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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
Autoren: Robin Hobb
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überfällig, und zwar schon so schrecklich lange, dass ich fürchte, es ist etwas schiefgegangen. Irgendjemand wird sich für uns erinnern. Andere werden kommen und uns schützen und führen. Wir werden sie erkennen. Und sie uns.« Er klang unsicher.
    »Die silberne Versorgerin«, sagte Sessurea ruhig. »Wir sind ihr gefolgt, aber sie hat uns nicht erkannt.«
    Sylic wand sich unbehaglich mitten durch das ruhende Knäuel. »Silber. Silbergrau«, zischte er. »Erinnerst du dich, Kelaro? Xecres fand diese große, silbergraue Kreatur und hat uns aufgerufen, ihr zu folgen.«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern«, trompetete Kelaro leise. Er öffnete und schloss seine gewaltigen, silbrigen Augen. Sie drehten sich, und die Farben schillerten. »Außer vielleicht wie an einen Traum. Einen schlechten Traum.«
    »Sie hat uns angegriffen, als wir uns um sie herum versammelt haben. Sie hat lange Zähne nach uns geworfen.« Sylic wand einen Knoten und hielt inne, als er an eine tiefe Narbe kam. Die Schuppen darüber waren dick und ungleichmäßig. »Sie hat mich hier gebissen«, flüsterte der Rote heiser. »Sie hat mich gebissen, mich aber nicht verzehrt.« Er drehte sich um und sah Kelaro eindringlich an, als suche er eine Bestätigung. »Du hast mir ihre Zähne aus der Haut gerissen. Sie hatten mich durchdrungen und waren stecken geblieben. Die Wunden eiterten.«
    Kelaro klappte seine Lider vor die Augen. »Ich kann mich nicht daran erinnern«, erwiderte er bedauernd.
    Ein Schauer lief über Maulkins Körper. Seine falschen Augen leuchteten so hell wie schon lange nicht mehr. »Das silberne Wesen hat dich angegriffen?«, erkundigte er sich ungläubig. »Es hat dich angegriffen?« Der Ärger in seiner Stimme war unüberhörbar. »Wie kann es sein, dass diejenigen, die den Duft der Erinnerung verströmen, sich gegen die wenden, die sie um Hilfe bitten?« Er schwang seinen gewaltigen Schädel heftig vor und zurück und richtete seine giftstrotzende Mähne auf. »Ich versteht das nicht!«, trompetete er plötzlich. »Davon habe ich keine Erinnerungen, nicht einmal eine Spur! Wie kann so etwas passieren? Wo sind Die, die sich erinnern?«
    »Vielleicht haben sie uns ja vergessen«, erwiderte Tellur sarkastisch. Der schlanke grüne Sänger hatte nicht viel an Kraft zugelegt, seit ihm sein Name wieder eingefallen war. Anscheinend kostete es ihn seine ganze Energie, das Bewusstsein seiner Identität nicht wieder zu verlieren. Niemand konnte sagen, wie er gewesen war, bevor er sich vergessen hatte. Jetzt jedenfalls war er ein gereizter, scharfzüngiger Zyniker. Und obwohl er sich erinnerte, wer er einst gewesen war, raffte er sich nur selten auf, sein Lied zu singen.
    Maulkin peitschte plötzlich herum und blickte ihn an. Seine Mähne war aufgerichtet und seine Haut schillerte in allen Farben. »Sie haben uns vergessen?«, brüllte er aufgebracht und verblüfft. »Weißt du das aus einer Erinnerung oder aus einem Traum? Erinnerst du dich an ein Lied, das von einer Zeit kündet, in der alle vergessen?«
    Tellur legte seine Mähne an den Hals und machte sich kleiner und unauffälliger. »Es war nur ein Scherz, Großer, ein böser Scherz von einem verbitterten Sänger. Ich entschuldige mich dafür.«
    »Ein Scherz vielleicht, aber möglicherweise mit einem Körnchen Wahrheit darin. Viele von uns haben vergessen! Könnten Die, die sich erinnern, die Hüter unser aller Erinnerungen, vielleicht ebenso in ihrer Aufgabe gefehlt haben?«
    Ein verzagtes Schweigen folgte seiner Frage. Wenn das der Wahrheit entsprach, bedeutete es, dass sie verlassen waren, ganz auf sich allein gestellt. Sie hatten keine Zukunft, außer der, herumzustreifen, bis sie einer nach dem anderen den Verstand verloren und der Finsternis verfielen. Die Schlangen umfassten sich fester und klammerten sich an das bisschen Zukunft, das ihnen vielleicht noch blieb. Maulkin riss sich plötzlich von ihnen los. Er beschrieb einen gewaltigen Kreis und drehte dann langsam eine Reihe von Schleifen. »Denkt doch selbst!«, lud er sie ein. »Lasst uns einmal in Betracht ziehen, dass dies stimmt. Es würde vieles erklären. Sessurea, Shreeva und ich haben dieses silberne Wesen gesehen, das genauso roch wie Die, die sich erinnert. Sie hat uns ignoriert. Kelaro und Sylic sahen eine silbergraue Kreatur. Als Xecres, der Anführer ihres Knäuels, versuchte, mit ihr die Erinnerungen zu teilen, hat sie sie angegriffen.« Er wirbelte herum und sah die anderen an. »Unterscheidet sich das so
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