohnanlagen leben viele Tausende von ehemaligen Tankern, die Runcible vielleicht bereits bewaffnet und auf den Kampf vorbereitet ...« Er brach ab.
    Auf dem Bildschirm erschien, groß und dreidimensional, das vertraute, gebräunte, gesunde, scharf geschnittene Gesicht von Talbot Yancy.
    »Liebe amerikanische Mitbürger«, begann Yancy mit seiner würdigen, festen, bedeutungsvollen, wohlklingenden Stimme. »Demütig stehe ich in Gottes Angesicht, um euch eine Angelegenheit von so ungeheurer Wichtigkeit zu verkünden, daß ich Gott, dem Allmächtigen nur danken und ihn preisen kann, daß wir, ihr und ich, diesen Tag erleben durften. Meine Freunde ...« Seine Stimme wurde von Bewegung überwältigt, der eiserne, soldatische Gleichmut des Mannes hielt sie jedoch im Zaum. Stets männlich, und doch nicht ohne Gemütsbewegung; das war Talbot Yancy in diesem Augenblick, und das Gesehene überstieg Nicholas’ Vorstellungsvermögen: war das nun die Nachahmung, die ihnen immer vom Fernsehschirm entgegengesehen hatte, oder war es ...
    Die Kamera entfernte sich. Jetzt erschien der Eichentisch. Die Flagge. Wie immer.
    Nicholas sagte, an Adams gewandt: »Brose hat sie erwischt. Bevor sie etwas tun konnten.« Er fühlte sich bleischwer und benommen. Es war vorbei.
    Das war es also gewesen. Und vielleicht war es besser so. Wer konnte das wissen? Wer würde es jemals erfahren? Und vor ihm, vor allen Tankern, lag jetzt die große, wirkliche Aufgabe. Nicht weniger, als der bedingungslose Krieg, um zur Erdoberfläche durchzustoßen und, einmal dort aufgetaucht, auch auf ihr zu bleiben.
    Mit bebender, überwältigter Stimme sagte Talbot Yancy auf dem Bildschirm: »Heute darf ich euch mitteilen, jedem einzelnen von euch, die ihr so lange Jahre unter der Erde gelitten und gearbeitet habt ...«
    »Komm schon zur Sache«, knirschte Adams zwischen den Zähnen, »ohne euch zu beklagen und immer von Glauben beherrscht ... Nun, meine Freunde, dieser Glauben, der so lange auf die Probe gestellt wurde, war gerechtfertigt. Der Krieg, meine Freunde, ist beendet.«
    Nach einer Weile – in der Führungshalle mit den hier und da verstreut sitzenden Menschen war es totenstill – wandte sich Nicholas Adams zu; sie sahen sich an.
    »Und bald, meine Freunde«, fuhr Yancy mit seiner schweren, feierlichen Betonung fort, »werdet ihr wieder hinaufsteigen in die sonnenhelle Welt. Anfangs werdet ihr entsetzt sein von dem Anblick; es wird nicht leicht sein, und es muß Schritt für Schritt und langsam geschehen. Aber es ist soweit. Alle Kämpfe sind eingestellt. Die Sowjetunion, Kuba, alle Mitgliedstaaten des Volks-Pakts, haben ihre Niederlage erklärt und endlich eingewilligt ...«
    »Lantano«, stieß Adams ungläubig hervor.
    Nicholas erhob sich, schritt durch den Mittelgang und verließ die Führungshalle.
    Allein im Flur, blieb er stehen und dachte nach. Offensichtlich hatte Lantano, mit oder ohne Webster Footes Hilfe, Brose schließlich doch erwischt, entweder am Morgen mit
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