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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse
Autoren: Voosen Jana
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entfernt. Ich sehe in seine schönen braunen Augen und habe plötzlich einen Kloß im Hals. Als die Tür mit einem Ruck aufgestoßen wird, nicke ich ergeben.
     
    Wie konnte ich nur in diese Situation geraten? Vor ein paar Tagen war das Leben noch so einfach. Und so schön. Als ich letzten Freitagmorgen die Augen aufschlug, war ich verliebt. Und glücklich. Bis der Mann in meinem Bett meinte, mir ein nicht ganz unwichtiges Detail seiner Lebensumstände nicht länger vorenthalten zu dürfen. Ich frage mich, ob Ehrlichkeit in Beziehungen nicht grundsätzlich überschätzt wird …
     
    Drei Tage zuvor:

1.
    B wie besetzt
    Ich verlange die sofortige Einführung der Zwangsbrandmarkung für alle verlobten, verheirateten oder sonstwie gebundenen Männer. Ein schönes, fettes, rotes, vernarbtes »B« für »Besetzt«. Nicht wie bei Kühen auf den Hintern, denn wenn ich den erstmal zu Gesicht bekommen habe, ist es sowieso schon zu spät. Nein, ein für die Öffentlichkeit stets zugänglicher Körperteil müsste es sein. Ich bin für die Stirn. Von mir aus auch den Handrücken, aber darunter gehe ich nicht.
    Doch auf dem Körper meines Gegenübers ist beim besten Willen nirgendwo ein B zu entdecken. Und das kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, denn er liegt nackt in meinem Bett. Genauer gesagt: In meinen Armen, die ich, ebenfalls im Evakostüm, neben ihm liege. Verschwitzt vom leidenschaftlichen morgendlichen Beischlaf, den wir vor wenigen Minuten beendet haben. Leider bin ich aber überhaupt nicht entspannt. Nicht im Geringsten. Das liegt nicht daran, dass der Herr neben mir ein zweitklassiger Liebhaber wäre. Ehrlich gesagt ist er der Beste, der mir bisher passiert ist. Doch die Entspannung, die sich nach dem großartigen Orgasmus gerade in meinem ganzen Körper auszubreiten begann, ist jetzt wie weggeblasen. Einfach ausgelöscht durch den schlichten Satz:
    »Ich bin verheiratet.«
    Mit einem Ruck setze ich mich im Bett auf, grabsche nach der mit blauem Satin bezogenen Decke und halte sie mir schützend vor die Brust. Albern, ich weiß, aber im Moment habe ich das dringende Bedürfnis nach Verhüllung.
    »Du bist was?«, frage ich mit einem Zittern in der Stimme und hoffe immer noch, mich verhört zu haben. Aber das schlechte Gewissen in Gregors Augen spricht Bände. Er muss gar nichts sagen, ich weiß schon, dass ich ihn richtig verstanden habe.
    »Ich bin verheiratet«, wiederholt er dennoch. Stumm sehe ich ihn an und rücke ein Stück von ihm ab. Er robbt hinter mir her und versucht, einen Arm um mich zu legen.
    »Ich wollte es dir schon vorher sagen …«, beginnt er.
    »Das wäre eine gute Idee gewesen«, sage ich schnippisch. »Und warum hast du nicht?« Hilflos sieht er mich mit seinen sanften braunen Augen an, fährt sich nervös mit der Hand durch die blonden Locken, die ihm wie immer kreuz und quer vom Kopf abstehen.
    »Na ja, also, ich …«, druckst er herum und ich sehe ihn wütend an.
    »Ja? Du …«, frage ich unwirsch.
    »Ich dachte, dann würdest du sicher nichts mit mir anfangen.« Seine Dreistigkeit verschlägt mir für einen Moment die Sprache. Mit großen Augen starre ich ihn an und versuche zu verarbeiten, was er da gerade von sich gegeben hat. Meine Gedanken rasen. Ich habe jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder raste ich aus oder ich bleibe ganz cool. Eigentlich wäre mir mehr nach ausrasten, aber in diesem Fall kann ich für nichts garantieren. Ich bin nämlich leider ein ziemlich temperamentvoller Mensch, um es mal positiv zu formulieren. Und um mich stehen einfach zu viele harte Gegenstände herum, die ich in meiner Wut nach Gregor werfen könnte. Vielleicht würde ich ihn mit dem Radiowecker, der neben mir auf dem Nachttisch steht, tatsächlich treffen. Ich glaube, auf Körperverletzung stehen schlimme Strafen. Das ist ein Grund, weshalb ich mich jetzt zusammenreiße und tief durchatme. Der zweite Grund liegt immer noch an meiner Seite und sieht mich mit einem Dackelblick an, der mir ins Herz schneidet. Ich könnte ihm nie wehtun. Denn ich liebe diesen Mann.
    »Da hast du verdammt recht. Dann hätte ich nichts mit dir angefangen«, sage ich so ruhig wie möglich und wickele mich noch fester in die Decke. Mir ist plötzlich kalt. Mein heimlicher Traum von der gemeinsamen Zukunft mit Gregor bricht zusammen wie ein Kartenhaus. Na schön, wir kennen uns erst seit knapp einem Monat, dennoch war ich davon überzeugt, dass er der Mann meines Lebens ist. Und dabei bin ich für ihn anscheinend nichts
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