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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight
Autoren: Lisa Kleypas
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trinken.«
    »Es wird nicht lange dauern. Sie schicken ihn mit einem der Speiseaufzüge herauf.«
    »Darum geht es nicht. Selbst wenn ich die Zeit hätte, es ist einfach nicht möglich! Ich bin sicher, Sie sind sich darüber bewusst, wie unschicklich das wäre.«
    »Fast so unschicklich, wie sich ohne Begleitung durch das Hotel zu schleichen«, konterte er.
    Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. »Ich habe mich nicht herumgeschlichen, ich musste ein Frettchen einfangen.« Als ihr klarwurde, wie lächerlich das klang, stieg ihr erneut das Blut in die Wangen. Sie bemühte sich, einen würdevollen Ton anzuschlagen. »Es war nicht meine Schuld. Und ich werde in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, sollte ich nicht bald in meine Suite zurückkehren. Wenn wir noch länger hierbleiben, werden Sie in einen Skandal verwickelt sein, und ich bin sicher, Mr Rutledge wäre nicht sehr erfreut darüber.«
    »Gewiss nicht.«
    »Dann rufen Sie bitte sofort das Dienstmädchen zurück.«
    »Dafür ist es leider zu spät. Wir werden warten müssen, bis sie mit dem Tee wiederkommt.«
    Poppy stieß einen Seufzer aus. »Das ist in der Tat ein sehr unerfreulicher Morgen.« Sie blickte zu dem Frettchen hinüber und erbleichte. Unzählige winzige Stofffetzen und Büschel von Pferdehaar wirbelten durch die Luft. »Dodger, nein! «
    »Was ist passiert?«, erkundigte sich der Fremde und folgte Poppy, die sich auf das im wahrsten Sinne des Wortes beschäftigte Frettchen stürzte.
    »Er frisst Ihren Stuhl«, sagte sie niedergeschlagen und packte das Tier. »Oder besser gesagt, Mr Rutledges Stuhl. Wahrscheinlich wollte er sich ein Nest bauen. Es tut mir wirklich leid.« Sie starrte auf das klaffende Loch in dem üppigen, komfortablen Samtpolster. »Ich verspreche Ihnen, meine Familie wird in voller Höhe für den Schaden aufkommen.«
    »Ist schon in Ordnung«, erwiderte der Fremde. »In unserem Budget ist ein monatlicher Betrag für Reparaturen vorgesehen.«
    Sie ging in die Hocke – kein leichtes Unterfangen für jemanden, der Korsettschnüre und steife Unterröcke trug – und versuchte, die Füllung in das Loch zurückzustopfen. »Wenn nötig, werde ich eine schriftliche Stellungnahme verfassen, die den Tathergang erklärt.«
    »Was ist mit Ihrem Ruf?«, erkundigte sich der Fremde rücksichtsvoll und half ihr, wieder in die Senkrechte zu kommen.
    »Mein Ruf bedeutet nichts verglichen mit dem Lebensunterhalt eines Mannes. Man könnte Sie wegen dieser Sache entlassen. Bestimmt haben Sie eine Familie zu versorgen, eine Frau und Kinder. Ich würde die Schande wohl überleben, wohingegen es Ihnen vielleicht nicht möglich ist, eine neue Stelle zu finden.«
    »Das ist sehr aufmerksam von Ihnen«, sagte er, nahm Poppy das Frettchen ab und setzte es wieder zurück auf den Stuhl. »Aber ich habe weder eine Familie noch kann ich entlassen werden.«
    »Dodger«, rief Poppy besorgt, als erneut Polsterfetzen durch die Luft flogen. Das Frettchen amüsierte sich königlich, so viel war sicher.
    »Der Stuhl ist ohnehin ruiniert. Lassen Sie ihm ruhig seinen Spaß.«
    Poppy war erstaunt über die Gelassenheit, mit der der Unbekannte ein teures Exemplar der Hoteleinrichtung den Launen eines Frettchens überließ. »Sie«, meinte sie mit Nachdruck, »sind nicht wie die anderen Manager hier.«
    »Und Sie sind nicht wie die anderen jungen Damen.«
    Ein bitteres Lächeln spielte um ihren Mund. »Das höre ich leider nicht zum ersten Mal.«
    Der Himmel hatte sich zugezogen, draußen war alles Grau in Grau. Schwerer Nieselregen fiel auf das mit Schotter bedeckte Straßenpflaster und drückte den beißenden Staub, den vorbeifahrende Fahrzeuge aufgewirbelt hatten, wieder zu Boden.
    Vorsichtig, so dass niemand auf der Straße sie sehen konnte, trat Poppy an eines der Fenster und sah zu, wie die Fußgänger in alle vier Himmelsrichtungen davonliefen. Andere spannten ihre Regenschirme auf und gingen einfach weiter.
    Straßenhändler bevölkerten die Durchgangsstraße und priesen ungeduldig und mit lautem Geschrei ihre Waren an. Verkauft wurde alles, was man sich nur vorstellen konnte: Zwiebelschnüre, paarweise zusammengebundene tote Wildvögel, Teekannen, Blumen, Streichhölzer, Lerchen und Nachtigallen in Käfigen. Letztere waren für die Hathaways insofern immer wieder ein Thema, als sich Beatrix der Rettung aller und sei es noch so kleiner Tiere verschrieben hatte, die ihr über den Weg liefen. Manch ein Vogel war von ihrem Schwager Mr Rohan schon widerwillig gekauft
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