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Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm
Autoren: Johanna Lindsey
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Schützen der Stadt oder gar der einzige war. Letzteres war recht wahrscheinlich. Viele Cowboys, die in der Umgebung arbeiteten, hielten sich im Saloon auf; es war Samstagabend. Slade hatte es gelernt, einen Mann noch im selben Moment einzuschätzen, in dem der andere ihn ansah. Außer Sloan hielt sich im ganzen Saloon niemand auf, den er ernst nehmen mußte.
    Jetzt war es nur noch eine Frage des längeren Atems, und Slade Holt war inzwischen gut im Warten. Er wußte, daß Sloan auf ihn zukommen würde, daß er auf ihn zugehen mußte, um seinen Ruf zu wahren. Sich einem bedrohlichen Fremden zu nähern, war eine Aufgabe, die immer dem besten Schützen der Stadt zukam. Die Leute erwarteten es von ihm, und sie forderten von ihm, daß er Fragen stellte, um ihre Neugier zu stillen. Wenn die harten Männer nicht die Antworten bekamen, die sie haben wollten, zogen sie entweder eine Schau ab, in der sie ihre Freundlichkeit demonstrierten, oder sie brummten laut vor sich hin, wenn sie gingen, und sie beteten, der Fremde möge sich nicht beleidigt fühlen und einen Streit vom Zaun brechen.
    Slade brauchte nur zwanzig Minuten zu warten, bis Feral Sloan sich neben ihn an die Bar stellte. Dieselben Männer, die an der Bar auseinandergerückt waren, um Slade jede Menge Platz zu machen, setzten sich jetzt an die Tische. Falls es zu einer Schießerei zwischen diesen beiden gefährlichen Männern kommen sollte, boten die Tische Deckung.
    »Wohin geht die Reise, Mister?«
    Er erinnerte sich nur zu gut an diese Stimme. Die leichte sten hundert Dollar, die ich je verdient habe. Sein Kopf begann, bei dieser Erinnerung zu schmerzen, doch nichts spiegelte sich auf seinen Zügen wider, nicht einmal jetzt, da er diesem gehaßten Menschen gegenüberstand.
    »Reden Sie mit mir, Sloan?«
    Feral war verblüfft und argwöhnisch. »Sie kennen mich?«
    »Gewiß. Ich habe vor langer Zeit von Ihnen gehört. Aber das ist schon Jahre her. Ich dachte, Sie seien tot.«
    Slades Ansatz war perfekt. Männer wie Sloan liebten ihren Ruf, und Sloan war schnell bereit zu verteidigen, daß sich sein Dasein nicht mehr im Licht der Öffentlichkeit abspielte.
    »Ich habe es hier so nett, daß ich nicht widerstehen konnte und mich dauerhaft niedergelassen habe«, prahlte Feral. »Aber Sie wissen ja, wie das ist. Manche Namen werden so bekannt, daß die Leute einen nicht in Ruhe lassen.«
    »Ich weiß.« Slade nickte feierlich. »Ich habe gehört, daß Sie jetzt Vorarbeiter auf dem größten Anwesen in der ganzen Gegend sind. Das muß eine gute Arbeit sein.«
    Feral kicherte in sich hinein. Endlich einmal ein Mann, der seine Klugheit zu würdigen wußte. »Die angenehmste Stellung überhaupt – wenn man bedenkt, daß ich nur arbeite, wenn mir danach ist.«
    Slade zog eine dunkle Augenbraue hoch und heuchelte Interesse. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie bezahlt werden, ohne etwas dafür zu tun? Wie kommt das?«
    »Ich arbeite für Samuel Newcomb, und man könnte sagen, daß ich Dinge über ihn weiß, von denen er nicht will, daß sie allgemein bekannt werden.«
    Slade stieß einen leisen Pfiff aus. »Dann muß er reich sein, dieser Newcomb?«
    »Sagen wir so: Ihm gehört die halbe Stadt, und seine Bank hat die Hypotheken auf die andere Hälfte in der Hand.«
    »Ich vermute, dann kann er es sich leisten, Sie auf seine Gehaltsliste zu setzen, statt …«
    » … einen anderen dafür zu bezahlen, daß er mich aus dem Weg räumt?« beendete Feral, der diese Vorstellung amüsant fand, seinen Satz. »Das würde zu ihm passen, aber er wagt es nicht. Ich habe bei einem Freund ein Geständnis hinterlegt, verstehen Sie. Wenn mir etwas zustößt … aber ich sehe schon, daß Sie mir folgen können.«
    Slade schlug die Augen nieder und musterte sein Getränk. »Ein Mann, der so reich ist, muß viele Feinde haben.«
    »Er ist in dieser Gegend recht beliebt, aber mit seiner Vergangenheit kann er nichts riskieren. Er hat sich eine kleine Armee zusammengestellt, die nur zu seinem Schutz dient. Und stellen Sie sich das mal vor«, sagte Feral, der wieder in sich hineinkicherte und sich vorbeugte, als vertraue er ihm ein Geheimnis an. »Er hat sogar eine besondere Klausel in seinem Testament aufgenommen, die im Fall seines gewaltsamen Todes demjenigen hunderttausend vermacht, der seinen Mörder schnappt! Und das ist allgemein bekannt, verstehen Sie? Geschickt eingefädelt, wirklich sehr geschickt. Der Mann, der ihn tötet, würde den Tag nicht überleben, und das ist eine Tatsache.
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