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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse
Autoren: Voosen Jana
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während wir rüber zur Snackbar gehen. »Hey, wieso kommst du nicht einfach zur Eröffnungsfeier? Um acht geht es los.« Strahlend sehe ich sie an, aber bei ihrem Gesichtsausdruck vergeht mir schnell das Lachen.
    »Ich kann mich gerade noch beherrschen«, meint sie kalt. »Also, was wolltest du sagen? Ich habe nicht ewig Zeit.«
    »Soll ich uns eine Apfelschorle holen?«, biete ich mit piepsiger Stimme an, aber sie schüttelt den Kopf.
    »Nein. Also?« Unter dem eisigen Blick ihrer grünen Augen fühle ich mich äußerst unwohl. Ich versuche, meine Gedanken zu sammeln. Was soll ich sagen? Wie soll ich es formulieren? Mein Gegenüber gibt einen verächtlichen Laut von sich und verzieht ironisch das Gesicht: »Aha.« Doch bevor sie sich zum Gehen wenden kann, hebe ich den Blick, den ich bis jetzt auf den Boden vor meinen Fußspitzen gerichtet hatte und sehe meiner Rivalin in die Augen:
    »Es tut mir leid«, sage ich inbrünstig. »Es tut mir ganz ehrlich furchtbar leid.« Noch nie in meinem Leben habe ich eine Entschuldigung so ernst gemeint wie in diesem Moment und anscheinend spürt sie das. Mitten in der Bewegung hält sie inne und sieht mich abwartend an. »Ich hätte die Finger von Gregor lassen sollen im selben Moment, als ich hörte, dass er verheiratet ist, das weiß ich jetzt. Es tut mir leid, dass ich es nicht getan habe. Und ich hätte mich nicht wieder auf ihn einlassen dürfen, nachdem du ihn rausgeworfen hast. Auch das tut mir leid. Ich kann heute nicht mehr verstehen, warum ich das getan habe. Ich war so verliebt in ihn, dass mir alles und jeder andere egal war. Ich habe noch nicht einmal mitbekommen, dass er sich wie ein Arschloch verhalten hat. Uns allen gegenüber. Ich habe einfach noch niemals jemanden so geliebt wie ihn.« Unsicher sehe ich Anna an, die noch immer mit unbeweglicher Miene vor mir steht.
    »War das alles?«, fragt sie sehr ruhig und ich blinzele verlegen.
    »Äh, nun, also, ja, das war es wohl«, stammele ich. Sie greift nach ihrer Tasche und schultert sie:
    »Gut, dann kann ich ja jetzt gehen.« Grußlos dreht sie sich um und strebt dem Ausgang zu, während ich ihr bedröppelt hinterhersehe.

15.
    Verzauberliebt
    Der erste Advent. Es ist so weit. In weniger als einer halben Stunde öffnet die »Hexenküche« das erste Mal ihre Pforten. Ich stehe mitten in meinem Laden und betrachte ergriffen, was wir hier in den letzten Wochen vollbracht haben. Die gemütlichen, mit dunkelrotem Samt bezogenen Polstermöbel laden dazu ein, sich niederzulassen und so schnell nicht wieder aufzustehen. Die goldene Tapete mit den eingearbeiteten Ornamenten, der ich zunächst eher skeptisch gegenüberstand, schimmert im warmen Licht der Kerzen und ist einfach wunderschön – genau wie Loretta es mir prophezeit hat. Nervös wische ich zum wohl zehnten Mal über die frisch lackierten, dunkelbraunen Tische und den Tresen, erkundige mich in der Küche, ob alles planmäßig verläuft, checke, ob der Kühlschrank richtig temperiert, die Schnittchenplatten bereit und der Prosecco gekühlt ist. Wie ein aufgescheuchtes Huhn renne ich hin und her, bis Loretta mich irgendwann schnappt, mir ein Glas in die Hand drückt und mich in einen der Sessel schiebt.
    »Jetzt beruhig dich mal, Luzie, und trinke einen Schluck, sonst kippst du um, bevor der erste Gast einen Fuß hier hereinsetzt.« Ich stürze den Prosecco mit einem Zug hinunter, was von meiner Freundin mit sorgenvollem Auge beobachtet wird. »Einen Schluck habe ich gesagt. Hast du heute überhaupt schon was gegessen?« Im selben Moment spüre ich, wie mir der Alkohol zu Kopf steigt.
    »Nein«, antworte ich albern kichernd.
    »Hey, Tina«, winkt Loretta meine neue Kellnerin herbei, »kannst du für deine Chefin ein paar Schnittchen und einen doppelten Espresso organisieren.«
    »Logisch.« Zwei Minuten später bringt sie das Gewünschte auf einem Tablett und stellt es vor mir ab.
    »Danke«, ächze ich und stopfe mir Räucherlachs mit Meerrettichsahne auf Pumpernickel in den Mund.
    »Keine Ursache«, lächelt sie und fügt, an Loretta gewandt hinzu, »und ich heiße Nina.« Damit dreht sie sich schwungvoll um und wackelt auf ihren hohen Absätzen wieder in Richtung Tresen davon. Ihr knackiger Hintern bewegt sich dabei sehr anmutig von links nach rechts.
    »Die wird ne Menge Trinkgeld machen«, kommentiert Loretta anerkennend.
    »Ja, wenn überhaupt ein Gast kommt«, male ich schwarz und sehe hinaus auf die Straße, wo es mittlerweile stockfinster ist. Pünktlich
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