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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
Autoren: Maria V. Snyder
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fühlte sich seine Abwesenheit wie Eiseskälte auf meiner Haut an. Noch immer hielt ich Opals Fledermaus in der Hand, aber meine Verbindung zu Leif war abgebrochen.
    Auf meinem Weg durch die Schattenwelt fand ich überall verlorene Seelen. Immer wieder schaute ich dabei in die Feuerwelt, um sicherzugehen, dass der Flammenmensch blieb, wo er war. Je nach Verfassung fluchte er, verhöhnte mich oder versuchte, mich um den Finger zu wickeln.
    Irys, Leif und Bain sprachen zu mir durch die Glastiere. Sie waren die Einzigen, die die Gabe hatten, sie zu benutzen. Von ihnen erfuhr ich, dass Roze, Gede und die anderen Fälscher bald gehenkt werden würden. Ich bereitete mich auf ihre Ankunft in der Feuerwelt vor.
    Immer wieder nahm ich meine Fledermaus zur Hand und versuchte, Kontakt zu Valek herzustellen. Doch es wollte mir nicht gelingen. Mein Wunsch, zu ihm zu sprechen, und meine Sehnsucht, ihn im Arm zu halten, wurden immer größer. Die Enttäuschung über meine Unfähigkeit, mit ihm zu kommunizieren, führte dazu, dass sich ein Fenster zur wirklichen Welt öffnete, und ich konnte sehen, was sich rund um mein Feuer ereignete. Fast musste ich laut lachen. Mein Feuer! Warum nur war das Gefühl, es gehörte tatsächlich mir, so ausgeprägt? Doch rasch wurde ich wieder ernst. Ich wusste, dass mein Feuer gelöscht werden würde, nachdem Roze und die anderen erst einmal gehenkt worden waren, und dann würde sich auch das Fenster für immer schließen.
    Die Ratsversammlung beschloss, Roze und ihre Komplizen an Galgen zu knüpfen, die auf dem blutgetränkten Sand errichtet wurden. Anschließend wollte man ihre Leichen in meinem Feuer verbrennen. Eine Schmach, die man nur Verrätern zufügte.
    Den Sand würde man reinigen, und vielleicht würden die Gärtner Rasen säen. Oder Bäume. Blumen. Eine Gedenkstätte errichten? Vielleicht ein Denkmal ähnlich wie die Jadeskulpturen in der Zitadelle. Oder einen Brunnen, der an mich und Mondmann erinnern sollte.
    Oh nein! Jetzt wurde ich aber wirklich arg sentimental und pathetisch. Ich sah mich schon das Mahnmal entwerfen und seine Ausmaße in den Sand zeichnen. Was würden sie wohl mit all dem Sand anfangen? Ihn nach Booruby verfrachten, wo er zu Glas geschmolzen wurde? Damit Opal Feuer zu Eis machen konnte?
    Ein ungeheuerlicher Gedanke schoss mir durch den Kopf, und ich erstarrte. Während ich hin und her überlegte, entdeckte ich manche Schwachstellen und viele Gründe, warum es nicht funktionieren könnte. Aber erfolgreich oder nicht, hinterher könnte ich immerhin sagen, ich hätte es zumindest versucht. Und allein der Versuch würde Mondmann eine Weile davon abhalten, an mir herumzunörgeln.

35. KAPITEL
    W ährend ich mithilfe meiner Fledermaus Kontakt zu Leif aufnahm, hoffte ich, dass mir noch genügend Zeit bleiben würde. Sofort erklärte er sich bereit, mir zu helfen, und machte sich daran, alle nötigen Vorkehrungen zu treffen.
    Damit mein Plan funktionierte, mussten die Ereignisse in einer bestimmten Reihenfolge stattfinden. Ich kehrte in die Feuerwelt zurück. Der Flammenmensch sollte unser erstes Versuchskaninchen sein. Ich schaute aus meinem Fenster und wartete auf Leifs Rückkehr. In der Feuerwelt fühlte ich mich überhaupt nicht wohl. Der schrille Lärm verursachte mir Kopfschmerzen, und ein ekelhafter Gestank verpestete die Luft. Da gefiel mir die ereignislose Stille der Schattenwelt weitaus besser.
    Der Flammenmensch weidete sich an meiner Angst. „Schau doch nur, wie sehr du dich nach deiner Rückkehr sehnst. Deine Qualen sind mein einziges Vergnügen. Und ich werde meinen Spaß daran haben, dich hierzubehalten. Ich spüre bereits einen unglücklichen Jungen, der sich an seinen Folterern rächen will. Wenn sein Wunsch stärker wird, kann ich mit ihm reden. Es sei denn, du verhinderst es.“
    Unversehens stiegen Zweifel an meinem Plan in mir auf. War ich egoistisch? Konnte ich noch Seelen retten, die an die Schattenwelt verloren gegangen waren? Immerhin war es mir ja zuvor mit den Geistern in Owl’s Hill gelungen. Ich ignorierte meine Befürchtungen und hörte nicht auf die Kommentare des Flammenmenschen.
    Die Zeit verrann. Waren es Wochen oder Monate? Ich hätte es nicht sagen können. Als ich den Bergfried durch mein Fenster betrachtete, stellte ich fest, dass die kalte Jahreszeit vorbei war und die warme Jahreszeit ihren Höhepunkt erreicht hatte. Leif versorgte mich mit den neuesten Nachrichten. Nun, da ich die Aussicht hatte zu entkommen, wurde meine Ungeduld
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