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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis
Autoren: Mary Scott
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sehnlichst gewünscht hatte; sie würde sich eisern zusammennehmen und ihr Leben so weiterführen, wie sie es geplant hatte, bevor sie Andrew begegnet war. Doch noch brachte sie nicht den Mut auf, ihren Freunden im Tal von dem Bruch ihrer Verlobung zu erzählen; sie konnte es nicht ertragen, davon zu sprechen, sie brauchte Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Doch Kay mußte sie sagen, daß die Doppelhochzeit nicht stattfinden würde. Sie würde kein Aufhebens darum machen, das wußte Liz, sondern einfach ihre Pläne ändern und in Southville heiraten. Viel mehr betrüben würde Kay der Gedanke, daß ihre glückliche Gemeinschaft sich nun auflösen und daß sie ihre Freundin nach ihrer Heirat nicht zur Nachbarin haben würde. Doch sie konnten und würden weiterhin zusammenkommen, wann immer sich eine Möglichkeit bot, und Liz würde immer hören, wie es Andrew ging und was er tat.
    »Obwohl ich ja das Gefühl habe«, sagte die unverbesserliche Liz, »daß er die Farm verkaufen und weggehen wird, und dann werde ich nie wieder von ihm hören.« Worauf ein neuerlicher Tränenstrom folgte.
    Für sich selbst würde sie einen Ort suchen, wo sie bleiben konnte, bis der Kindergarten wieder anfing, ein Motel vielleicht, wo man nichts dagegen haben würde, daß sie ihren Hund mitbrachte. Sie hatte gehört, daß es Motels gab, die gerade Tierbesitzer mit ihren Schützlingen besonders willkommen hießen, und sie würde schon etwas finden. Von Pirate wollte sie sich auf keinen Fall trennen, und ausnahmsweise einmal war sie froh darüber, daß sie genug Geld hatte, um sich diesen Luxus leisten zu können.
    Aber der Kindergarten? Es war natürlich ausgeschlossen, in Andrews Wollschuppen weiterzumachen, aber sie wußte, daß sich die Männer, sobald im Tal bekannt werden würde, daß ihre Verlobung gelöst war, mit doppeltem Eifer an die Arbeit machen würden, um das kleine Gemeindehaus fertigzustellen, so daß sie es mit den Kindern im Februar wieder beziehen könnte. Aber wie trostlos und sinnlos ihr alles erscheinen würde. Nichts weiter als eine Schar kleiner Kinder, die mit ihren täglichen kleinen Problemen und Freuden zu ihr kamen. Kein Andrew, der hereinschauen würde, um zu fragen, »Nun, wie geht es dem Fräulein Kindergärtnerin?« Kein Andrew, der später in das kleine Haus kommen und, wenn es heiß war, mit ihr am offenen Fenster sitzen und Zukunftspläne schmieden würde. Nein, die Zukunft hielt nichts Schönes mehr für sie bereit. Als Liz endlich dieses Stadium der Selbstbemitleidung überwunden hatte, brach ihr Humor wieder durch, und sie brachte sogar ein zaghaftes Lächeln über ihren Katzenjammer zustande. Sie stand auf und kochte sich eine Tasse Kaffee.
    Sie hatte noch drei Tage Zeit, ehe die Reise losgehen sollte. Jetzt, wo sie in ihrem eigenen Wagen fahren mußte, war es ihre erste Pflicht, eine Unterkunft für Pirate zu finden. Eigentlich hätte er bei Andrew bleiben sollen; doch damit war es jetzt vorbei, und der arme Pirate würde mit einer Hundepension vorliebnehmen müssen, wo ihm wahrscheinlich das Herz brechen würde. Nachdem Liz zu dieser betrüblichen Entscheidung gelangt war, beschloß sie, zu Kay zu fahren, ihr die traurige Nachricht mitzuteilen und weitere Entwicklungen abzuwarten. Sie hatte allerdings nicht die geringste Hoffnung, daß diese Entwicklungen auch Andrew einschließen würden. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, daß die Gedanken an den Streit zwar schwer auf ihm lasten würden, daß er aber keinesfalls etwas unternehmen würde, wenn sie nicht den ersten Schritt tat. Die Lage, so würde er auf seine starrköpfige Art argumentieren, hatte sich nicht geändert. Sie war diejenige, die Annäherungsversuche machen mußte, sie, das reiche Mädchen, das Geld genug hatte zu tun, was ihm Vergnügen machte. Er würde erstaunt sein, wenn er hörte, daß sie vorhatte zu bleiben, wo sie war, den Kindergarten weiterzuführen und ihr Leben so fortzusetzen, als wäre nichts geschehen. Er würde sich sagen, daß dies nur der Beweis dafür sei, daß ihre Gefühle nie sehr tief gewesen waren; er würde sich alles mögliche einreden, nur um eine Entschuldigung für seine Starrköpfigkeit zu haben.
    Sie rief Jessie an, die sogleich sagte: »Ach, Liz, ich habe den ganzen Morgen schon versucht, Sie zu erreichen, aber es hat sich keiner gemeldet.«
    Ihr >Gefühl< war also wieder einmal richtig gewesen; nicht Andrew hatte versucht, sie anzurufen. Der letzte heimliche Hoffnungsschimmer erlosch.
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