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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse
Autoren: Voosen Jana
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kommt, ist Gregor wahrscheinlich längst am Flughafen und schließt seine heimkehrende Frau in die Arme. Wie heißt sie überhaupt?
     
    Sie heißt Anna. Liegt es an mir, oder ist das ein blöder Name? Das kann mir Loretta auch nicht sagen, dabei weiß sie doch sonst immer alles. Loretta ist Scheidungsanwältin, hätte aber auch eine echt gute Privatdetektivin abgegeben. Sie ist nämlich ein Ass in jeder Art von Recherche. Praktischerweise ist sie zudem seit Kindertagen meine beste Freundin. Zu ihr bin ich geflüchtet, nachdem Gregor meine Wohnung verlassen hat. Ich erwische sie gerade noch an ihrer Wohnungstür, als sie sich in ihrem schicken, grauen Nadelstreifenanzug, der sich um ihren langen, schlanken Körper schmiegt, die kurzen, schwarzen Haare akkurat frisiert und die dunklen Augen durch dezentes Make-up betont, auf den Weg in die Kanzlei machen will. Ein Blick in mein Gesicht reicht und schon zieht sie mich in ihre schicke Vier-Zimmer-Altbauwohnung hinein und sagt telefonisch die ersten zwei Termine des Morgens ab.
    »Das ist doch nicht nötig«, protestiere ich schwach, bin aber dann doch dankbar, als sie meine Einwände mit einer Handbewegung vom Tisch fegt. Nachdem ich mich ausgeheult habe, drückt Loretta mir meinen mit grünem Tee gefüllten Lieblingsbecher in die Hand, den mit den rosa Rosen drauf, aber selbst der kann mich heute nicht aufheitern. Ich sitze neben Loretta in ihrem Arbeitszimmer und betrachte die langen Reihen von Gesetzesbüchern, die sich in den weißen Regalen an der Wand befinden, während meine Freundin in die Tasten haut und in Windeseile alles Wissenswerte über SIE herausfindet. Über Anna Landahl. Seinen Namen hat sie also auch angenommen. So eine Gemeinheit! Insgeheim hatte ich ja schon meine neue Unterschrift geübt. Luzie Landahl. Ich weiß, vielleicht etwas voreilig, wenn man den Typen erst seit vier Wochen kennt. Aber ich sage doch, er ist meine große Liebe. Der Mann meines Lebens. Dachte ich jedenfalls. Bevor ich wusste, dass es schon eine Frau Landahl gibt. Und zwar eine, die nicht seine Mutter ist.
    »Sie wohnen in Halstenbek«, gibt Loretta mir einen Zwischenstand bekannt, aber das wusste ich ja bereits. Und dabei fällt mir auf, wie ausgesprochen dämlich und blind ich eigentlich den ganzen letzten Monat über gewesen sein muss. Es ist mir nicht einmal aufgefallen, dass er mich nie mit zu sich genommen hat. Nicht mal auf eine kleine Führung durch die Wohnung. Das hätte mich doch misstrauisch machen müssen, oder? Aber er hat sich ständig damit rausgeredet, dass Halstenbek ja doch ziemlich weit draußen liegt und dass bei ihm mal wieder nicht aufgeräumt ist. Und dann hat er angefangen rumzuschleimen, wie ungeheuer süß und gemütlich er meine Wohnung findet und dass er sich dort so wahnsinnig wohlfühlt. Ich bin wirklich naiv.
    Frau Landahl ist übrigens »Direktionsassistentin« bei Esso. Auch nichts anderes als eine Sekretärin. Hat sich was mit erfolgreicher Geschäftsfrau. Was eine Sekretärin macht, das wissen wir ja alle. Vorzugsweise Kaffee und Fotokopien. Ach ja, und meistens bumst sie mit dem Chef. Hoffentlich! Meine Güte, ich habe heute wirklich furchtbar schlechte Laune. Eine ganze Weile ätze ich noch so vor mich hin, bis es Loretta reicht und sie mich unterbricht:
    »Ja, ja, und Rechtsanwälte sind alle skrupellose Arschlöcher. Jetzt komm mal wieder runter.« Beleidigt mache ich den Mund zu. »Außerdem gibt es doch einen feinen Unterschied zwischen Sekretärin und Direktionsassistentin«, klärt meine Freundin mich auf. »Sie hat nämlich drei Jahre lang an einer Fachhochschule studiert und spricht drei Sprachen fließend.« Mit großen Augen schaue ich sie an. Wirklich? Na ja, versuche ich mich zu beruhigen. Zumindest mein Englisch ist dank eines mehrjährigen Auslandsaufenthaltes perfekt. Vom Französischunterricht aus der Schule weiß ich nicht mehr so wahnsinnig viel, aber ich schätze, ein kleiner Intensivkurs an der Volkshochschule würde mir da sicher auf die Sprünge helfen. Zusammen mit meinen Deutschkenntnissen spreche ich also auch fast drei Sprachen. »Englisch, Spanisch und Italienisch«, fährt Loretta fort. Ach, Deutsch ist noch gar nicht dabei?
    »Sag mal, willst du mich fertigmachen?«, herrsche ich Loretta an und sie zieht erschrocken den Kopf ein.
    »Sorry, ich wollte doch nur … Du hast recht. Vergiss es.«
    »Das kann ich jetzt nicht mehr. Das hättest du dir ruhig vorher überlegen können, bevor du mir sagst, dass sie ein
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