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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse
Autoren: Voosen Jana
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aufmerksam an.
    »Natürlich. Worüber denn?« Ich haue ihm auf den Arm.
    »Aua«, ruft er empört und reibt sich mit vorwurfsvollem Blick über die gerötete Stelle.
    »Über deine Frau zum Beispiel.«
    »Es tut mir leid, dass ich es dir nicht schon vorher gesagt habe. Ehrlich.« Er sieht mir tief in die Augen. Na gut, Entschuldigung angenommen. Und weiter? »Weißt du, zwischen Anna und mir läuft es schon seit fast einem Jahr nicht mehr so gut. Vielleicht hätte ich mich längst von ihr trennen sollen. Aber ich habe immer gezögert. Und irgendwie hatte ich ja auch nie einen wirklich wichtigen Grund.«
    »Und jetzt hast du einen?«, frage ich atemlos und er lächelt mich an.
    »Natürlich«, sagt er und gibt mir einen Kuss auf den Mund, »ich liebe dich. Das weißt du doch. Ich werde mich von ihr trennen.« Mein Herz macht bei diesen Worten vor Freude einen Hüpfer und ich schlinge die Arme um ihn. Ich wusste es, ich wusste es! Er liebt mich. Wir befinden uns schon mitten in einer wilden Knutscherei, als mir plötzlich etwas einfällt:
    »Und wieso hast du es nicht schon getan? Du hattest doch das ganze Wochenende Zeit dafür.«
    »Sie war total kaputt von dem Langstreckenflug. Und der Jetlag. Der ist in diese Richtung viel schlimmer als umgekehrt.« Stimmt, das hab ich auch schon mal gehört. »Na ja, sie hat jedenfalls fast die ganze Zeit nur geschlafen. Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt.«
    »Na gut«, brumme ich, aber so richtig überzeugt bin ich nicht. Gibt es überhaupt den richtigen Zeitpunkt für eine Trennung? »Hast du mit ihr geschlafen«, frage ich so gleichgültig wie möglich, aber wahrscheinlich sprühen meine Augen vor lauter Eifersucht grüne Funken. Gregor lacht jedenfalls ziemlich belustigt auf:
    »Huh, guck mich nicht so an, da bekomme ich ja Angst.«
    »Hast du?«
    »Natürlich nicht. Wir haben seit einer Ewigkeit keinen Sex mehr. Außerdem haben wir getrennte Schlafzimmer.«
    »Echt?«
    »Ja.« Na dann.
     
    Zwei Stunden später verabschiedet sich Gregor im Flur von mir, weil er zurück zu seiner Leinwand muss. Ich muss zugeben, dass ich es sehr sexy und aufregend finde, mit einem echten Maler zusammen zu sein. Ich würde ihm zu gerne mal bei der Arbeit zusehen. Das ist bestimmt ein toller Anblick, wie er mit den Farben herumpanscht, sich in Erwartung der Muse die lockigen Haare rauft und dann schließlich voller Inspiration zum Pinsel greift. Bei dem Gedanken schmelze ich dahin wie Butter in der Sonne, aber auf dieses Vergnügen werde ich wohl noch ein wenig warten müssen. Gregor arbeitet nämlich bei sich zu Hause. Besser gesagt, bei sich und seiner Frau. Sie bewohnen dort in Halstenbek keine popelige Wohnung, sondern ein Häuschen mit Wintergarten, in dem das Licht zum Malen einfach ideal ist. Dort hat er sich sein Atelier eingerichtet. Nicht schlecht, was? Wenn ich da an meine winzige Zwei-Zimmer-Kabuzze denke. Na ja, wenn ich erst mein Café eröffnet habe und der Laden richtig läuft, kann ich vielleicht auch in was Größeres umziehen. Vielleicht sogar mit Gregor zusammen?
    »Ich melde mich, sobald ich es getan habe. Vertrau mir«, flüstert er mir beim Abschied ins Ohr und seine Bartstoppeln kratzen dabei leicht über meine Wange. Ich rieche den vertrauten Geruch seines Aftershaves. »Egoiste« von Chanel.
    »Das tue ich«, flüstere ich zurück.
     
    »Talk is cheap«, lautet Lorettas einziger Kommentar, als ich am frühen Abend mit einer Tasse Tee in ihrem Wohnzimmer auf der riesengroßen, orangefarbenen Couch lümmele und von meinem Gespräch mit Gregor erzähle.
    »Was meinst du damit?«
    »Nur, dass ich ihm erst glaube, wenn er sich wirklich von seiner Frau getrennt hat«, meint sie schulterzuckend und schenkt uns nach.
    »Na, du machst mir ja Mut«, sage ich verstimmt.
    »Entschuldige, Süße, es ist nur so … Ich habe einfach schon zuviel Mist gesehen.« Das weiß ich ja nun mittlerweile. Aber ist es meine Schuld, dass Loretta sich seit Jahren nur noch mit der Schattenseite der Liebe beschäftigt? »Ich möchte einfach nicht, dass du enttäuscht wirst.« Sie nimmt meine Hand in ihre und schaut mir in die Augen: »Glaub mir, wenn Gregor wirklich der Mann ist, den du liebst und haben willst, dann wünsche ich mir nichts mehr, als dass er sich trennt und zu dir kommt.«
    »Danke«, sage ich und lächele zaghaft. Das wünsche ich mir auch so sehr.
    »Meine Berufspraxis zeigt mir nur leider, dass so etwas selten passiert, verstehst du? Deshalb mache ich mir Sorgen.
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