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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
Autoren: Robin Hobb
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sehr von eurem Verhalten, als ihr eure Erinnerung verloren hattet? Habt ihr euch nicht auch gegenseitig ignoriert, nicht auf meine Fragen geantwortet? Habt ihr nicht sogar eure Gefährten angegriffen, als ihr um Nahrung kämpftet?« Er bog sich zurück, und sein weißer Unterleib leuchtete ihnen entgegen. »Es ist ganz klar!«, trompetete er. »Der Sänger hat es genau erkannt! Sie haben vergessen! Wir müssen sie zwingen, sich an uns zu erinnern!«
    Das Knäuel starrte ihn ehrfürchtig an. Selbst die verrohten Schlangen, die sich bei den Pausen in zufälligen Knäueln aus ihresgleichen sammelten, lösten sich und betrachteten Maulkins jubelnden Tanz. Ihre Verwunderung beschämte Shreeva, aber ihr Zweifel war einfach zu groß. Sie musste ihn äußern. »Wie? Wie können wir sie dazu bringen, sich an uns zu erinnern?«
    Maulkin schoss zu ihr herüber. Er umkreiste sie, umschlang sie und zog sie von dem Knäuel weg, damit sie in seinen sinnlichen Tanz mit einstimmte. Sie schmeckte seine Gifte, als sie sich neben ihm bewegte. Sie waren beide überwältigt vor Freude, berauschend frei. »Genauso, wie wir auch die anderen erweckt haben. Wir werden eine suchen, sie stellen und sie dazu auffordern, sich an ihren Namen zu erinnern!«
    Als sie mit ihm tanzte, eng umschlungen und berauscht, war es so einfach gewesen, dies für möglich zu halten. Sie würden eine der silbernen Kreaturen aufspüren, die nach den Erinnerungen rochen, und sie zwingen, sich ihrer Aufgabe wieder bewusst zu werden und ihre Erinnerungen mit ihnen zu teilen. Und dann... Dann würden sie alle gerettet weiden. Irgendwie.
    Doch jetzt, als sie zu dem Schatten hinaufsah, der über sie hinwegglitt und das Wasser verdunkelte, kamen ihr Zweifel. Sie hatten tagelang einen Silbernen gesucht. Kaum hatten sie den Duft von einem aufgenommen, genehmigte Maulkin ihnen fast keine Pausen mehr. Ihre zielstrebige Verfolgung hatte einige von ihnen vollkommen erschöpft. Der schlanke Tellur war blass und dünn geworden. Viele wilde Schlangen hatten Maulkins Tempo nicht mithalten können und waren zurückgeblieben. Vielleicht würden sie ja später zu ihnen stoßen, möglicherweise würden sie sie aber auch niemals wieder sehen. Im Augenblick jedenfalls hatte Shreeva nur Augen für die massige Kreatur, die über ihnen dahinglitt.
    Das Knäuel folgte ihr. Nachdem er sie jetzt eingeholt hatte, schien sogar Maulkin zu zögern. Die silbrige Kreatur war weit gewaltiger als jede der Seeschlangen. Und sie war sogar genauso lang wie Kelaro.
    »Was tun wir jetzt?«, wollte Tellur schließlich wissen. »Wir können dieses gewaltige Wesen nicht einfach umschlingen und in die Tiefe ziehen. Genauso gut könnten wir mit einem Wal ringen!«
    »Das wäre eigentlich keine unlösbare Aufgabe«, bemerkte Kelaro, der seiner Größe vertraute. Er stellte seine Mähne aggressiv auf. »Es würde ein heftiger Kampf werden, aber wir sind viele. Letztlich könnten wir die Oberhand behalten.«
    »Wir sollten nicht mit Gewalt anfangen«, wies ihn Maulkin zurecht. Shreeva konnte sehen, wie er seine Kraft sammelte.
    Manchmal kam es ihr vor, als glühe sein Lebensflinke so hell wie immer. Aber gleichzeitig schien seine körperliche Kraft abzunehmen. Sie hätte ihn gern überredet, sich zu schonen, aber am besten vermied sie diesen unendlichen Streit. Der Prophet streckte sich zu seiner ganzen Länge aus. Ein Schauer rann über seinen ganzen Körper und ließ seine falschen Augen golden erstrahlen. Langsam richtete sich seine Mähne um seinen Hals auf, bis jede einzelne Faser von Gift nur so strotzte. Seine großen kupferfarbenen Augen rotierten langsam. »Wartet auf meinen Ruf«, befahl er ihnen.
    Sie gehorchten, während er sie verließ und zu dem großen, silbrigen Schatten emporstieg.
    Dies hier war kein Versorger. Er strahlte nicht den Geruch von Blut und Müll aus, untrügliches Merkmal derer, die sie mit Fleisch versorgten. Dieses Geschöpf bewegte sich schneller, obwohl er keine Flossen hatte, jedenfalls keine, die Shreeva hätte erkennen können. Ein einzelner flossenähnlicher Auswuchs befand sich am Ende seines runden Bauches, aber es schien ihn nicht zur Fortbewegung zu benutzen. Eher glitt es mühelos durch die Fülle, während der größte Teil seines Oberkörpers hinauf in die Leere ragte. Maulkin passte sich seiner Geschwindigkeit an. Es schien weder Kiemen noch eine Mähne zu haben, aber Maulkin sprach es dennoch an. »Maulkins Knäuel grüßt dich. Wir sind lange gereist, auf der Suche
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