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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden
Autoren: Joy Fielding
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zu zerbrechen drohte.
    »Du klingst wie meine Therapeutin.«
    »Rede mit uns. Schätzchen.«
    »Da gibt’s nichts zu reden. Ihr seid weggefahren. Ich hab eine Party gegeben. Es war ein Fehler, und es tut mir Leid.«
    »Warst du wütend, dass wir weggefahren sind?«, fragte Mattie.
    »Wütend? Natürlich nicht. Warum sollte ich wütend sein?«
    »Weil wir dich nicht mitgenommen haben.«
    »Das ist doch albern. Ich bin schließlich kein Baby mehr.« Kim
    verlagerte ihr Gewicht ruhelos von einem Fuß auf den anderen.
    »Außerdem, wie hätte ich mitkommen können? Ich habe Schule, und
    außerdem war es euer Urlaub. Das verstehe ich.«
    »Etwas zu verstehen bedeutet nicht immer, dass man deswegen
    leichter damit umgehen kann«, sagte Jake.
    »Was wollt ihr damit sagen? Glaubt ihr, ich hätte es mit Absicht
    getan?«
    »Niemand hat gesagt, dass du irgendwas mit Absicht getan hast«,
    beruhigte Mattie sie.
    »Weil ich wütend war, dass ihr weggefahren seid? Wollt ihr das
    sagen?«
    »Warst du?«, fragte Jake.
    Kims Blick schoss ängstlich durchs Zimmer , als suchte er nach einem Ausgang. »Nein. Natürlich nicht.«
    »Du warst nicht mal ein kleines bisschen wütend auf mich, dass ich
    dir deine Mutter weggenommen habe?«
    »Du bist schließlich ihr Mann, oder?« »Kein besonders guter, wie du
    zu mehr als einer Gelegenheit festgestellt hast«, erwiderte Jake, ruhig, beinahe sanft. »Wenn es hier irgendeine Ehe gegeben hat«, räumte er ein,
    »dann zwischen dir und deiner Mutter. Denn ich war ja weiß Gott nie
    da.« Er hielt inne, und seine Blicke flehten Mutter und Tochter um
    Vergebung an. »Fast sechzehn Jahre hattest du deine Mutter ganz für dich alleine, Kimmy. Und dann ist auf einmal alles anders geworden.
    Deine Mutter ist krank geworden. Ich bin nach Hause zurückgekommen.
    Du hast dich zunehmend ausgeschlossen gefühlt. Und dann schwirre ich auch noch mit deiner Mutter nach Paris ab und lasse dich allein zu
    Hause.«
    »Und? Ich bin so was wie die sitzengelassene Ehefrau, oder was willst du sagen?«
    »Genau das will ich wohl sagen«, stimmte Jake ihr zu. »Und du hast dich verlassen, verraten und verängstigt gefühlt, weil du gedacht hast, dass du deine Mutter verlierst. Ich bin die andere Frau, Kimmy«, gestand er mit einem traurigen Lächeln. »Und ich kann es dir überhaupt nicht verdenken , dass du wütend bist.«
    Kim blickte hilflos zum Fenster , ihre Lippen zuckten, als müsste sie das, was Jake gesagt hatte, buchstäblich verdauen. »Was du also
    eigentlich sagen willst , ist , dass ich wütend auf dich war, weil du mich verlassen und mir meine Mutter weggenommen hast, und deshalb ein
    Haufen Kids eingeladen habe, von denen ich wusste, dass sie das Haus verwüsten würden? Ist es das?«
    »Ist es das?«
    »Nein! Ja! Vielleicht!«, schrie Kim beinahe im selben Atemzug. »Ich
    weiß es nicht. Ich weiß es nicht.« Sie begann in immer kleiner werdenden Kreisen zwischen dem Bett und dem Fenster auf und ab zu laufen.
    »Vielleicht war ich wütend, dass ihr weggefahren seid und mich hier alleine gelassen habt. Vielleicht habe ich diese Kids wirklich eingeladen, weil ich wusste, dass wahrscheinlich irgendwas in der Richtung passieren würde. Vielleicht wollte ich, dass es passiert. Ich weiß es nicht. Ich weiß überhaupt nichts mehr. Ich weiß nur, dass es mir schrecklich Leid tut«, weinte sie. »Es tut mir so Leid. Es tut mir so Leid.«
    »Schon gut, mein Kleines« , sagte Mattie und sehnte sich danach , ihre Tochter tröstend in den Arm zu nehmen.
    »Ich such mir einen Job. Ich werde alles bezahlen.«
    »Wir finden schon irgendeine Regelung«, sagte Jake.
    Kims Schulter begann zu beben, die Gesichtszüge schmolzen dahin
    wie heißer Wachs. »Ich ziehe zu Grandma Viv. Ich weiß, dass sie mich bei sich wohnen lassen würde.«
    »Willst du das denn?«
    »Ist das nicht das, was ihr wollt?« ;:
    »Wir wollen, dass du hier bleibst.« Tränen kullerten über Matties
    Wangen.
    »Aber warum? Ich bin ein schrecklicher Mensch. Warum solltet ihr
    irgendwas mit mir zu tun haben wollen?«
    »Du bist kein schrecklicher Mensch.«
    »Sieh doch, was ich getan habe!«, schrie Kim. »Ich habe zugelassen,
    dass sie das Haus demoliert haben. Ich habe zugelassen , dass sie Dinge zerstören, die du liebst.«
    »Ich liebe dich«, sagte Mattie und klopfte erneut neben sich auf das Bett. »Bitte setz dich, Kim. Bitte lass mich dich in den Arm nehmen.«
    Langsam setzte Kim sich auf das Bett und sank dann an die Brust
    ihrer
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