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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
Autoren: Maria V. Snyder
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unterwegs zum Übungsgelände. Langsam kam er näher, und ich machte mich schon auf einen Kampf gefasst. Mit meinem zweiten Gesicht studierte ich seine Gefühle. Sie waren geprägt von Hass, Entschlossenheit und Angst.
    Am Zaun blieb Cahil stehen. „Ich bin nicht zum Kämpfen gekommen“, erklärte er. „Ich möchte mit dir reden.“
    Ari und Janco schien seine Anwesenheit kaltzulassen; ungerührt setzten sie ihre Diskussion fort. Allerdings waren sie auch nie Zielscheibe von Cahils Wut gewesen. Mit dem Streitkolben in der Hand ging ich langsam näher. Gut, dass der Zaun zwischen uns war.
    „Worüber möchtest du reden?“
    Cahil holte tief Luft und atmete sie schnell wieder aus. „Ich wollte …“
    „Na los. Sag schon.“
    Cahils blaue Augen blickten irritiert. Dann nahm er sich zusammen. „Ich wollte eine Erklärung abgeben.“
    „Eine Erklärung, warum du gemein, rücksichtslos und opportunistisch bist …?“
    „Yelena! Würdest du mich bitte ausreden lassen?“
    Mein Gesichtsausdruck musste ihm eine Warnung gewesen sein, denn er beeilte sich weiterzureden. „Du siehst immer nur das Schlechte in mir. Kannst du nicht einfach mal nur zuhören?“ Er machte eine Pause. „Bitte?“
    „Na gut.“
    „Als ich herausgefunden hatte, dass kein königliches Blut in meinen Adern fließt und dass ich mein ganzes Leben lang einem Irrtum hinterhergelaufen bin, wollte ich es nicht wahrhaben. Selbst als Marrok zugab, dass ich nur der Sohn eines Soldaten bin, habe ich mir die Ohren zugehalten. Sozusagen. Stattdessen war ich wahnsinnig wütend auf dich und Valek. Also habe ich mir vorgenommen, die Ratsmitglieder dazu zu bringen, mich bei einem Angriff auf Ixia zu unterstützen, um wieder auf den Thron zu gelangen.“ Betreten schaute Cahil auf das Schwert in seiner Hand. „Du weißt, wie es danach weitergegangen ist. Ich habe vollkommen die Orientierung verloren und Roze jede Lüge geglaubt.“
    Cahil reichte mir sein Schwert. Es hatte dem König von Ixia gehört. Nach dem Mord am König hatte man Cahil das Schwert übergeben – eine List, um ihn im Glauben zu wiegen, er sei der Neffe des Herrschers.
    „Gib es dem Commander“, bat Cahil. „Von Rechts wegen sollte das Schwert ihm gehören.“
    „Hast du den Wunsch, Ixia zu regieren, aufgegeben?“
    Er schaute mich an, und beim Blick in seine Seele entdeckte ich eine neu erwachte Entschlossenheit. „Nein. Ich will Ixia noch immer vom strengen Regiment des Commanders befreien. Aber ich habe nicht länger das Gefühl, den Thron erben zu wollen. Dieses Privileg möchte ich mir verdienen .“
    „Das hört sich wirklich interessant an. Wir sollten darüber reden.“ Ich wich seinem Blick nicht aus.
    „Das sollten wir wirklich tun.“
    Die Vorladung von Botschafterin Signe erreichte mich, nachdem ich ein langes heißes Bad genommen hatte. Ich tauschte meinen zerrissenen Mantel und meine verräucherte Kleidung gegen eine saubere Baumwollhose und ein frisches Hemd. Meine Haare waren in der Unterwelt nicht gewachsen, aber immerhin lang genug, dass sie mir glatt am Kopf lagen.
    Die Botschafterin erwartete mich im Verwaltungsgebäude des Bergfrieds. Während ihres Aufenthalts standen ihr ein Besprechungs- sowie ein Arbeitszimmer zur Verfügung. Ich eilte die Stufen zum Marmorgebäude hinauf. Die Hoffnung, Valek dort zu treffen, beflügelte meine Schritte. Umso größer war meine Enttäuschung, als ich ihn nirgendwo entdeckte. Ging er mir etwa aus dem Weg?
    Botschafterin Signe hieß mich herzlich willkommen und erkundigte sich nach meinem Befinden. Aufmerksam betrachtete ich ihr Gesicht. Die Ähnlichkeit mit den fast grazilen Zügen des Commanders war verblüffend, doch ihr fehlte der entschlossene Blick seiner goldbraunen Augen. Mit meiner neuen Wahrnehmungsfähigkeit bemerkte ich die beiden Seelen, die sich einen Kampf um die Vorherrschaft lieferten. Mal gewann die eine, mal die andere, aber die rote Spirale des Konflikts war stets deutlich erkennbar.
    „Irys Jewelrose hat mir mitgeteilt, dass du deine Rolle als Vermittlerin wieder übernehmen möchtest. Stimmt das?“
    „Ja. Ratgeberin des Commanders zu werden ist zwar ausgesprochen verlockend, aber ich habe das Gefühl, ich sollte meine Talente sowohl für Ixia als auch Sitia einsetzen und dafür sorgen, dass die beiden Nationen in Verbindung bleiben und ein tieferes Verständnis füreinander entwickeln.“
    „Ich verstehe. Dann sollte deine erste Aufgabe darin bestehen, einen Lohn auszuhandeln.“
    „Einen
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