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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis
Autoren: Mary Scott
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Jessie war voller Pläne für die herrliche Reise. Diesmal wollte jede Frau ein kleines Proviantpäckchen mitnehmen, nur für alle Fälle.
    Liz bemerkte beiläufig, daß sie in ihrem eigenen Wagen mit Pirate fahren würde, weil Andrew sich nicht freimachen konnte und so viel zu tun hatte, daß sie es für besser hielt, den Hund in einem Heim unterzubringen.
    »Ich kann gern jemanden mitnehmen. Sagen Sie nur den anderen Bescheid, ja?«
    Keinem Menschen außer Kay erzählte sie von dem Streit. Sie hielt es für besser, bis zum letzten Tag der Reise damit zu warten und dann ganz obenhin darauf zu sprechen zu kommen. Wenn sie vorher etwas sagte, würde es die allgemeine Freude trüben; sie würden sie alle bemitleiden, vielleicht neugierige Fragen stellen und glauben, Andrew hätte ihr das Herz gebrochen. Bei diesem Gedanken reckte Liz entschlossen die Nase in die Luft. Sie sollten keinen Anlaß haben, dergleichen zu glauben.
    Sie fuhr nach Southville. Kay war im Dienst, konnte sich aber einige Minuten wegstehlen und zu Liz in den Wagen steigen. Als sie hörte, worum es sich handelte, war sie froh, daß sie nur zwei Minuten Zeit hatte. Sie kannte Liz gut genug, um zu wissen, daß diese weder Fragen noch Teilnahme wünschte. Ihre ersten Worte waren überraschend genug.
    »Kay, du mußt deine Hochzeitspläne ändern. Meine sind ins Wasser gefallen. Andrew und ich haben uns gestritten. Nein — ich meine, ernsthaft gestritten. Er ist der Meinung, ich hätte ihn hinsichtlich meiner finanziellen Lage getäuscht. Offenbar habe ich mehr Geld, als ich wußte. Ich habe mir nämlich nie die Mühe gemacht, es auszurechnen. Du weißt ja, wie ich solche Dinge hasse, und Mr. Dawson hat immer alles bestens für mich erledigt. Aber Andrew ist der Auffassung, daß ich ihn und die Leute von Windythorpe getäuscht habe. Das konnte ich nicht einfach hinnehmen.«
    »Natürlich nicht, aber das hat er doch nicht so gemeint.«
    »Oh, doch. Er ist einfach gegangen. Ach, ich werde schon darüber hinwegkommen, aber das kommende Jahr wird sicher nicht einfach.«
    »Du wirst doch wohl nicht hierbleiben? Das kannst du doch nicht tun!«
    »Doch, ich kann und ich werde. Ich habe es versprochen, und nichts wird mich davon abhalten, mein Versprechen einzulösen. Aber vorläufig weißt nur du Bescheid. Den anderen sage ich es erst, wenn wir von dieser unglückseligen Reise zurück sind. Ach, Kay, es tut mir so leid, daß ich dich unglücklich gemacht habe. Ich hätte nie gedacht, daß du überhaupt weinen kannst.«
    »Und schön blöde bin ich, daß ich es tue.«
    »Nun wirst du wohl leider in Southville heiraten müssen.«
    »Ach, das ist doch völlig egal. Deinetwegen bin ich unglücklich, Liz. Ich will dir ja keine guten Ratschläge geben, aber hast du dir deinen Entschluß wirklich reiflich überlegt?«
    »O ja, sehr reiflich. Ich kenne Andrew. Er kann mir nicht verzeihen, daß ich nicht von ihm abhängig bin, und er meint, ich hätte ihn getäuscht. Ich glaube, er hätte sich gar nicht erst in mich verliebt, wenn er gewußt hätte, daß ich Geld habe. Ich verstehe gar nicht, wie manchen Leuten das Geld so wichtig sein kann. Mir ist es völlig gleichgültig.«
    »Das kommt daher, daß du dich nie darum zu kümmern brauchtest. Ach, Liz, du warst so glücklich, und Andrew auch. Ich weiß ja, wie schwierig er sein kann, aber er liebt dich wirklich. Gib ihm doch erst ein wenig Zeit, damit er über diesen Schlag, der offensichtlich seinen männlichen Stolz verletzt hat, hinwegkommen kann. Dann wird er eines Tages schon wieder vor deiner Tür stehen.«
    »Nein, das wird er nicht, und wenn doch, dann werde ich nicht aufmachen. Ich kann es nicht ertragen, daß man mich für eine Lügnerin hält, Kay — und damit basta.«
    »Und jetzt willst du diese Busfahrt machen, als wäre überhaupt nichts geschehen?«
    »Was hast du denn erwartet — daß ich mich in Trauergewänder hülle und mich jammernd vor Andrews Haustür setze?« Ausnahmsweise sprach sie verärgert und gereizt zu Kay.
    Doch Kay verstand sie.
    »Nun«, meinte sie traurig, »ich werde dich wohl nicht noch einmal sehen, bevor du fährst?«
    »Nein, und ich brauche dir wohl nicht zu sagen, Kay, daß ich dir nie verzeihen würde, wenn du versuchen solltest, hier die Vermittlerin zu spielen. Ich weiß, daß es zu Ende ist. Ich habe das Gefühl, daß alles aus ist.«
    »Ach, du und deine Gefühle!« Kay lachte unter Tränen. »Gut, Liz, ich werde nicht in Andrews Nähe gehen und werde Adam sagen, daß
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