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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2
Autoren: Andrew Lane
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gefolgt von der Pein, wenn dessen Pranken sich durch sein Fleisch wühlen würden, doch er ging unbeirrt auf Balthassar zu.
    Das hatte der dürre Mann nicht erwartet. Sich immer noch den linken Arm haltend, wich er ein paar Schritte aufs Plateau zurück. Doch Sherlock blieb an ihm dran. Trotz des klopfenden Schmerzes in der Schulter streckte er plötzlich seine linke Hand aus und langte hinter Balthassars Ohr. Mit einem Ruck zerrte er an dem Blutegel, der nach einigem Widerstand nachgab und sich von der Haut reißen ließ.
    Im Mondschein schwarz glänzendes Blut ergoss sich auf die Schulterpartie von Balthassars weißem Anzug.
    Balthassar stieß einen Schrei aus: einen dünnen schrillen Laut puren Hasses und blanken Entsetzens.
    Schwammig und nass lag der Riesenblutegel in Sherlocks Hand. Bevor Balthassar etwas unternehmen konnte oder die Pumas zum Sprung ansetzten, schnitt Sherlock das Ding mit seinem Messer in zwei Hälften. Sich krümmend und windend verströmte es Balthassars Blut in Sherlocks Handfläche. Mit einer Hälfte in jeder Hand drehte Sherlock sich um und warf die Stücke den sich nähernden Raubtieren entgegen.
    In Anbetracht ihrer früheren Reaktion hatte er gehofft, dass sie vielleicht kehrtmachen und entsetzt die Flucht ergreifen würden. Aber die Tiere überraschten ihn. Die Pumas schnappten sich die beiden Hälften aus der Luft, als wäre ihnen ein kleines Leckerli zugeworfen worden, und schlangen sie im Stück hinunter.
    Dann kamen sie weiter auf ihn zu.
    Nein, nicht auf ihn. Ihre Augen waren auf Balthassar gerichtet. Langsam trat Sherlock zur Seite. Die Pumas ignorierten ihn und bewegten sich auf Balthassar zu.
    Was auf seltsame Art und Weise auch Sinn ergab. Der Mann, der sie beherrscht und unterdrückt hatte, war verletzt, geschwächt, und der Blutegel, vor dem sie sich gefürchtet hatten, war fort. Was auch immer Balthassar für eine Gewalt über sie gehabt haben mochte, nun schien sie gebrochen zu sein. Jetzt besaßen sie die Macht. Er konnte sie nicht mehr verletzen.
    Balthassar wich weiter zurück. Direkt auf den Rand des Plateaus zu. Er sagte etwas in der Sprache, mit der er normalerweise die Katzen kontrollierte. Aber sie ignorierten die Worte einfach.
    Mit trockenem Mund und klopfendem Herzen beobachtete Sherlock, wie Balthassar noch einen weiteren Schritt zurück machte und die Hände hob, um die Pumas abzuwehren. Doch dann trat sein rechter Fuß über den Rand hinweg ins Leere. Schreiend stürzte Balthassar in die finstere Tiefe.
    Die Pumas standen einen Augenblick lang nur da und starrten über die Kante. Dann wandten sie sich, ohne noch einmal einen Blick auf Sherlock zu werfen, abrupt ab und trotteten zurück in die Berge.
    Sherlock wartete eine Weile, bis er wieder zu Atem kam und der Schmerz in seiner Schulter abebbte. Wie es aussah, war sie nicht gebrochen. Das war wenigstens etwas.
    Die Pumas kehrten nicht wieder.
    Schließlich ging Sherlock zu seinem Pferd zurück, das sich ängstlich gegen den Felshang gedrückt hatte, und beruhigte es, indem er sanft über seine Flanken strich, bis es zu zittern aufhörte. Dann zog er sich hinauf in den Sattel und setzte seinen Weg auf dem Seitenpfad fort, der sich hinab ins Grasland schlängelte.
    Unten angekommen stieß er auf Balthassars Leiche. Grotesk verrenkt und mit gebrochenen Gliedern lag sein toter Körper im Gras. Die Blutegel waren aus dem Gesicht verschwunden. Vermutlich hatten sie ihren Wirt noch in der gleichen Minute verlassen, in der das Blut aufhörte, durch seine Adern zu fließen, und sich eine neue Beute gesucht. Nicht unbedingt eine logische Entscheidung, aber eine instinktive.
    Auf dem Weg zurück musste Sherlock irgendwann eingedöst sein. Denn als er seine Umgebung das nächste Mal wieder bewusst wahrnahm, trottete das Pferd bereits durch die Randgebiete der Stadt, und am Horizont zeichnete sich die Morgenröte ab. Er ließ das Pferd angebunden vor dem Reitstall zurück und machte sich zum Hotel auf. Die ihm noch zustehende Kaution konnte er auch später noch abholen.
    Als er das Hotel betrat, lag der Schank- und Speiseraum einsam und verlassen da, und als er zu seinem Zimmer hinaufging, versuchte niemand, ihn aufzuhalten. Fast rechnete er damit, dass jeden Augenblick jemand aus einer Ecke auf ihn zugestürzt kam, um ihn anzugreifen. Oder dass ihm etwas von hinten auf die Schulter sprang, wenn er gerade in eine andere Richtung blickte und der drohenden Gefahr den Rücken zuwandte. Aber da war nichts. Alles war
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