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Yoga Bitch

Titel: Yoga Bitch
Autoren: Danijela Pilic
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denke ich dann: Puh! Du hast nur geträumt, dass du alt bist. Und dann, wenn ich ein paar Sekunden wach bin und nachrechnet habe, packt es mich erst recht: Ich bin alt.« Polly war 36. Das machte mir Hoffnung, denn sie sah für ihr Alter unverschämt gut aus. (Natürlich tat sie viel mehr dafür als ich.) Außerdem heiterte mich ihr Alter allein schon deshalb auf, weil ich jünger war als sie – ein klares Zeichen fürs Älterwerden.
Woran man merkt, dass man älter wird
– Man kann sich lebhaft an Dinge erinnern, die vor 20 Jahren passiert sind.
– Man hebt Artikel über das Einfrieren von Eizellen und Fruchtbarkeit über 40 auf.
– Man findet im Radio immer öfter nur noch den Golden-Oldies-Kanal oder den Klassiksender erträglich.
– Man sagt zu Kindern Dinge wie »Als ich klein war, hatten wir noch keine Handys«.
– Man findet, dass Kinder wahnsinnig schnell wachsen.
– Man erwägt eine Möbelanschaffung auf Raten.
– Man nimmt Tante Helgas Teeservice, das die eigene Mutter einem seit zehn Jahren andrehen will, endlich an.
– Man räumt auf, bevor die Putzfrau kommt.
– Man überlegt sich jetzt schon, wohin man sich was ins Gesicht spritzen lassen würde, wenn es denn so weit wäre.
– Man hat den 80er-Trend schon einmal mitgemacht, nämlich in den 80ern.
– Man sagt nicht mehr: »Dafür bin ich zu alt.« Das hört sich höchstens mit 33 noch ironisch an.
– Man bemerkt seltsame Veränderungen an seinem Körper.
    Der letzte Punkt in dieser Liste beinhaltet – und das ist der erschreckende Teil, auf den einen niemand vorbereitet – nicht nur zu erwartende Anzeichen wie Falten und welkeres Fleisch. Nein, es gibt schockierende, sonderbare Entwicklungen, mit denen ich nicht gerechnet hätte: zum Beispiel drei lange Haare auf der Rückseite meines Oberschenkels. Ein Haar, das einem Muttermal entwuchs und mich als alte Hexe abstempelte. Drei volle Tage, um mich von einem Kater zu erholen. Ein Zahn, der sich auf seine alten Tage in eine andere Richtung entwickeln wollte als seine Nachbarn. Und überhaupt, die Zähne: Bei so viel Kaffee, Rotwein und Zigaretten kann niemand eine weiße Weste behalten. Und auch der ganze zu erwartende Rest, von dem man trotzdem überrascht wird: Pigmentflecken. (Ich bestand letztes Jahr auf der Biopsie eines Muttermals, bis der Hautarzt mir milde lächelnd entgegnete: »Das ist ein Altersfleck.«) Lider, die schlupfiger werden. Haut, die schon Falten hat, aber leider immer noch zu Akne neigt. Der leichte Ansatz eines Doppelkinns. Bindegewebe, das nicht mehr bindet. Und das Schlimmste: Es ist klar, dass es mit der Zeit nur noch ärger wird.
    »Ach, und noch was«, sagte Polly. »Ich sage ab sofort nicht mehr, wie alt ich bin. Scheiß auf meine Grundsätze von vorgestern. Ges-tern sprach mich auf dieser Party ein Typ an und fragte, wie alt ich sei. Als ich es ihm sagte, drehte er sich um und ließ mich stehen. Ohne ein Wort.«
    »Aber das heißt doch nicht, dass du alt bist. Das heißt doch nur, dass er ein Arschloch ist«, entgegnete ich.
    »Ja, aber ein junges Arschloch. Ich will doch nicht alle jungen Arschlöcher von vornherein verprellen.«
    *
    Es ist heute insofern schwieriger als früher, auf die 40 zuzusteuern, weil sich die Spielregeln geändert haben, während wir uns weigerten erwachsen zu werden. Ungefähr zur Volljährigkeit hatte man eine Vorstellung davon, wie 40 auszusehen hat – und damit meine ich nicht nur eine äußerliche Vorstellung. Wer, wie meine Freundinnen und ich, Ende der 80er, Anfang der 90er über 40 nachdachte, hatte wahrscheinlich folgende Elemente als Grundpfeiler des Lebens im Kopf: Mann, Kinder, Arbeit, Wohnung, Auto, Hund –
wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Ich ging nun rasanter als mir lieb war auf die 40 zu, und ich hatte einen Job – mehr nicht. Mit 18 war mir klar gewesen: 40 ist alt. Es ist mehr als nur der Anfang vom Ende. Es ist das endgültige Ende der Jugend, und es gibt nichts, was man dagegen tun kann.
    Heute lässt sich sehr viel dagegen tun. Man kann sich, wie gesagt, weigern erwachsen zu werden und man kann viel dagegen unternehmen, alt auszusehen. Heute sind Ü-40er in After Hours anzutreffen, und es muss gar nichts Tragisches an sich haben. Ü-40er sind auch shoppend bei H&M anzutreffen, wo sie sich neben 15-jährigen Schülerinnen auf die Teile der neuen Lanvin-Kollektion stürzen, und ja, warum auch nicht? Wer von einer 46-jährigen Mutter von drei Töchtern spricht, kann damit Yasmin Le Bon meinen, die
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