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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight
Autoren: Lisa Kleypas
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Nacken und stöhnte auf. »Woher wissen Sie … haben wir uns schon einmal kennengelernt? Nein, bitte fassen Sie mich nicht an, ich … Au !«
    Er hatte sie zu sich herumgedreht und ihr die Hand auf den Nacken gelegt. »Halten Sie still!« Mit geschickten Fingern massierte er den empfindlichen Nerv. »Wenn Sie versuchen, vor mir davonzulaufen, werde ich Sie nur wieder einfangen.«
    Mit zittrigen Knien ließ Poppy die knetenden, forschenden Finger über sich ergehen und fragte sich, ob sie wohl auf Gnade oder Ungnade einem Verrückten ausgeliefert war. Er bohrte seine Finger noch fester in ihren Nacken und rief damit ein Gefühl hervor, das weder Wohltat noch Schmerz war, sondern eine ungewohnte Mischung aus beidem. Zu ihrer Überraschung ließ das Stechen tatsächlich bald nach, und die verhärtete Muskulatur entspannte sich wieder. Sie atmete langsam und tief aus, während sie den Kopf nach vorn hängen ließ.
    »Besser?«, erkundigte er sich und nahm die zweite Hand hinzu, um ihren Nacken mit beiden Daumen auszustreichen, wobei er ein wenig unter die weiche Spitze glitt, in die das hoch geschnittene Korsett ihres Kleides eingefasst war.
    Zutiefst erschöpft versuchte Poppy, sich aus seinem Griff zu befreien, doch er hielt sie mit beiden Händen am Nacken fest. Sie räusperte sich und versuchte entschlossen zu klingen. »Sir, ich … Bitte bringen Sie mich hier heraus. Meine Familie wird Sie belohnen. Niemand wird Fragen stellen …«
    »Selbstverständlich.« Zögernd ließ er von ihr ab. »Dieser Gang wird von niemandem ohne meine Erlaubnis benutzt. Ich nahm an, jemand, der hier herumschleicht, führt sicher nichts Gutes im Schilde.«
    In dieser letzten Bemerkung lag eine gewisse entschuldigende Geste, obwohl seine Stimme nicht das leiseste Bedauern ausdrückte.
    »Ich versichere Ihnen, dass ich nichts anderes im Schilde führte, als dieses entsetzliche Tier einzufangen.« Sie spürte Dodger um ihre Beine streifen.
    Der Fremde bückte sich, packte das Frettchen im Nacken und reichte es Poppy.
    »Vielen Dank.« Der weiche Körper des Frettchens wurde in Poppys festem Griff willenlos und fügsam.
    Sie hätte es ahnen können: Der Brief war verschwunden. »Dodger, du verfluchter Dieb – wo ist er? Was hast du mit ihm gemacht?«
    »Darf ich fragen, was Sie suchen?«
    »Einen Brief«, antwortete Poppy angespannt. »Dodger hat ihn gestohlen und hierherverschleppt … er muss irgendwo in diesem Tunnel sein.«
    »Er wird ganz bestimmt wieder auftauchen.«
    »Aber er ist sehr wichtig.«
    »Offensichtlich. Bei dem Aufwand, den Sie betreiben, um ihn sich zurückzuholen. Kommen Sie mit.«
    Widerstrebend willigte Poppy ein und gestattete ihm ihren Ellbogen. »Wohin gehen wir?«
    Der Fremde gab keine Antwort.
    »Es wäre mir sehr recht, wenn niemand außer uns von dieser Sache erführe«, erlaubte sich Poppy zu bemerken.
    »Verständlich.«
    »Kann ich mich auf Ihre Diskretion verlassen, Sir? Ein Skandal muss um jeden Preis vermieden wer-den.«
    »Eine junge Dame, die einen Skandal vermeiden will, sollte vielleicht besser in ihrer Suite bleiben«, bemerkte er wenig hilfsbereit.
    »Ich wäre liebend gerne in meinem Zimmer geblieben«, protestierte Poppy. »Dodger ist schuld, nur seinetwegen musste ich die Suite verlassen. Ich brauche diesen Brief unbedingt zurück. Und ich bin sicher, meine Familie wird Sie dafür entschädigen, wenn Sie die Güte hätten …«
    »Still!«
    Mit erstaunlicher Sicherheit geleitete er sie durch den dunklen Gang mit den unzähligen irritierenden Schatten, wobei er sie sanft, aber unerbittlich am Ellbogen führte. Sie gingen nicht in Richtung Mr Brim-bleys Büro, sondern in die andere, und es kam ihr so vor, als würde der Gang niemals enden.
    Schließlich blieb der Unbekannte stehen und stieß eine Tür auf, die wie aus dem Nichts in der Mauer auftauchte. »Treten Sie ein.«
    Zögernd betrat Poppy den hell erleuchteten Raum, eine Art Gesellschaftszimmer mit palladianischen Fenstern, die zur Straße hinausgingen. Auf der einen Seite stand ein schwerer Zeichentisch aus Eichenholz, und die Wände waren über und über mit Bücherregalen bedeckt. Ein angenehmer und sonderbar vertrauter Geruch nach Kerzenwachs, Pergamentpapier, Tinte und Bücherstaub stieg ihr in die Nase – es roch wie in dem alten Arbeitszimmer ihres Vaters. Poppy wandte sich zu dem Fremden um, der nach ihr den Raum betreten und die geheime Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Sein Alter war schwer zu schätzen – er sah aus wie
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