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Yoga Bitch

Titel: Yoga Bitch
Autoren: Danijela Pilic
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Lippen spritzen lassen«, sagt sie und schürzt diese. »Hyaluronsäure ist in LA so was von over .«
    »Hattest du denn überhaupt zwei Gramm Fett in deinem Arsch?«, fragt Rosa.
    »Haha«, antwortet Polly.
    »Gott, ist das ekelhaft«, sagt Sophie und nimmt ein zweites Stück Börek. »Du hast Arschfett in deinem Gesicht.«
    »Das ist nicht ekelhaft, das ist das Beste überhaupt. Wird vom Körper perfekt angenommen und baut sich nicht wie Hyaluronsäure nach sechs Monaten ab.«
    Dann klärt uns Polly über das Goldfädenlifting auf und fügt hinzu: »Mein Arzt hat das auch bei Madonna gemacht.«
    »Aber so wie die will man doch nicht aussehen. Die alte Plastikfresse mit ihrem Knorpelkörper«, sagt Alev.
    »Die hat total den Bezug verloren. Sie weiß nicht mehr, was gut aussieht. Ihre Bäckchen sind zu prall und sie hat diese wächserne, glänzende, straffe Zu-viel-Botox-Visage. Das ist mindestens genauso peinlich wie ihre Ed-Hardy-Kappen«, lästert Rosa.
    »Aber sie ist 52. Für 52 sieht sie toll aus«, sagt Polly.
    »Sie sieht aber auch aus wie jemand, der es hasst, 52 zu sein. Hasst sie sich selbst? Das ist meine Küchenpsychologie-Frage des Abends«, werfe ich in die Runde und probiere die Plätzchen. Sie schmecken wie nasse Pappe.
    »Madonna hat einfach keinen Geschmack. Wenn man irgendwo nachhilft, dann ist das Wie und Bei wem und Wie viel und Wohin und Wie häufig genauso eine Stilfrage wie die Klamotten, die man anzieht oder wie man die Haare trägt. Und Goldfäden sind nichts Neues, das lassen sich Russinnen seit 20 Jahren machen«, sagt Rosa.
    »Ihr spinnt doch alle!«, ruft Sophie.
    »Wieso denn?«, fragt Polly.
    »Yoga Bitches. Wir reden jetzt seit einer Stunde nur über Yoga, was wir essen beziehungsweise was wir nicht essen, welchen Sport wir gerade treiben, welches Arschfett wir uns wohin spritzen. Ich meine: Wir reden noch nicht einmal mehr über Männer, geschweige denn über uns. Das ist doch krank«, sagt Sophie.
    Dann haut sie auf den Tisch, gießt sich ein Glas Wodka ein und sagt: »Scheiß auf Yoga Bitch. Ihr wart echt mal spannender. Ich habe die Schnauze voll.«
    Ich gieße mir auch ein Glas ein, denn erstens ist Wodka das kalorienärmste Getränk und zweitens: Sophie hat recht. Wir sind alle Yoga Bitches. Ich! Ich, die noch letztes Jahr ein »Fuck Yoga«-Shirt trug. Ich bin auch eine Yoga Bitch. Aber: Ich habe die Schnauze noch lange nicht voll.
    *
    Ich war nicht immer so. Ich höre mich an wie meine Oma, wenn ich das sage, aber: Als ich noch jung war, gab es das – die Gattung der Yoga Bitch – noch nicht. Was meine Oma angeht: Bei ihr gab es das erst recht nicht. In der Zeit, als meine Oma so alt war wie ich, also 34, war Marilyn Monroe das Schönheitsideal, und die gälte heute, mit ihrer Kleidergröße 42, als dick. Außerdem wäre sie nach heutigen Maßstäben skandalös untrainiert: kein durchtrainierter Bauch, keine definierten Arme, keine stählernen Schenkel. Wie man weiß, starb Marilyn, bevor das Altern sie umbringen konnte, doch wahrscheinlich wäre sie so ähnlich gealtert wie der Rest ihrer Generation. Irgendwann, ab etwa 40, galt eine Frau früher nach stillem Einverständnis als alt. Das Altwerden ließ sich besser oder schlechter erledigen, aber es gab keine Möglichkeiten, es aufzuhalten, und keinen richtigen Anreiz, dagegen anzukämpfen. Man wusste, dass man dick wird, wenn man zu viel isst, und freundete sich meist irgendwann damit an. Man pflegte sich (manche mehr, manche weniger), färbte sich vielleicht den Ansatz, trug Lippenstift auf, und hoffte, dass man seine Zähne und Haare so lange wie möglich behalten konnte und dass die Schwerkraft so gnädig wie nur möglich mit einem umgehen würde.
Old School Beauty (oder: Was Schönheit im letzten Jahrhundert bedeutete)
– Man wusste nicht, was ein »Brazilian« ist. Hätte man es gewusst, hätte man es sich nie angetan.
– Man ging seit Jahren zu ein und derselben Kosmetikerin und hatte keinen Botox-Arzt, den man austauscht, wenn er out ist.
– Man kannte nicht den Unterschied zwischen Botox und Kollagen und sagte Sätze wie: »Die hat doch Botox in den Lippen.«
– Man lackierte sich Fuß- und Fingernägel in derselben Farbe, meist in Rot, aber auf keinen Fall in Rouge Noir, Jade oder Khaki.
– Man dachte, Fett mache fett. Kohlenhydrate hielt man damals noch für die good guys.
– Man trieb keinen Sport, vor allem nicht in großen Räumen mit vielen anderen Leuten zusammen.
– Man faselte nicht von Superfood,
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