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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse
Autoren: Voosen Jana
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herausfordernd an. Ich schlage die Augen nieder.
    »Woher weißt du das?«
    »Woher wohl?« Loretta, schießt es mir durch den Kopf. Wie kann sie nur? »Von Gregor natürlich«, nimmt Anna den Verdacht von ihr und ich schäme mich, dass ich meine Freundin, die es mit der Schweigepflicht ja nun wirklich genau nimmt, für eine solche Plaudertasche halte. Dann erst dringt die Information langsam zu mir durch.
    »Seid ihr wieder zusammen?«, krächze ich heiser.
    »Nein, bedien dich ruhig«, kommt es triefend vor Sarkasmus zurück. »Weißt du, ihr zwei verdient einander. Wirklich, ein Traumpärchen!« Sie mustert mich verächtlich von oben bis unten und beginnt dann, ihre Ware auf das Laufband zu stapeln.
    »Moment mal, das ist nicht fair«, versuche ich mich zu verteidigen, »lass es mich wenigstens …«
    »Ich höre dir gar nicht zu«, unterbricht sie mich feindselig und geht durch zur Kassiererin, die jetzt ein Stück nach dem anderen über den Scanner zieht.
    »Anna, bitte«, flehe ich inständig, aber sie wendet sich brüsk ab. Was ich verstehen kann. Warum musste dieser verfluchte Mistkerl ihr auch davon erzählen? Aber dann muss ich zugeben, dass die Schuld ausnahmsweise nicht bei Gregor liegt. Sondern bei mir. Sie hat allen Grund, sauer auf mich zu sein. Schließlich hatte ich mich mit ihr verbrüdert. Und mich hinterher wieder von ihrem Mann um den Finger wickeln lassen. Das ist schon ein bisschen mies. Schwamm drüber, du hast im Moment echt andere Sachen im Kopf, flüstert eine Stimme in meinem Kopf. Dann ist sie eben sauer auf dich. Das war sie doch vorher auch schon und es hat dich nicht gestört. Stimmt, hat es nicht. Aber da dachte ich ja auch noch, dass Gregor der tollste Mann der Welt ist und ich dazu bestimmt bin, ihn zu lieben bis ans Ende meiner Tage. Und dass Anna eine blöde, gefühlskalte Schnepfe ist. Aber die Frau, die mit geradem Rücken und erhobenem Kopf vor mir steht, ist alles andere als das. Sie ist meine Leidensgenossin. Sie hat den gleichen Mann geliebt wie ich und ist damit auf die Schnauze geflogen. Genau wie ich. Tja, so ein Pech aber auch, da kann man wohl nichts machen, sagt das Schicksal und lässt Anna ihre vollgestopfte Ikeatasche schultern und in Richtung Ausgang wanken.
    »Das macht dann zweiundneunzig Euro und zwanzig Cent«, leiert die Kassiererin herunter und sieht mich abwartend an.
    »Anna, warte«, brülle ich so laut, dass die Gerufene sich erschrocken umdreht. Ich gehe einen Schritt auf sie zu und sehe sie bittend an: »Bitte, bleib nur fünf Minuten. Ich lade dich auf einen Hotdog ein.« Angeekelt verzieht sie das Gesicht. »Oder eine Portion Köttbullar?«
    »Danke, ich bin Vegetarierin«, lehnt sie kühl ab.
    »Dann eine Apfelschorle. Bitte«, flehe ich, jetzt sämtliche Selbstachtung aufgebend.
    »Das macht zweiundneunzig Euro und zwanzig Cent«, erklingt es erneut und in der Schlange schwillt das Gemurmel an.
    »Was ist denn los da vorne?«, ruft ein Proll mit Adiletten an den Füßen. »Hammse dir ins Gehirn geschissen?«
    »Nein, niemand hat so etwas Widerliches getan«, blöke ich zurück, woraufhin der Proll ein verwirrtes Gesicht aufsetzt und schweigt. Dann sehe ich wieder zu Anna hinüber. Täusche ich mich, oder zwingt sie sich dazu, ein Grinsen zu unterdrücken?
    »Entschuldigen Sie«, meint da die alte Dame, die direkt hinter mir steht und eine beschichtete Pfanne samt Pfannenwender in der Hand hält, »hätten Sie etwas dagegen, mich vorzulassen? Meine Enkel kommen heute zu mir zu Besuch.«
    »Das geht nicht, ich muss erst abkassieren, oder soll ich den ganzen Kram etwa stornieren?«, fragt die Frau an der Kasse mich empört.
    »Nein, nein, ich mache ja schon.« Damit drücke ich ihr einen Hunderteuroschein in die Hand, lasse Anna dabei nicht aus den Augen und sage: »Stimmt so.«
    »Ich darf kein Trinkgeld annehmen.« In diesem Moment fasst Anna sich ein Herz. Sie rollt zwar die Augen gen Himmel, stöhnt dann aber gottergeben:
    »Von mir aus. Fünf Minuten.«
    »Danke«, sage ich inbrünstig und stopfe in Windeseile die Kerzen in meine Ikeatasche.
    »Was hast du denn vor?«, erkundigt sich Anna mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Heute ist die Eröffnung meines Cafés und ich habe die Kerzen vergessen.«
    »Dein Café?« »Ja. Es heißt ›Hexenküche‹ und liegt in der Schanzenstraße. Es gibt Getränke, Essen und Zaubereien. Ach ja, Thekla kennst du ja. Die steigt mit ein. Ihr Wohnwagen ist nämlich abgefackelt«, plappere ich ohne Punkt und Komma,
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