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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse
Autoren: Voosen Jana
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spüre.
    »Ach, so sah das Bild also drunter aus«, sagt Michael mit einem breiten Grinsen und reicht mir ein Glas Prosecco.
    »Ach, nein, ich glaube, ich hatte genug Alkohol für heute«, lehne ich dankend ab.
    »Aber du siehst ganz blass aus«, meint er.
    »Vielleicht sollte ich eine Suppe essen«, überlege ich und wie auf Kommando fängt mein Magen laut und vernehmlich an zu knurren.
    »Na klar, ich hole dir eine. Aber nimm trotzdem einen Schluck. Ist gut für den Kreislauf«, nötigt er mich.
    »Na, schön.« Achselzuckend nehme ich ihm das Glas ab. »Aber wenn ich in einer Verkehrskontrolle lande, ist das dieses Mal nicht meine Schuld.«
    »Du willst doch nicht noch fahren«, fragt er mich entsetzt.
    »Keine Sorge, natürlich nicht«, antworte ich und nehme einen tiefen Schluck. »Was ist?« erkundige ich mich dann, weil Michael mich irgendwie komisch anguckt.
    »Nichts, nichts«, sagt er schnell und betrachtet angelegentlich Knut Gernadings Nackte.
    »Wolltest du mir nicht eine Suppe holen?«, erinnere ich ihn und er nickt.
    »Ach so, ja, natürlich. Bin gleich wieder da.« Ich beobachte ihn, wie er in Richtung Tresen davongeht. Sein Hintern in diesen Jeans ist wirklich knackig. Gedankenverloren nehme ich noch einen Schluck. Irgendwie schmeckt der Prosecco nicht besonders. Ob das Glas nicht anständig gespült ist? Ich untersuche es nach eventuellen Rückständen, kann aber nichts finden. Merkwürdig. Ich probiere noch einmal, da kommt Michael schon mit einem randvollen Suppenteller auf mich zugeeiert.
    »Willst du dich da hinsetzen?«, erkundigt er sich, wobei er die Suppe nicht aus den Augen lässt. Ich nicke und lasse mich auf der Couch nieder. In bester Oberkellnermanier stellt er die Suppe ab, schüttelt eine Serviette auf und legt sie mir über den Schoß. Ich schenke ihm ein Lächeln und beginne zu essen. Hmm, da habe ich mich ja mal wieder selbst übertroffen.
    »Die Ehefrau scheint nicht mehr böse auf dich zu sein«, meint Michael, sich neben mir niederlassend und ich schüttele den Kopf.
    »Nein. Gott sei Dank.«
    »Und wer hat ihn letzten Endes gekriegt?«
    »Keine. Nein, lass es mich so formulieren: Keine von uns beiden wollte ihn mehr.«
    »Wie erfreulich«, kommentiert er und ich sehe ihn überrascht an. »Na ja, wohl nicht für ihn«, gibt er grinsend zu. »Aber vielleicht ja für mich?«
    »Du gibst wohl nie auf, was?«, frage ich lächelnd und sehe ihm in die Augen. Sie sind wirklich unverschämt blau. Und sie werden von winzigen, nach oben zeigenden Fältchen umrahmt, als er mein Lächeln erwidert.
    »Nein«, sagt er leise. »Nie.« Verlegen sehe ich zur Seite, um einen Augenblick später wieder seinen Blick zu suchen. Er sieht wirklich gut aus. Nicht nur seine strahlenden Augen, auch das markante Gesicht und die leicht geschwungenen Lippen fallen mir heute zum ersten Mal richtig auf. Wenn ich es recht bedenke, war er in den letzten Wochen mehr als einmal mein Retter in der Not. Ich weiß nicht, wie lange wir schon so dasitzen, ganz versunken in den Anblick des anderen. Die Suppe in der Schale vor mir wird kalt, aber das ist mir egal, weil Michael in diesem Moment nach meiner Hand greift. Verwundert betrachte ich seine schlanken Finger, die über meinen Handrücken streicheln. Dann legt er den anderen Arm um meine Schultern und haucht mir einen zarten Kuss auf die Lippen, der mich erschaudern lässt. Mein Herz klopft wie verrückt. Weil ich seinem intensiven Blick nicht länger standhalten kann, weiche ich ihm aus und sehe in eine andere Richtung, um mich zu sammeln. Meine Augen treffen die von Paolo, der mir fröhlich zuwinkt. Lächelnd grüße ich zurück und sehe in diesem Moment Thekla mit zwei Proseccogläsern bewaffnet auf unseren Italiener zustürmen. In Michaels Arm gelehnt beobachte ich, wie sie Paolo das Getränk aufnötigt und mit ihm anstößt. Ihr Gesicht leuchtet dabei wie das eines frisch verliebten Backfischs.
    »Die wird ihm doch keinen Liebestrank unterjubeln«, frage ich Michael grinsend und deute mit der Hand in ihre Richtung. In diesem Moment sieht Thekla sich suchend im Raum um. Ihr Blick trifft den meines Sitznachbarn und sie hebt ihr Glas. Dann wendet sie sich wieder strahlend Paolo zu, jedoch nicht ohne Michael noch einmal verschwörerisch zuzublinzeln. Ganz langsam drehe ich mich zu ihm herum, mein Blick fällt auf mein halbleeres Proseccoglas mit dem merkwürdig schmeckenden Inhalt. Er wird doch nicht …? Seine Augen leuchten blauer als je zuvor und sein Mund
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