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Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm
Autoren: Johanna Lindsey
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ein paar Jahre warten. Schließlich weißt du ja noch nicht, was dir entgeht«, lenkte Billy ein. »Oder, was noch besser ist, mach die Frau betrunken; dann erinnert sie sich an nichts mehr.«
    Slade drehte sich wieder um und sah in Billys dunkle Augen. Billy wurde unbehaglich zumute. Slade war manchmal besser als ein Apache, wenn es darum ging, keine Miene zu verziehen. Das hätte jeden anderen auch nervös gemacht. Sein Gesichtsausdruck sagte jetzt absolut nichts über seine eigentlichen Überlegungen aus, aber Billy wußte aus Erfahrung, daß er selbst rasende Wut oder absolute Langeweile gänzlich verbergen konnte. Man konnte beim besten Willen nicht wissen, was in ihm vorging. Und wenn sie auch Freunde waren, so stellten sich doch die Haare in Billys Nacken auf, wenn Slade ihn mit diesem einen, ganz bestimmten Blick ansah.
    »Verdammt noch mal, ich weiß gar nicht, wie wir überhaupt auf dieses Thema gekommen sind«, sagte Billy mürrisch, und er wandte sich von diesen hellgrünen Augen ab. »Mir scheint, wir sollten lieber darüber reden, was du mit den Pferden vorhast. Wenn du morgen früh weggehst, ja, also …«
    Slades Blick schweifte über die rund dreißig Stuten. Die meisten von ihnen hatte er in den letzten drei Jahren eingefangen. Es war ein langwieriger Prozeß, den Harem eines Hengstes aufzuspüren, Tag für Tag mit den Pferden zu leben, sich in die Landschaft einzufügen, bis man nahezu unsichtbar war, und schließlich eine ganz bestimmte Stute auszusuchen und sich an sie heranzupirschen. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, sich gar nicht erst an den Hengsten zu versuchen, und er hatte auch gelernt,
    daß er warten mußte, bis der Hengst anderweitig beschäftigt war, ehe er sich einer Stute näherte. Aber es war eine Aufgabe, die ihm Vergnügen bereitete, auch, wenn sie Geduld erforderte, eine Geduld, die Billy ihn zu lehren versucht hatte, eine Geduld, die sich nach drei Jahren ganz von selbst eingestellt hatte.
    »Sie gehören jetzt dir, Billy«, sagte Slade.
    Billy riß die Augen auf. »Verdammt noch mal! Verdammt noch mal! Ich wußte doch, daß du die letzte Woche nur losgezogen bist, um mir eine Freude zu machen! Wußte ich es doch!«
    »Unsinn«, schalt Slade ihn. »Es hat mir Spaß gemacht, diesem Rancher die Tiere direkt unter der Nase wegzustehlen. Er hatte so viele, daß sie ihm nicht fehlen werden. Und ich war schon seit etlichen Jahren nicht mehr so weit im Osten. Für mich war es eine Gelegenheit, mir einmal anzusehen, was dort an neuen Städten aus dem Boden sprießt. Und es war ein Abenteuer, an das ich mich erinnern kann, wenn ich als … als zivilisierter Mensch lebe.«
    »Aber wirklich alle, Slade?« wandte Billy ein. »Du kannst das Geld gebrauchen, das sie einbringen.«
    »Für das, was ich tun muß, habe ich genug Geld.«
    Billy drückte seinen Dank durch nichts anderes als durch ein Nicken aus, mit dem er sich Slades Entscheidung beugte. »Wo willst du mit deiner Suche beginnen?«
    »Dort, wo alles angefangen hat.«
    »Glaubst du wirklich, daß Sloan noch in Tucson ist? Zum Teufel, es ist die größte Stadt in der ganzen Umgebung. Kerle wie Sloan haben es in den großen Städten nicht mehr so leicht.«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Slade abfällig. »Dort oder irgendwo anders werde ich ihn finden, falls er noch am Leben ist.«
    »Und wenn du ihn getötet hast?«
    »Dann kenne ich den Namen des Mannes, der ihn angeheuert hat.« Seine Stimme war jetzt schneidend kalt.
    »Und wenn du den getötet hast?«
    Slade wandte sich ab, ehe er antwortete. »Dann steht es mir frei, meinen Bruder zu suchen.«
    Bill wechselte eilig das Thema. »Was ist mit dem Gold deines Vaters?«
    »Was ist damit?«
    »Das ist doch noch da, oder etwa nicht? Du hast gesagt, daß dein Vater und sein Partner es versteckt und die Mine so getarnt haben, daß sie auf jeden, der sie sich flüchtig ansieht, wertlos wirkt, und daß die eigentliche Mine weiter oben am Hang verborgen ist, wo niemand sie finden kann.«
    Zorn machte sich auf Slades gutgeschnittenem Gesicht breit. »Dieses Gold hat meinen Vater umgebracht, mich von meinem Zwillingsbruder getrennt und mich gezwungen, wie ein wildes Tier zu leben. Ich will nichts davon haben.« Dann sagte er: »Wozu soll Reichtum überhaupt gut sein? Das Land gibt einem Mann alles, was er sich nur wünschen kann.«
    Billy Wolf brummte vor sich hin und entschloß sich, Slade nicht darauf hinzuweisen, daß er wie ein Indianer dachte. Was war gut und was nicht?
    Billy
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