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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2
Autoren: Andrew Lane
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Prolog
    James Hillager glaubte, an Halluzinationen zu leiden, als er den Riesenblutegel zum ersten Mal sah.
    Durch die heiße Dschungelhölle von Borneo zu marschieren war, als würde man in einem türkischen Dampfbad umherwandern. Seine Kleidung war triefend nass und die Luftfeuchtigkeit derartig hoch, dass der Schweiß nicht mal mehr von der Haut verdunstete. Stattdessen tropfte er ihm einfach von Nase und Fingern und lief in Rinnsalen den Körper hinab, um sich dort zu sammeln, wo seine Kleidung die Haut berührte. Seine Stiefel waren mittlerweile voller Wasser und gaben bei jedem Schritt ein glucksendes Geräusch von sich. Noch ein paar Wochen, und das Leder würde verrottet sein. Nie zuvor in seinem Leben hatte er sich so miserabel und elend gefühlt.
    Die Hitze machte ihn ganz benommen, was ihn – zusätzlich zu der Tatsache, dass er vor Durst verging und schon tagelang nichts Ordentliches mehr gegessen hatte – zum Schluss kommen ließ, dass er womöglich halluzinierte. Er hatte schon einige Zeit lang Stimmen in den Bäumen um sich herum gehört: flüsternde Stimmen, die über ihn redeten und ihn auslachten. Sein Verstand sagte ihm, dass das nur der Klang des Windes sei, der durch die Blätter fuhr. Aber ein anderer Teil seines Bewussteins wollte die Stimmen wütend anbrüllen und ihnen befehlen, damit aufzuhören. Und sie dann vielleicht erschießen, falls sie nicht gehorchten.
    Er hatte bis zu diesem Zeitpunkt bereits einige Tiere zu Gesicht bekommen, die all seine Vorstellungskraft überstiegen und deren Anblick ihm die Sprache verschlagen hatte. Vielleicht waren sie real; vielleicht aber waren es auch nur Ausgeburten seiner Wahnvorstellungen. Er hatte Affen mit riesigen Knollennasen gesehen; hellorangefarbene Frösche ebenso wie rote und blaue, die so groß waren wie sein Daumen; einen perfekt proportionierten, ausgewachsenen Elefanten, der ihm jedoch gerade mal bis zur Schulter reichte; und ein schweineartiges Tier mit dunklen Haaren und einer langen, spitzen, biegsamen Schnauze. Wie viele dieser Wesen mochten wohl real sein, und wie viele waren nur das Produkt seines fiebrigen Gehirns?
    Da blieb Will Gimson neben ihm stehen. Er beugte sich vornüber und sog, die Hände auf den Knien, gierig große Mengen der heißen, dunstigen Luft ein. »Brauch mal ’ne Minute Pause«, stieß er keuchend hervor. »Mann, jeder einzelne Schritt fällt mir schwer.«
    Hillager nutzte die Gelegenheit, um sich die Stirn mit einem Taschentuch abzuwischen, das vermutlich nasser war als sein Gesicht. Gut möglich, dass er Sinnestäuschungen unterlag, denn er brütete irgendein tropisches Fieber aus. Diese bornesischen Wälder steckten voller seltsamer Krankheiten. Er hatte von Männern gehört, die als verschollen gegolten hatten und dann nach ein paar Wochen plötzlich wieder aus dem Urwald aufgetaucht waren – die Gesichter von Pusteln übersät oder buchstäblich von den Schädelknochen gerutscht.
    Nervös blickte er sich um. Selbst die Bäume schienen sich über ihn lustig zu machen. Ihre knorrigen Stämme schraubten sich in bizarren Windungen in die Höhe, und kleinere Pflanzen und Lianen wucherten wie Parasiten aus ihnen hervor. Das Dickicht der ineinander verschlungenen Pflanzen versperrte den Blick auf den Himmel und ließ nur ein diffuses grünliches Licht bis nach unten dringen.
    Trotz der Hitze fröstelte es ihn. Wenn er seinen Auftraggeber nicht noch mehr gefürchtet hätte als diesen albtraumhaften Ort, wäre er niemals hergekommen.
    »Lassen wir es für heute gut sein«, drängte er. Er hatte nicht die geringste Lust, auch nur eine einzige weitere Minute in diesem Dschungel zu verbringen. Er wollte einfach nur noch zurück zum Hafen, um dort die Tiere zu verladen, die sie gefangen und in Kisten gepfercht hatten, und wieder in die Zivilisation zurückkehren. »Hier sind keine. Außerdem haben wir schon genug Tiere zusammen, um ihn glücklich zu machen. Lassen wir das eine doch einfach. Er wird’s nicht mal merken.«
    »O doch, das wird er«, entgegnete Gimson mit grimmiger Stimme. »Wenn wir auch nur eins von den gewünschten Viechern nicht dabeihaben, wird er ausgerechnet das sehen wollen, das wir nicht gefunden haben.«
    Hillager wollte ihm gerade widersprechen, als Gimson plötzlich rief: »Warte! Ich glaub, ich seh einen!«
    Hillager bewegte sich auf die Stelle zu, wo sein Kumpan immer noch vornübergebeugt dastand und auf den Fuß eines Baumstammes starrte.
    »Guck mal«, sagte Gimson und zeigte auf
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