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Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm
Autoren: Johanna Lindsey
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schlagen. Ich habe das schon hundertmal erlebt. Diese nichtsnutzigen, faulen Schurken, die wollen, daß sich ein Mann lahmarbeitet, um das Gold zu finden, und dann legen sie ihn um, damit sie es kriegen. Als nächstes kommen dann die Kleinen dran. Hol schnell deinen Bruder. Seht zu, daß ihr schleunigst aus der Gegend verschwindet. Habgierige Menschen schrecken nicht davor zurück, kleine Kinder umzubringen.«
    Slade fand seinen Bruder, und zu zweit galoppierten sie nach Nordosten, fort von der Mine, fort von Tucson, und hin zu den Bergen, die sich nach Norden zogen. Sie wurden verfolgt. Slade konnte einen Blick auf Feral Sloan werfen, der eilig hinter ihnen herritt, ehe eine Kugel seine Schläfe streifte und er vom Pferd fiel und einen felsigen Hang hinunterrollte. Er erinnerte sich daran, daß er geschrien hatte, ehe er das Bewußtsein verlor, doch im übrigen erinnerte er sich an nichts.
    Der Regen hatte ihn geweckt. Er war allein, und von seinem Bruder oder von dessen Pferd war keine Spur zu sehen, und es war auch keine Fährte da, die er hätte aufnehmen können. Später wurde ihm klar, daß er dort, wo er war, hätte bleiben sollen, falls sein Bruder sich aufgemacht hatte, um Hilfe zu holen, nachdem er Sloan von ihm abgelenkt und in die Irre geführt hatte. Aber er konnte nicht klar denken, und er machte sich auf die Suche nach seinem Zwillingsbruder. Monate später gab er die Suche schließlich auf. Es war von vornherein eine nutzlose Suche gewesen, da er sich nicht in die Nähe von Ortschaften gewagt hatte, weil ihn der gekaufte Mörder dort hätte finden können; oder der namenlose Mann, der seinen Tod wollte, hätte hören können, daß er noch am Leben war.
    Er lernte es, sich allein durchzuschlagen und sich nach dem Mannesalter zu sehnen, um nicht mehr hilflos zu sein. Er überlebte durch seine Verzweiflung, lernte aus Fehlern und Ungeschick und durchstreifte die Gegend vom Gila aus soweit nach Süden, daß er auf ein Apachenlager in den Bergen stieß.
    Seltsamerweise hatten die Indianer ihn nie erschreckt. Sie respektierten ihn, weil er sich nicht vor ihnen fürchtete, und sie ließen zu, daß er in ihrer Nähe lebte. Slade fürchtete und mied jede Spur der Weißen. Nachdem er zwei Jahre lang mit keinem einzigen Menschen gesprochen hatte, war Slade für eine Freundschaft offen, als Billy sich ihm vor sechs Jahren genähert hatte.
    Anfangs konnten sie nicht miteinander sprechen, doch allmählich hatte jeder von beiden die Sprache des anderen erlernt. Billy lebte damals beim Stamm seiner Mutter, und da es ein Nomadenstamm war, konnte es vorkommen, daß längere Zeiträume vergingen, in denen Billy und Slade einander nicht sahen.
    Billy war der einzige, den Slade je in seine Nähe ließ, mit Ausnahme von Cactus Reed. Slade hatte Reed vor etwas mehr als zwei Jahren in den Galiru Mountains gefunden. Der Mann war halbtot, hatte zwei Kugeln im Leib und behauptete, es sei zu einer kleinen Unstimmigkeit zwischen ihm und dem Kerl, mit dem er geritten war, gekommen und er hätte diesen Streit verloren. Slade flickte Cactus wieder zusammen, und als Gegenleistung brachte Cactus ihm alles bei, was er konnte und wußte. Er hatte ihm viel beibringen können. Der Mann war ein ehemaliger Kopfgeldjäger, ein Mensch von dem Schlag, der sich mit seinen Revolvern und seinem Mut durchschlägt und Killer zum Kampf fordert.
    Es stellte sich heraus, daß Cactus auch eine Neigung zum Diebstahl hatte, denn eines Tages verschwand er, als Slade auf der Jagd war, und er nahm ein Dutzend Wildpferde aus Slades Herde mit. Er war entweder ein Mensch, der sich niemandem verpflichtet fühlte, auch dann nicht, wenn jemand ihm das Leben gerettet hatte, oder er hatte das Gefühl, er und Slade seien jetzt quitt, da er dem jungen Mann genug beigebracht hatte.
    Slade verfolgte ihn nicht. Mustangs konnte man leicht fangen, und er benutzte sie nur dazu, das einzutauschen, was er selbst brauchte. Die übrigen Wildpferde überließ er Billy, der sie aus den Bergen brachte, um sie gegen Geld zu verkaufen. Im Lauf der Jahre hatte er einen Haufen Geld angesammelt, aber für dieses Geld hatte er keine Verwendung gehabt – bis jetzt.
    Billy Wolf bemitleidete sich selbst. Er wußte, daß er Slade, sobald dieser seine Suche begann, wahrscheinlich nie wiedersehen würde. Er hatte immer gewußt, daß dieser Tag kommen würde. Er hatte sogar im letzten Jahr schon damit gerechnet, als Slade ausgewachsen war und seine endgültige Körpergröße von
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