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Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm
Autoren: Johanna Lindsey
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sah den jungen Mann, den er wie einen Bruder liebte, fest an. »Also, wenn du je etwas brauchen solltest, weißt du ja, wo du mich findest.« Dann grinste er, weil er bemüht war, den Moment mit einer gewissen Leichtigkeit zu überspielen. »Ich werde der reiche Späher mit der hübschen Frau sein – es sollte dir nicht allzu schwerfallen, mich zu finden. Ich hoffe nur, daß ich deinem Freund, dem Puma, nicht begegne, wenn du nicht da bist.«
    Slade lachte.
    Am frühen Abend war der Whiskers Saloon gesteckt voll.
    Er sah auch nicht anders aus als alle anderen Saloons, die Slade im vergangenen Jahr betreten hatte. Inzwischen war er immun gegen die Reaktionen, die sein Aussehen hervorrief. Es wurde immer ganz still, bis er sich das erste Getränk bestellte. Manchmal rückten Männer von ihm ab. Früher war es seine ruhige Art gewesen, die auf andere beunruhigend gewirkt hatte. Jetzt war es die Wildheit, die er ausstrahlte.
    Slade stillte nie die Neugier der anderen, und er nannte auch nicht grundlos seinen Namen. Sein Name war zu einem Fluch geworden, der Ängste hervorrief, die weit über die hinausgingen, die ein Fremder auslöste, wenn er eine Waffe trug und den Eindruck vermittelte, mit ihr umgehen zu können. Schon einen Monat, nachdem er sich auf die Suche gemacht hatte, war ihm der Name hinderlich geworden, und all das nur, weil irgendein dummer Cowboy in einer kleinen Goldgräbersiedlung ihn herausgefordert hatte. Viele Zeugen beobachteten, daß Slade seine Waffe gezogen hatte, ehe der andere Mann die Hand auch nur an seinem Halfter hatte. Mehr war nicht nötig gewesen. In der nächsten Stadt, in die er kam, wußte man bereits von ihm. Sein Ruf eilte ihm voraus, und zu spät erkannte er, was Gerüchte anrichten können. Von einem Mann, der seine Waffe nie gezogen hatte, konnte es heißen, er habe zehn bis fünfzehn Kerben darauf. Aber wenn er sich dabei beobachten ließ, wie schnell er ziehen konnte, dann galt er schnell als Bösewicht.
    Slade stand es noch bevor, jemanden zu töten, und bereits jetzt war er als Killer bekannt! Erst vor einem Jahr war er wieder in der Zivilisation des weißen Mannes aufgetaucht, doch die Gerüchte besagten, er sei vor fünf Jahren aus Texas gekommen, nachdem er den ersten Mann getötet hatte. Er hatte ausnahmslos in fairen, offenen Kämpfen getötet, so hieß es, denn man ging davon aus, daß einer, der schnell ziehen konnte, keine schmutzigen Tricks anzuwenden brauchte. Und doch wurde er von manchem Marshai rasch aufgefordert, die Stadt wieder zu verlassen, und es war Slade unmöglich, aus irgend jemanden Informationen herauszuholen, wenn erst sein Name bekannt war.
    Er hatte sich äußerlich verändert. Er hatte sich das Haar wieder wachsen lassen und trug anstelle von Stiefeln kniehohe Mokassins. Das half ihm beträchtlich weiter. Er brauchte nicht zu lügen und zu behaupten, er sei ein Halbblut, sondern seine äußere Erscheinung vermittelte diesen Eindruck, und daher hielten ihn die Leute auch dafür. Und nach einjähriger Suche hatte er schließlich Feral Sloan gefunden.
    Er fand ihn in Newcomb, einer Stadt mit weniger als zweihundert Einwohnern, selbst dann, wenn man jede Ranch in der gesamten Umgebung samt allen Arbeitern mitzählte. Slade war teuflisch erbost, als er hörte, daß Sloan sich vor sieben Jahren in dieser Stadt niedergelassen hatte, kurz nach ihrer Gründung. Am meisten erboste es ihn, weil Sloan Vorarbeiter auf eben der Ranch außerhalb der Stadt war, die er und Billy Wolf bei diesem letzten Mal überfallen hatten. So nah war er dem Mörder seines Vaters schon gewesen, und er hatte es nicht gewußt. Und jetzt war er ihm noch näher, denn Feral Sloan saß im Saloon an einem der Kartentische. Er saß mit zwei anderen Männern da, und Sloan saß mit dem Rücken zur Wand.
    Slade hatte ihn augenblicklich entdeckt. Keinen Moment lang hatte er das Bild vergessen, das ihm noch von damals vor den Augen stand. Der Revolverheld war jetzt etwa dreißig und hatte glatt zurückgekämmtes Haar und ein aggressives Kinn. Doch der hagere Körper hatte seine Festigkeit verloren, und der Haaransatz hatte sich zurückgezogen. Sein Gesicht war von Ausschweifungen gezeichnet. Doch wenn diese Jahre auch seinem Äußeren nicht hold gewesen waren, so waren es doch offensichtlich einträgliche Jahre gewesen. Er war mit prunkvollen Silbermuscheln und gefaßten Edelsteinen herausgeputzt und trug schicke Klamotten.
    Slade schloß daraus, daß Feral Sloan entweder einer der größten
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