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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2
Autoren: Andrew Lane
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zum Teil gezähmt – oder gehorchten zumindest Balthassar. Weil sie ihn
fürchteten
, und dadurch bot sich Sherlock vielleicht eine Chance.
    Ein plötzlich rascheres Tappen von Pfoten auf dem Fels veranlasste ihn, sich zu Boden zu werfen und zur Seite abzurollen. Etwas Dunkles sprang über seinen Kopf hinweg. Sherlock kam hastig wieder auf die Beine. Die beiden Pumas standen nun Seite an Seite vor ihm und fauchten ihn an.
    Katzen konnten auf Bäume klettern, aber sie kamen keine steilen Felswände empor.
    Blitzschnell trat Sherlock an die Felswand. Mit den Fingern nach Spalten tastend und mit den Füßen auf der Suche nach kleinen Vorsprüngen über den Fels scharrend, kletterte er so schnell er konnte nach oben.
    Unter ihm setzten die Pumas zum Sprung an.
    Im nächsten Augenblick krallten sich seine Finger um den Rand eines Felsvorsprungs, und verzweifelt zog er sich nach oben. Doch im gleichen Moment erwischte ihn eine krallenbewehrte Tatze am Stiefel und zerrte an ihm. Er legte seine ganze Energie in eine letzte, gewaltige Kraftanstrengung, hievte sich nach oben und brachte sich schließlich auf dem Vorsprung in Sicherheit. Der Vorsprung schien sich den gesamten Felshang entlangzuziehen und führte von der Schluchtöffnung in leichtem Aufwärtswinkel fort.
    Er blickte an sich hinab, um zu prüfen, ob sein Fuß das Ganze unbeschadet überstanden hatte. Der Absatz des Stiefels war von der Riesenkatze abgerissen worden, aber abgesehen davon war alles in Ordnung.
    Unter ihm verschwanden die funkelnden Pumaaugen wieder in der Dunkelheit, als die Tiere sich davonmachten, um einen Weg zu ihm hinauf zu suchen. Und da dies hier ihr natürlicher Lebensraum war und nicht seiner, machte Sherlock sich in dieser Hinsicht auch keine allzu großen Hoffnungen. Sie würden einen Weg finden.
    »So unterhaltsam das alles auch ist«, erklang Balthassars Stimme von unten, »du schiebst doch nur das Unvermeidliche vor dir her. Das ist mit logischem Handeln nicht zu vereinbaren. Gib einfach auf. Das ist leichter und weniger schmerzhaft.«
    »Das haben Sie mir schon mal versprochen«, keuchte Sherlock, »und gelogen.«
    Obwohl der Vorsprung kaum breiter war als sein Körperumfang, versuchte Sherlock sein Glück und sprintete darauf entlang, um vielleicht irgendwohin zu entkommen, wo er erst einmal sicher sein würde. Von der Seite her drang das Klacken von Krallen, die sich auf Felsuntergrund bewegten, zu ihm hinauf, und das Echo von tiefen, rasselnden Atemzügen hallte von den Wänden der Schlucht wider.
    Wenn er nicht bald etwas unternahm, wäre er tot. Er traf eine Entscheidung.
    Sherlock blieb stehen und pirschte sich ungefähr zu der Stelle zurück, an der er hochgeklettert war. Mit dem Rücken gegen die Felswand gepresst, lugte er nach unten und konnte Balthassars weißen Hut im Mondlicht erkennen.
    In Gedanken sprach Sherlock ein kurzes Stoßgebet, dass er mit seinen Schlussfolgerungen über die Pumas und deren Beziehung zu Balthassar richtig liegen möge, und sprang.
    Er stürzte auf Balthassar hinab und riss den Mann mit sich zu Boden. Der Revolver, den Balthassar mittlerweile gezogen hatte, schlitterte in die Dunkelheit davon. Sherlocks linke Schulter prallte auf den Felsboden, als er versuchte, sich seitwärts abzurollen. Ein stechend heißer Schmerz fuhr ihm durch den Körper. In dem Moment, als er endlich wieder hochkam, stand Balthassar schon auf den Beinen. Er hielt sich den linken Arm, der irgendwie deformiert aussah, so als wären seine dünnen Knochen bei dem Sturz gebrochen und abgeknickt.
    Seine Porzellanmaske war ihm beim Sturz vom Gesicht gerissen worden. In drei Teile zerbrochen lag sie ein paar Meter weiter entfernt auf dem Boden. Sein von der Maske entblößtes Gesicht hatte sich zu einem Ausdruck blanken Hasses verzogen.
    »Na gut, vergessen wir die Höflichkeit der Südstaaten«, zischte Balthassar. »Ich werde zusehen, wie meine Schoßtiere dir bei lebendigem Leib das Fleisch in Streifen von den Knochen reißen, während du dir die Seele aus dem Leib schreist.« Die kleineren schwarzen Blutegel auf seinem Gesicht wirkten wie schwarze Tunnellöcher, die direkt in die Finsternis des Nachthimmels zu führen schienen, der sich hinter ihm abzeichnete. Balthassar blickte an Sherlock vorbei. »Und da sind sie auch schon«, sagte er und bellte drei Worte in der guttural klingenden Sprache, in der er mit den Tieren kommunizierte.
    Sherlock erwartete, jeden Moment das Gewicht eines Pumas auf seinem Rücken zu spüren,
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