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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis
Autoren: Mary Scott
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Außerdem haben alle Leute Geld auf der Bank, und meine Mutter sagte immer, es gehöre sich nicht, über Geld zu sprechen. Seit sie tot ist, habe ich mir immer nur das genommen, was ich brauchte, aber für die genauen Zahlen habe ich mich nicht interessiert. Und wenn ich Mr. Dawson geschrieben hätte, dann hätte das so ausgesehen, als traute ich ihm nicht, und außerdem hasse ich es, über Geld zu reden. Bitte, Andrew, laß es uns doch einfach vergessen, und dann will ich versuchen zu vergessen, daß du gesagt hast, ich hätte die Leute getäuscht.«
    »So leicht geht das nicht. Die Leute hier denken, du sitzt mit ihnen in einem Boot und mußt dich genauso durchschlagen wie sie. Diesen Eindruck hast du bei ihnen erweckt.«
    »Aber doch nicht absichtlich, und was spielt es überhaupt für eine Rolle, was die Leute denken? Kannst du dir denn nicht vorstellen, daß mir daran gelegen war, bei ihnen keinesfalls den Eindruck entstehen zu lassen, daß ich etwas Besseres wäre, daß ich nicht wie sie jeden Penny zweimal umdrehen müßte? Außerdem habe ich ihnen immer, wenn die Rede aufs Geld kam, gesagt, ich hätte genug Geld, um meine Sachen zu bezahlen.«
    »Du hast also die Rolle des armen, kleinen Waisenmädchens gespielt, das zu selbstlos ist, für die Arbeit, die es leistet, Geld anzunehmen? Es scheint mir kaum der Mühe wert, sich solche Umstände zu machen, nur um — nun, einen falschen Eindruck zu erwecken.«
    »Warum sagst du nicht >um die Leute zu täuschen    »Nun, hast du nicht genau das getan? Wenn eine von deinen Freundinnen hier den Kontoauszug zu sehen bekäme, würde sie aus allen Wolken fallen.«
    »Aber warum sollten sie ihn denn zu sehen bekommen? Und selbst wenn sie ihn sehen würden, warum würden sie dann aus allen Wolken fallen? Im Grunde habe ich ihnen doch nie etwas vorgemacht; ich wollte sie ja nur glücklich machen. Geld ist doch ganz unwichtig. Ich bin deshalb doch immer noch dieselbe Liz.«
    Ein flehender Ton lag jetzt in ihrer Stimme, der den Zorn überdeckte, doch sein Gesicht blieb hart.
    »Wie du richtig sagst, es spielt keine Rolle, was sie denken. Es geht sie nichts an. Aber für mich spielt es eine Rolle — eine sehr große Rolle sogar. Ich möchte eine Frau, die offen und ehrlich zu mir ist, genau wie zu allen anderen Menschen. Ich möchte für meine Frau dasein und ihr alles, was sie braucht, geben; ich möchte nicht, daß sie sich leutselig anbietet, mir zu helfen, wenn wir ein schlechtes Jahr haben.«
    »Ach, du bist ja albern. Als würde es je so weit kommen — und selbst wenn es dazu käme, warum solltest du dann das Geld nicht nehmen? Wenn wir verheiratet sind, gehört es nicht mehr mir. Es gehört uns.«
    Dieses Argument mußte ihn doch zur Vernunft bringen und dieser lächerlichen Szene ein Ende machen.
    Doch er versetzte eigensinnig: »Ich finde trotzdem, daß ich getäuscht worden bin... Die kleinen Geschenke, die ich dir machen wollte — sogar der Ring. Als du ihn dir an den Finger stecktest, hast du da gedacht, daß du dir selbst einen viel besseren hättest leisten können?«
    »Das ist eine Gemeinheit«, schrie sie ihn zornig an. »Ich habe überhaupt nie daran gedacht, wieviel Geld ich habe. Wenn ich daran gedacht hätte, dann hätte ich es dir auch gesagt. Ich wollte demnächst mit Mr. Dawson sprechen und mir alles erklären lassen und es dir dann sagen. Ehrlich, ich hatte keine Ahnung. Ja sicher, es war wahrscheinlich dumm von mir, daß ich mich nicht früher schon einmal darum gekümmert habe, wieviel Geld ich eigentlich habe und was ich ausgeben kann. Aber auf diese Weise war alles so einfach. Und von jetzt an wirst du dich um die finanziellen Angelegenheiten kümmern, nicht wahr?«
    Kindliches Flehen lag in ihren letzten Worten. Da konnte er doch nicht mehr widerstehen?
    Doch er, stolz und starrköpfig, wie er war, sah in ihr immer noch das Mädchen mit Geld, das Mädchen, das eines Tages, wenn seine Geschäfte schlecht gingen, vielleicht mehr Geld haben würde als er. Er hatte geglaubt, ihr alles, was sie brauchte, geben zu können, doch jetzt stellte sich heraus, daß sie genug Geld hatte, um Reisen machen und sich amüsieren zu können, ohne einen hinterwäldlerischen Viehzüchter heiraten zu müssen.
    »Ich habe keine Lust, fremdes Geld zu verwalten«, sagte er.
    »Aber Andrew, ich bin doch keine Fremde. Ich bin ich, und bald werde ich deine Frau sein. Das heißt, wenn du mich haben willst. Aber ich habe das Gefühl, daß
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