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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
Autoren: Robin Hobb
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»dass Maulkin uns derart antreibt, weil er fürchtet, dass unsere Erinnerungen wieder verblassen könnten. Wir müssen unser Ziel erreichen, bevor wir unsere Bestimmung verlieren. Bevor wir vergessen, wohin wir gehen und warum wir es tun.«
    »Das ist noch nicht alles«, erklärte Sessurea. Er war ebenfalls müde. Aber seine Stimme klang freudig. Es war ein ungeheurer Trost, die Antwort zu kennen. »Die Jahreszeiten ändern sich. Wir sind dem Ende des Sommers näher als seinem Anfang. Eigentlich sollten wir schon dort sein.«
    »Wir sollten längst in Schlamm und Erinnerungen eingewickelt sein und diese Erinnerungen von der Sonne in uns einbrennen lassen, während wir uns verändern«, fügte Kelaro hinzu.
    »Unsere Kokons müssen hart und stark sein, bevor die Regenfälle kommen und die Kälte des Winters sie angreift. Ansonsten gehen wir unter, bevor wir unsere Metamorphose vollendet haben«, erinnerte der rote Syhe die anderen.
    Die übrigen Seeschlangen aus dem Knäuel erhoben ihre Stimmen und sprachen miteinander. »Das Wasser muss noch warm sein, sodass sich die Fäden formen können.«
    »Sonne und Wärme brauchen wir, damit der Kokon hart wird.«
    »Er muss fest und solide werden, bevor die Veränderung beginnen kann.«
    Maulkin öffnete seine großen Augen. Die falschen Augen auf seinem Körper schimmerten vor Freude. »Schlaft und ruht euch aus, meine Kleinen«, riet er ihnen. Er ignorierte kühn die Tatsache, dass einige der Schlangen weit größer waren als er und nicht wenige genauso groß. »Träumt gut und findet Trost in dem, was wir alle wissen. Sprecht darüber miteinander. Wenn wir die Erinnerungen teilen, die Draquius uns gegeben hat, wird es uns helfen, sie zu behalten.«
    Sie trompeteten leise ihre Zustimmung, während sie sich umwickelten. Das Knäuel war gewachsen. Nach Draquius' Opfer hatten auch viele der wilden Seeschlangen zu erkennen gegeben, dass ihr Erinnerungsvermögen zurückkehrte. Zwar sprachen einige immer noch nicht, trotzdem flammte von Zeit zu Zeit Intelligenz in ihren Blicken auf, und sie benahmen sich, als gehörten sie wahrhaftig zu diesem Knäuel. Ihre Anzahl war ein Trost. Wenn sie jetzt anderen Schlangen begegneten, mieden die Außenseiter entweder Maulkins Knäuel oder folgten ihm und wurden allmählich ebenfalls ein Teil davon. Maulkin hatte ihnen Hoffnung gemacht, dass selbst die bestialischsten von ihnen ihre Erinnerungen wieder spürten, wenn sie den Fluss erreichten und zu ihren Kokongründen vordrangen.
    Shreeva klappte die Lider vor ihre Augen und versank in einem Traum. Das war eine weitere, neu entdeckte Freude. In ihren Träumen flog sie wieder und erinnerte sich daran, dass ihre Vorfahren das ebenfalls getan hatten. In ihren Träumen war sie bereits zu einem schönen Drachen geworden, der die Freiheit der drei Reiche genoss.
    »Vertraue diesen Erinnerungen nur nicht zu sehr«, unterbrach Maulkin sie plötzlich. Er sagte es nicht laut. Nur sie, Sessurea und einige andere, die ihnen am nächsten waren, öffneten beim Klang seiner Stimme die Augen.
    »Was meinst du?«, fragte Shreeva ihn furchtsam. Hatten sie nicht schon genug gelitten? Jetzt erinnerten sie sich doch. Was sollte sie daran hindern, ihr Ziel zu erreichen?
    »Nichts stimmt wirklich«, antwortete Maulkin leise. »Nichts ist, wie es war, und nichts ist, wie es sein sollte. Wir müssen schnell schwimmen, damit wir in der Lage sind, Hindernisse zu überwinden, die uns auf dem Weg noch erwarten. Und seid versichert, es wird Hindernisse geben.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Sessurea klagend, aber Shreeva glaubte, es schon zu wissen. Sie schwieg und wartete auf die Antwort des Propheten.
    »Blickt euch um«, bat er sie. »Was seht ihr?«
    Sessurea sprach für sie alle. »Ich sehe die Reste alter Gebäude auf dem Meeresgrund. Ich sehe in der Ferne den Bogen des Rythos...«:
    »Und ist nicht der Bogen des Rythos in unserer Erinnerung ein angenehmer Ort, wo man sich niederlassen kann, nachdem man einen Nachmittag lang über die Leere geflogen ist? Erhebt er sich in unserer Erinnerung nicht gewaltig und stolz am Eingang des Hafens von Rythos? Warum ist er zertrümmert und zerbrochen und in der Fülle versunken?«
    Niemand antwortete. Alle warteten auf seine Antwort.
    »Ich weiß es auch nicht«, brummte Maulkin leise, als das Schweigen andauerte. »Aber ich vermute, dass es genau diese Dinge sind, die uns so lange verwirrt haben. Deshalb ist uns das alles beinahe vertraut, deshalb hätten wir uns fast an
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