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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
Autoren: Maria V. Snyder
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gegangen, doch meine Eltern bestanden darauf, dass ich sie ins Gästequartier des Bergfrieds begleitete. Leif, Irys und Bain kamen mit mir. Zu sechst saßen wir im Wohnzimmer und tranken Tee. Eingeklemmt wie eine Gefangene hockte ich zwischen meiner Mutter und meinem Vater auf dem Sofa. Meine Sehnsucht nach Valek wuchs von Minute zu Minute.
    Bain und Irys zeigten größtes Interesse an meinen Erlebnissen in der Feuer- und Schattenwelt. Nachdem ich ihnen in aller Kürze Bericht erstattet hatte, musste ich Bain versprechen, ihn zu besuchen und ihm alles ausführlich zu erzählen, damit er meine Erlebnisse in seinem Buch veröffentlichen konnte.
    „Du hast den Meistertest bestanden“, verkündete Irys.
    „Was?“ Überrascht vom abrupten Themenwechsel, hätte ich mich beinahe an meinem Tee verschluckt.
    „Du hast die Unterwelt besucht und bist mit einem geistigen Führer zurückgekehrt. Das Treffen mit dem Flammenmenschen war deine Herausforderung und seine Niederlage dein Erfolg.“
    „Aber ich habe keinen geistigen Führer.“
    Leif lachte. „Deine Fledermaus! Mir ist sie von Anfang an sehr seltsam vorgekommen. Abgesehen davon war es ja nicht zu übersehen, dass sie ständig in deiner Nähe sein wollte.“
    „Leif, das ist nicht nett nach allem, was deine Schwester für dich getan hat“, ermahnte Perl ihn.
    „Stimmt. Wie konnte ich nur vergessen, dass sie mich als Köder für eine Halsbandschlange benutzt, mich in Ixia unter Hausarrest gestellt und in einem Sarg in den Bergfried geschmuggelt hat. Ganz zu schweigen von der Zeit, als …“
    Ich ignorierte Leifs Gezeter, während ich darüber nachgrübelte, warum es ausgerechnet eine Fledermaus war. Warum nicht etwas Furcht einflößendes wie ein Feuerdrachen oder eine Halsbandschlange? Irys hatte einen Habicht, Bain einen Windleoparden und Zitora ein Einhorn. Beim Gedanken an Zitora fiel mir ein, dass ich sie unbedingt auf der Krankenstation besuchen musste. Beim Kampf mit den Fälschern war sie schwer verwundet worden, und ihre Genesung dauerte immer noch an.
    Immer wieder schaute ich aus dem Fenster. Vielleicht würde ich ja Valek irgendwo entdecken. Ich überlegte mir, unter welchem Vorwand ich die Runde verlassen könnte, um nach ihm Ausschau zu halten.
    Bain unterbrach Leifs Schimpfkanonade. „Gemäß unserer Satzung ist Yelena jetzt die Vierte Magierin.“
    Ich hob die Hand, um weitere wilde Spekulationen im Keim zu ersticken. „Moment mal! Ich kann weder Feuer entfachen noch Objekte in Bewegung setzen wie die Meister. Ich bin eine Seelenfinderin. Meine Aufgabe besteht darin, verlorene Seelen zu finden und sie nach Hause zu schicken – auch die Seelen von Ixia. Außerdem brauchen beide Länder immer noch eine Vermittlerin. Diese Aufgabe will ich wieder übernehmen.“
    Wobei der erste Punkt auf meiner Liste darin bestand, nachzuprüfen, wie aufrichtig Cahils Absichten waren. Zweifellos hatte er dem Rat einen unschätzbaren Dienst erwiesen, als er den Kampf gegen Roze tatkräftig unterstützte, und dass er sämtliche Verstecke der Würmer aufgespürt hatte, konnte ihm ebenfalls nicht hoch genug angerechnet werden. Ich war mir jedoch nicht sicher, ob er es in seiner neuen Rolle nicht doch noch irgendwie versuchen würde, den Thron von Ixia zu erobern.
    „Was machen wir eigentlich mit diesen Glasgefängnissen?“, wollte Leif wissen. „Sie werden zwar bewacht, aber wir wollen doch nicht, dass sie in die falschen Hände geraten.“
    „Was würde passieren, wenn sie zerbrechen?“, hakte Perl nach.
    Alle schauten mich an. „Wenn die Seelen befreit werden, gehen sie in die Feuerwelt ein. Es sei denn, es gibt noch einen Seelenfinder, der sie irgendwo anders hinschickt.“
    „Irgendwo anders hin?“ Leif zog die Augenbrauen hoch.
    „In einen anderen Körper oder in den Himmel.“ Ich seufzte. „Wir müssen ein sicheres Versteck finden, wo sie gut bewacht werden können.“
    „Der Bergfried“, schlug Bain vor.
    „Im Dschungel von Illiais gibt es ein paar unzugängliche Höhlen“, warf Esau ein.
    „Unter den Smaragd-Bergen“, meinte Irys.
    „An der tiefsten Stelle des Sees versenken“, sagte Leif.
    „Unter dem Eis des Nordens vergraben“, empfahl Perl.
    „Das sind alles gute Vorschläge. Aber letztlich muss die Versammlung darüber beraten und entscheiden.“
    Irys und ich wechselten einen Blick. Sie warf mir ein schiefes Lächeln zu. Wir wussten beide, dass der Rat monatelang diskutieren würde und es schließlich doch mir überlassen blieb,
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