Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich
Autoren: Emily Maguire
Vom Netzwerk:
dass sie hier Zeugen eines Vorspiels wurden.
    Sarah schloss ihr Referat mit einer Anekdote. »Einmal wurden Emily Dickinsons Arbeiten von einem Verleger abgelehnt, der sie wegen ihrer unkonventionellen Verwendung der Zeichensetzung kritisierte. Vor allem störte ihn ihr häufiger Gebrauch des Gedankenstrichs. Ihre Antwort war sehr treffend: ›Ich bin in Gefahr, Sir.‹ Wenn wir heute ihre Gedichte lesen, fühlen wir ihren rasenden Herzschlag, ihren schnellen Atem, das heiße Blut, das ihr durch die Adern rauscht. Wir spüren ihre Dringlichkeit, und diese Dringlichkeit wird zu unserer eigenen.«
    Mr. Carr dankte ihr und rief den nächsten Schüler auf, doch nach der Stunde flüsterte er ihr zu, ihn an der Tankstelle zu treffen, jetzt gleich, und obwohl sie beide eigentlich noch einen halben Unterrichtstag vor sich hatten, flohen sie zu ihrer alten Stelle am Bach, und Mr.
    Carr bekannte, dass ihn ihr Vortrag mit unerträglicher Sehnsucht erfüllt hatte.
    »Ich hatte keine Ahnung, wie erotisch Emily Dickinson sein kann«, erklärte er, und Sarah erwiderte, dass ihr nie etwas erotisch erschienen war, bis er ihr gezeigt hatte, dass alles erotisch war.
    Am folgenden Nachmittag in der Kantine war Mr. Carr äußerst schlechter Laune. Er warf Sarah vor, ihn absichtlich zu riskanten Aktionen zu provozieren, die ihn seine Stelle kosten konnten. Er beschimpfte sie als manipulativ und heimtückisch, was sie zum Weinen brachte. Sie wusste, er fand sie hässlich, wenn sie weinte, daher hielt sie die Luft an, bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Benommen und verlegen drückte sie ihr hässliches Gesicht an seine Brust, und dann konnte sie sich kaum mehr auf den Beinen halten vor Erleichterung, als er ihr Haar streichelte und sagte, dass es ihm Leid tat und dass sie so schön war, dass er es kaum aushalten konnte.
    »Es ist wegen meiner Frau«, erklärte er. »Sie hat gestern Nachmittag in der Schule angerufen, und sie haben ihr gesagt, dass ich mich krank gemeldet habe und nach Hause gefahren bin. Sie hat die halbe Nacht geweint. Ich wusste nicht, was ich ihr sagen sollte.«
    Sarah hob den Kopf, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. Strich ihm über den Rücken und küsste ihn hinter den Ohren. »Ja, ich wäre auch fast erwischt worden. Die blöde Freundin meiner blöden Schwester hat mich gesehen, wie ich über den Parkplatz gegangen bin. Ich hab gesagt, ich muss was für Miss Wright aus ihrem Wagen holen. Wahrscheinlich hat sie mir kein Wort geglaubt …« Sarah küsste seinen Adamsapfel. »Wir dürfen nicht mehr so rausstürmen wie gestern.«
    »Früher oder später kriegen sie es heraus.«
    »Aber dann spielt es vielleicht keine Rolle mehr.«
    Er trat einen Schritt zurück und sah ihr ins Gesicht.
    »Was soll das heißen, keine Rolle mehr? Ich liebe meine Frau, Sarah. Ich liebe meine Kinder. Hast du eine Ahnung, was es für sie bedeuten würde, wenn sie von uns erfahren würden?«
    Sarah erstarrte. Sie war nie auf die Idee gekommen, dass er vielleicht nicht das Gleiche wollte wie sie. Sie hatte seine Familie für ein Hindernis gehalten, so wie ihre Eltern und ihr Alter. Sie würden alle Hindernisse überwinden, das hatte sie geglaubt, denn die Liebe ist ein ewig sicheres Ziel, thront unerschüttert über Sturmeswogen. Aber wenn es Liebe war, was er für seine Frau empfand, dann war Sarah der Sturm. Sie selbst war das Hindernis, das es zu überwinden galt.
    »Wollen Sie mit mir Schluss machen?«
    »Mit dir Schluss machen?« Mr. Carr lachte. »Herrgott, was für ein Ausdruck.«
    Sarah konnte nicht anders und brach wieder in Tränen aus. »Warum sind Sie so gemein zu mir?«
    »Ach, Schätzchen.« Er nahm sie in die Arme. »Wie kannst du nur so etwas Lächerliches denken. Das zwischen uns ist doch keine Teenagerromanze, bei der man einfach miteinander Schluss macht. Als ob wir das so eben mit ein paar kurzen Worten beenden könnten. Wenn es nur so leicht wäre. Wir können nicht einfach sagen: ›Es ist aus‹, und glauben, dass es so ist. Du und ich, wir werden erst aufhören einander zu brauchen, wenn wir tot und begraben sind.«
    »Wenn zu Staub zerfallen all meine Ehren?«
    »Mein Gott, du bist wirklich erstaunlich.« Mühelos hob Mr. Carr sie in die Höhe und setzte sie auf die Arbeitsplatte. Er schob ihre Beine auseinander und stellte sich dazwischen. Seine und ihre Hände arbeiteten zusammen, um seinen Reißverschluss zu öffnen, ihren Slip auszuziehen und seine Hose und Unterhose nach unten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher